Dienerin des Volkes: Wie Elizabeth II. zur Königin wurde

"Ich erkläre vor Ihnen allen, dass mein ganzes Leben, möge es lang oder kurz sein, dem Dienst an Ihnen gewidmet sein soll und dem Dienst an unserer großen imperialen Familie, der wir alle angehören."
König George VI. hatte den Tod als Begleiter
So sprach die gerade volljährig gewordene Prinzessin Elizabeth 1947 über das Radio zu ihren Völkern. Das Einlösen dieses Versprechens aber kam früher als gedacht.
Die junge Thronfolgerin war erst wenige Jahre verheiratet und zweifache Mutter, als ihr Vater, König George VI., an Lungenkrebs starb. Man konnte es kommen sehen, wie Premierminister Winston Churchill in einer Rede sagte: "In diesen letzten Monaten schritt der König mit dem Tod, als ob der Tod ein Begleiter wäre, ein Bekannter, den er wahrnahm und nicht fürchtete."
Am 6. Februar 1952, während Elizabeth den Vater gerade auf einer Reise nach Afrika vertrat, starb George mit gerade einmal 56 Jahren. Churchill erwartete die Prinzessin, die als Elizabeth II. heimkehrte, am Flughafen. Die Krönung sollte dann bis ins letzte Detail durchchoreographiert werden und wurde daher deutlich später auf den 2. Juni 1953 verlegt.
Das größte TV-Ereignis, das die Welt bis dahin gesehen hatte
Schließlich sollte es nicht so werden wie bei ihrem Vater, der nach seiner Zeremonie nicht einmal sagen konnte, ob er die Krone richtig herum aufgehabt hatte, weil der Erzbischof von Canterbury die Markierung für vorne und hinten in der Aufregung nicht mehr fand.

Elizabeths Krönung wurde das größte TV-Ereignis, das die Welt bis dahin gesehen hatte, mit Live-Übertragung nach Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden, wie der SWR schreibt. Ein Anlass für Händler in Deutschland, die neumodischen Fernsehgeräte anzupreisen. In Mainz etwa wurden aktuelle Modelle im Café mit Queen-TV präsentiert.
Ein 1.000 Jahre altes Ritual
Etwa 270 Millionen Menschen sahen weltweit zu, wie die Königin in Westminster Abbey gesalbt und gekrönt wird, nach einem 1.000 Jahre alten Ritual. Gut 8200 Gäste sind anwesend.

"Die Zeremonie ist natürlich altmodisch", sagte die Queen freimütig fast 70 Jahre später in einem BBC-Interview. "Aber es ist interessant, sie noch einmal zu erleben." Das Tragen der mehr als zwei Kilogramm schweren Krone, so habe es einmal ihr Sohn Charles erzählt, habe die Regentin abends geübt. "Die wiegt gefühlt eine Tonne", schmunzelte die Queen später.
"Recht und Gerechtigkeit in Gnade" versprach die Queen
Zunächst war sie mit ihrem Mann, Prinz Philip, in der goldenen Staatskutsche vom Buckingham-Palast zur Westminster Abbey gefahren, gezogen von acht Schimmeln – einer hieß Eisenhower. "Entsetzlich", befand die Queen im Interview. "Sie ist nicht für lange Fahrten gemacht." Die Monarchin trug eine mit Gold- und Silberfäden bestickte Satinrobe und wurde von sechs Ehrendamen in die Kirche begleitet.
Die Zeremonie dauerte drei Stunden. Unter anderem sprach Elizabeth einen Eid, in dem sie versprach, "Recht und Gerechtigkeit in Gnade" in allen Urteilen walten zu lassen.

Indien: Das "Juwel der Krone" war unabhängig
Sie gelobte außerdem, die Völker von Großbritannien und Nordirland, Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika, Pakistan und dem damaligen Ceylon (heute Sri Lanka) sowie allen anderen britischen Territorien nach deren Recht zu regieren.
Und Indien? Das Land, das "Juwel der Krone" genannt wurde, war 1947 unabhängig geworden. Das Empire verabschiedete sich.
Der letzte Hauch einer Ära
Das neue Elisabethanische Zeitalter, von dem auch jetzt in Nachrufen auf die Queen die Rede ist, war das erste moderne und das erste, das ohne alte Herrlichkeit auskommen musste. Das Commonwealth wurde das verbindende Element der ehemaligen Kolonien und Elizabeth die Repräsentantin.

Vielleicht machte auch das einen Teil ihrer Faszination aus, dass sie den letzten Hauch einer Ära verkörperte, die lange vor ihr gegangen war. Und dass sie – und nur sie – die Einheit der Völker, die sie in ihrem Eid noch als ihre bezeichnete, verkörperte.
So sah es schon Churchill wenige Tage vor der Krönung: "Überall sehen wir die Beweise für das einende Gefühl, das die Krone zur zentralen Verbindung in unserem modernen, sich verändernden Leben macht und die vor allen anderen unsere Treue bis zum Tod verlangt."
Im nächsten Teil lesen Sie: Die Beziehung der Queen zu Deutschland: von Familienbanden bis zu Staatsbesuchen