Die Zeitbombe im Kopf

Ein geplatztes Blutgefäß im Hirn beendete jäh die Karriere von Monica Lierhaus. Das Unglück geschah bei einer OP, die Monica Lierhaus eigentlich retten sollte.
von  Abendzeitung

HAMBURG - Ein geplatztes Blutgefäß im Hirn beendete jäh die Karriere von Monica Lierhaus. Das Unglück geschah bei einer OP, die Monica Lierhaus eigentlich retten sollte: In der Hamburger Uniklinik sollte ihr ein Aneurysma verschlossen werden.

Was ist ein Aneurysma? Das ist eine sackartige Ausbeulung eines Blutgefäßes. Durch Dehnung wird die Gefäßwand immer dünner – eine tickende Zeitbombe. Wenn das Aneurysma reißt, kommt zu einer Gehirnblutung. Reißt eine Hauptschlagader, können die Patienten innerlich verbluten. Aneurysmen sind oft angeboren, können aber auch durch äußere Einflüsse wie Arteriosklerose oder Bluthochdruck entstehen.

Wie erkennt man ein geplatztes Aneurysma? Untrügliches Zeichen ist der massive, plötzliche Schmerz – mit „normalen Kopfschmerzen“ nicht zu vergleichen. Patienten sprechen von einem Gefühl „als fliege die Schädeldecke weg“, „als schieße ein Blitz durch den Kopf“. Der Nacken wird steif. Viele Patienten müssen sich erbrechen, erleiden epileptische Anfälle oder haben Wahrnehmungsstörungen.

Wie wird das behandelt? Bei Monica Lierhaus sollte das Gefäß verschlossen werden, so dass im Aneurysma kein Blut mehr zirkuliert. Meistens werden per Katheter über die Leistenarterie so genannte Coils eingesetzt: Platin-Spiralen, die einen künstlichen Gefäßverschluss bewirken.

Was ist bei Monica Lierhaus passiert? Während der OP kam es zu Komplikationen: Offenbar ist das Gefäß doch gerissen, Blut sickerte ins Hirn. Um Lierhaus’ Körper zu schonen, versetzten sie die Ärzte für vier Monate ins künstliche Koma. Das Blut hinterlässt im Gehirn massive Schäden: Seine Abbauprodukte können Krämpfe in bestimmten Hirnregionen bewirken, der Hirndruck steigt, auch Folge-Schlaganfälle sind keine Seltenheit.

Wie geht es den Patienten danach? Sie müssen alles neu lernen: laufen, sitzen, essen, sprechen. Häufig leiden sie auch am so genannten Durchgangssyndrom: Der Körper durchlebt Wochen nach dem Koma eine Art Trauma, die Patienten haben Halluzinationen, Albträume und Schlafstörungen.

Kann Monica Lierhaus in den Job zurück? Schwierig. Die Prognose für Koma- und Aneurysma-Patienten ist nicht gut: 90 Prozent haben auch Jahre nach dem Koma noch neurologische Ausfälle. Weniger als fünf Prozent konnten in den Job zurückkehren. zo

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.