Dirty Olli – so eklig wie Schmidt?
Oliver Pocher startet am Freitag mit seiner eigenen Late-Night-Show auf Sat1 – „ohne Anstandsdame“, wie der Sender betont.
Sich aus dem Schatten von Harald Schmidt zu befreien, ist gar nicht so einfach. Schon gar nicht, wenn sich der bärtige ARD-Entertainer die Ex von Oliver Pocher ins Studio lädt und in deren Bauchnabel spuckt, um dann genüsslich Brausepulver daraus zu schlürfen. Der Begriff Ekel-Fernsehen bekommt eine neue Dimension – und der Zuschauer kennt sich nicht mehr aus. War nicht Harald Schmidt der geistvolle Intellektuelle und Oliver Pocher der Straßenköter mit Instinktwitz?
Am Freitag nun könnte sich Oliver Pocher revanchieren. Die Rache allerdings wird schwierig. Denn welche Ex von Schmidt könnte sich Pocher ins Studio laden? Um 22.15 Uhr startet der 31-Jährige auf Sat 1 seine Solo-Late-Night-Karriere denn auch mit ganz anderen Gästen: Die kolumbianische Sängerin Shakira und Johannes B. Kerner werden in der ersten „Oliver-Pocher-Show“ erwartet. Harald Schmidt will er bei Sat 1 nicht empfangen. „Ich will mir ja nicht die Quote kaputt machen“, sagt Pocher. Um dann fast trotzig hinzuzufügen: „Jetzt ist es an der Zeit, alleine zu bestehen.“
Bei der ARD, wo er mit seiner brachialen Komik mehrfach für Ärger sorgte, sei er ja geradezu „der Untergang des Abendlandes“ gewesen, meint Pocher. „Ich hab’ die Sendung kaputt gemacht, ich hab’ die ganzen Skandale besorgt, und Harald war der Gute.“ Bis zu einem gewissen Zeitpunkt habe ihm die Show zusammen mit Schmidt Spaß gemacht. Doch dann habe es auf einmal geheißen, Pocher sei zwar ein Talent, aber mehr auch nicht.
„Dann muss man sein Talent eben woanders einbringen“, sagt Pocher. Und genau das werde er jetzt tun. Die ersten Folgen von Schmidts neuer Solo-Late-Night-Show im Ersten habe er übrigens, „wie viele andere Zuschauer auch“, gar nicht gesehen.
Schmidt hat tatsächlich durchwachsen vorgelegt. Mit knapp über 1,3 Millionen Zuschauern lag er mit den ersten beiden Sendungen im durchschnittlichen Bereich von „Schmidt und Pocher“. Pochers Freitags-Sendeplatz ist allerdings nicht ganz ungefährlich. Ausgerechnet zum Start von „Die Oliver Pocher-Show“ veranstaltet Günther Jauch bei RTL als Gegenprogramm „Das große Ost-West-Duell“ mit jeder Menge prominter Kandidaten.
Dazu kommt: Die Sat1-Comedys am Freitagabend laufen mies, ein schweres Erbe für Pocher.. Der sieht’s gelassen: „Die Zuschauer haben fast immer Recht“, meint er. „Wenn die Leute sich Comedy-Formate nicht ansahen, dann lag es daran, dass diese nicht lustig waren.“ Sich selbst hält er dagegen für umgemein lustig. „Ich habe den Anspruch, den Freitagabend aus der Einstelligkeit herauszuholen.“ Gefragt nach der erhofften Einschaltquote, meint Pocher grinsend, er halte sich an die SPD: Mit 23 Prozent sei er zufrieden.
Was hat er nun konkret in der einstündigen Show geplant? In jeder Sendung begrüßt Pocher zwei Gäste, Prominente, aber auch vermeintlich „normale“ Menschen. Dazu gibt’s die Rubrik „Pochers Auftrag“, in der der Comedian und Moderator eine ihm gestellte Aufgabe widerspruchslos erfüllen muss, zum Beispiel von einer 20 Meter hohen Klippe ins Meer zu springen. Ein Wiedersehen mit altbekannten Pocher-Figuren gibt es auch: Der ganzkörperverspannte Torwart Oliver K. und Fußball-Philosoph Prinz Poldi haben ihre Auftritte.
Für die Einspieler habe er auf dem Oktoberfest nach Prominenten gesucht. Außerdem spielt eine sechsköpfige Frauenband in der Show. „Es war schwer, Frauen zu finden, die einigermaßen gut aussehen und auch noch ein Instrument spielen können“, sagt Pocher gewohnt provozierend. Zunächst sind 33 Folgen der Show geplant.
aka
Freitags, Sat1, 22.15 Uhr