Diese Bismarcks - Chronik eines deutschen Familiendramas

Adel verpflichtet - doch die Bismarcks kommen dieser Pflicht oft nur ungenügend nach. Die Ur-Ur-Enkel des ersten Reichskanzlers, Otto von Bismarck, machen vornehmlich durch Streitereien und Skandale auf sich aufmerksam. Eine kurze Chronik einer zerissenen Familie.
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Sie stammen von einem alten, ehrwürdigen Adelsgeschlecht ab. Sie sind die Nachfahren von Otto Fürst von Bismarck, dem ersten Reichskanzler des Deutschen Reiches. Und sie sind offenbar eine zerrissene Familie: In der aktuellen Ausgabe der "Bild am Sonntag" berichtet Carl-Eduard von Bismarck (52) erneut von Zerwürfnissen innerhalb der Familie und von Geldsorgen. Tatsächlich ist dies nur ein weiteres Beispiel für die Probleme, mit der die aktuelle Generation der Familie zu kämpfen hat. Drogen, Alkohol, Skandale, Krankheit... es ist eines der großen Familiendramen Deutschlands.

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Die wohl wildesten Geschichten ranken sich um den 2007 verstorbenen Gottfried von Bismarck. Während seines Studiums in Oxford machte "The Count", wie er in England genannt wurde, nicht nur wegen seiner Vorliebe für Netzstrümpfe und Lippenstift auf sich aufmerksam, sondern vor allem durch seine legendären Parties. Trauriger Höhepunkt Gottfrieds wilder Studienzeit war der Tod der Politiker-Tochter Olivia Channon, die sich seinem Zimmer eine Überdosis Heroin spritzte. Gottfried beendete daraufhin sein Studium in Deutschland und schaffte es lange Zeit, ein seriöses Image aufrecht zu erhalten.

Zurück in London holte den mittlerweile offen homosexuellen Grafen seine Genusssucht jedoch wieder ein. Bei einer Party kam es zur Tragödie, als ein 41-jähriger Mann vom Dach seiner Wohnung stürzte und starb; im Blut des Toten war Kokain nachzuweisen. Bismarck wurde vom Gericht von jeglicher Mitschuld freigesprochen, sah den Vorfall allerdings als Weckruf, sein Leben zu ändern. Freunde berichteten, er wolle von den Drogen loskommen - vergeblich. Im Alter von 44 Jahren starb er an einer Überdosis Heroin und Morphium.

Mittlerweile gilt sein Bruder Carl-Eduard in der Öffentlichkeit als das schwarze Schaf der Familie Bismarck. Er reihte in der Vergangenheit einen Skandal an den anderen. Der Ur-Ur-Enkel des "Eisernen Kanzlers" Otto und ehemalige CDU-Politiker wurde in der Presse als faulster Bundestagsabgeordneter Deutschlands bezeichnet. Während seiner Zeit als Parlamentarier glänzte er bei Plenumssitzungen und Ausschüssen gerne durch Abwesenheit; vielen wichtigen Abstimmungen wohnte er gar nicht erst bei. Viele Parteifreunde wandten sich von ihm ab, 2008 gab er schließlich seinen Austritt aus der CDU bekannt.

Die wenig rühmliche politische Laufbahn ist nicht der einzige dunkle Punkt in Carl-Eduards Biografie. Das "Sucht-Gen", wie er es in einem "Bild"-Interview aus dem Jahr 2010 bezeichnete, machte auch vor ihm nicht Halt. Seit seiner Jugend habe er Probleme mit Alkohol gehabt; zu schlimmsten Zeiten habe er Unmengen an Wodka getrunken. Eine trunkene Autofahrt "Calles" machte Schlagzeilen. Nicht zuletzt wegen der Familienstreitereien sei es immer wieder zu Rückfällen gekommen, erzählte er nun der "Bild am Sonntag". Mit der Unterstützung seiner dritten Frau Nathalie ist ihm der Entzug in New York vorerst gelungen.

Die Skandale um die beiden Brüder Gottfried und Carl-Eduard sind ausführlich und sehr öffentlich dokumentiert. Von den anderen Geschwistern ist weniger bekannt. Klar ist, dass das Verhältnis zwischen Carl-Eduard und seinem Bruder Gregor miserabel ist: "Das Zerwürfnis zwischen meinem Bruder und mir ist tief", sagt Bismarck der "BamS". Vor drei Jahren hatte Gregor bei einem Familientreffen sogar die Polizei eingeschaltet - schwere Körperverletzung, Drogen und Alkohol sollen angeblich im Spiel gewesen sein; Carl-Eduard weist alle Vorwürfe von sich.

Was in der Familie Bismarck derzeit vor sich geht, ist schwer zu beurteilen. Details zu den aktuellen Familienverhältnissen gibt es lediglich von Carl-Eduard selbst, der in dem aktuellen Interview schwere Vorwürfe gegen Gregor und auch gegen seine Mutter vorbringt. "Im Moment ist alles so chaotisch. Meine fünfjährige Tochter hat regelrecht Angst vor meiner Mutter." Die Frage nach einer möglichen Akoholsucht seiner Mutter möchte er nicht beantworten: "Das weiß ich nicht genau. Es kommt und geht. Beleidigende Anrufe, Beschimpfungen kommen meistens gegen 17 Uhr, das nennen wir Rotweinstunde. Meine Mutter kann dann häufig gar nicht mehr richtig sprechen, es ist nur ein Gelalle." Auch antisemitische Äußerungen habe es gegeben.

Seinem Bruder Gregor wirft Carl-Eduard vor, das Erbe der Familie, vor allem das Schloss Friedrichsruh und die rund 3000 Hektar Wald, komplett an sich reißen zu wollen: "Er hat ausgenutzt, dass ich in New York versuchte, meine Krankheit zu besiegen, ist wieder zurück nach Deutschland gekommen mit der Hoffnung, sich alles unter den Nagel zu reißen und zwar mit den fiesesten Methoden. Seine Motivation ist Habgier", sagte der Graf in der "Bild am Sonntag".

Einzig Vanessa von Bismarck (42) scheint dem Gerangel um Erbe und Ehre entgehen zu können. Zusammen mit ihrem Ehemann und dem gemeinsamen Kind lebt sie in New York und betreibt eine PR-Agentur. Vater Ferdinand von Bismarck (82) würde den Erbstreit gerne geschlichtet sehen, bevor er stirbt. Laut Carl-Eduard ist dieser jedoch "jetzt leider zu schwach, um sich durchzusetzen". Die Fronten seien absolut verhärtet. Fest steht, dass sich der Ur-Ur-Großvater Otto von Bismarck im Grabe umdrehen würde, könnte er sehen, was seine Nachfahren unter seinem guten Namen machen.

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