Drängeln und draufzahlen

Die lange Nacht der Mode ist völlig überbucht: Die Promis haben keinen Platz, müssen die Drinks zahlen – und flüchten.
von  Kimberly Hoppe
Das Model Gitta Saxx (l) und die Schauspielerin Doreen Dietel kamen bebrillt.
Das Model Gitta Saxx (l) und die Schauspielerin Doreen Dietel kamen bebrillt. © dpa

München - Es geht schon mal gut los: Die Schlange an der Garderobe ist so furchtbar lang, dass die meisten Gäste ihre dicken Mäntel im Filmcasino anbehalten, obwohl es drinnen knackig warm ist. Aber: Anstehen gehört nicht gerade zu den Lieblingsbeschäftigungen der Promis. Dementsprechend wird gleich zum Start gemeckert.

„Die lange Nacht der Mode“, die aus drei Modeschauen besteht (siehe links), ist an diesem Donnerstag total überbucht. Es ist so brechend voll, dass kein Durchkommen ist – nirgendwohin. Es gibt Gratis-Prosecco, doch wer mehr als fünf Minuten nach 19 Uhr kommt, hat Pech: Der Prosecco ist aus. Jetzt müssen die Gäste ihre Drinks selbst bezahlen – und das mögen sie noch viel weniger als anstehen. Praktischerweise ist die untere Bar verwaist. Oben hat deshalb eine Barkeeperin alle Hände voll zu tun. Becks wollen die weiblichen Gäste nicht trinken, es gibt zwar Weißwein, aber leider keine Gläser und auch keinen Korkenzieher.

„Wir sind nur Aushilfen“, sagt die überforderte Mitarbeiterin entschuldigend. Nach der Show von Sonja Kiefer, die viele Gäste nicht mal ansatzweise erahnen können, weil ihnen Menschen-Massen den Blick (und den Weg) versperren, drängeln Hunderte Richtung Ausgang oder Bar. Die Gäste der zweiten Show von Marcel Ostertag wollen aber lieber nach oben und bleiben stecken. „Das ist wie in Duisburg“, schimpfen übertrieben einige Fashion-Fans, die sich eigentlich sehr gefreut hatten, dass endlich mal eine Mode-Party in München stattfindet. Andrea Waldecker (Tambosi):

„Was für ein Irrsinn. Alle haben verschieden farbige Bänder, keiner schaut mehr durch – ich habe Angst, zerquetscht zu werden. Deshalb haue ich jetzt lieber ab!“ Moderatorin Andrea Kempter: „Eine absolute Fehlorganisation! Leider unfassbar provinziell.“ Topmodel Papis Loveday: „Ich kriege Platzangst da drinnen und verschwinde jetzt.“ Playmate Gitta Saxx: „Echt schade, aber es ist wirklich viel zu voll.“ Selbst Designerin Sonja Kiefer ergreift nach ihrer Show mit Gitta und Karen Webb die Flucht ins benachbarte Schumann’s.

„Ich hatte 250 Leute eingeladen, aber ich weiß nicht, wer diese Massen eingeladen hat. Die Organisatoren haben den Ansturm total unterschätzt. Es tut mir echt leid, dass nicht jeder Platz hatte“, sagt sie. Der Platz ist im Filmcasino das angesagte Must-Have, aber leider Mangelware. Selbst auf der Aftershow-Party kurz vor 23 Uhr gilt: drängeln, drücken, draufzahlen. München schreit offenbar nach Mode – aber an diesem Abend noch mehr nach einem Glas Champagner und einem Häppchen. Moderatorin Sandra Ahrabian zeigt sich entsetzt:

„Jetzt haben wir in München endlich eine Mode-Nacht und die könnte nicht weiter weg sein von New York, Paris oder Mailand. Dagegen hat ja Fürstenfeldbruck viel mehr Glamour!“ Wie konnte die so sehnsüchtig erwartete Fashion-Feier so gründlich in die Hose gehen? Max Braunmiller, einer der Filmcasino-Betreiber, erklärt es so: „Wir wollten einfach nett sein, Herz haben und niemanden ausladen.“ Herzig, aber Exklusivität wird nie unmodern sein.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.