Die neue Heimat von José Carreras

Über 100 Millionen Euro konnte der Star-Tenor José Carreras mit seiner populären Spenden-Gala in den letzten 18 Jahren für seine Leukämie-Stiftung generieren. Leider noch nicht genug, um diese Krankheit endgültig heilbar zu machen, wie er im Gespräch mit spot on news erklärt. Zumindest hat die "José Carreras Gala" jetzt ein neues TV-Zuhause gefunden...
von  (ali/spot)
José Carreras hat mit seiner Gala nun eine neue Heimat
José Carreras hat mit seiner Gala nun eine neue Heimat © Sky

Über 100 Millionen Euro konnte der Star-Tenor José Carreras mit seiner populären Spenden-Gala in den letzten 18 Jahren für seine Leukämie-Stiftung generieren.

München - Es ist die herzlichste TV-Überraschung der Weihnachtszeit. Die "José Carreras Gala", im letzten Jahr beim MDR unbegreiflicher Weise aus dem Programm geflogen, hat ein neues Zuhause: Pay-TV-Anbieter Sky überträgt die Spendengala live und unverschlüsselt am Donnerstag, den 19. Dezember um 20.15 Uhr auf vier Kanälen: Sky Christmas HD, GoldStar TV, Romance TV und Heimatkanal. Damit hat sich der Bezahlsender die erfolgreichste deutsche Spendengala aller Zeiten ins Boot geholt. spot on news hat mit ihm darüber, aber auch über Deutschland, Fußball und Lady Gaga geplaudert...

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Waren Sie sehr enttäuscht, dass der MDR Ihnen im letzten Jahr die Partnerschaft gekündigt hat?

José Carreras: Natürlich habe ich mich darüber nicht Freude. Aber ich bin dankbar für das tolle Weihnachtsgeschenk, dass die ARD mir 18 Jahre lang gemacht hat. Wir haben dank der Spendengala viel Gutes bewirken können und natürlich fühle ich mich den Betroffenen verpflichtet und werde deshalb weitermachen. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch mit unserem neuen Medienpartner viel erreichen können.

Warum liegt Ihnen Deutschland so am Herzen?

Carreras: Weil ich mich hier sehr gut aufgehoben fühle. Deutschland hat einen hohen kulturellen Standard, der mich als Künstler seit vierzig Jahren herausfordert. Und die Großzügigkeit, die wir hier mit unserer Spenden-Gala erfahren, ist beeindruckend. Jedes Mal wenn ich nach Deutschland komme, habe ich das Gefühl in die erste Welt zu kommen.

Wie empfinden Sie den Mentalitäts-Unterschied?

Carreras: Die Menschen hier sind etwas ernsthafter, rationaler und besser organisiert als wir Spanier, so macht es jedenfalls manchmal den Eindruck. (lacht) Bei uns wird ein bisschen mehr gefeiert und auch mal gerne was auf morgen verschoben. Ich denke, wir täten gut daran uns ein bisschen was abzuschauen von dem deutschen Organisationstalent. Zu meinem Leidwesen funktioniert das jetzt auch im Fußball. Als Barca-Anhänger hat es mir schier das Herz gebrochen, dass der FC Bayern Pep Guardiola verpflichtet hat.

Warum diese großen Gefühle für den FC Barcelona?

Carreras: Weil das viel mehr als nur ein Sport-Verein ist, das ist eine Leidenschaft. Dies hat mit der gesellschaftlichen Rolle des Vereins während der Franco-Diktatur zutun. Zu dieser Zeit mussten wir unsere Identität, unsere Wurzeln und Traditionen gegen die Repression von General Franco verteidigen. Die einzige Möglichkeit, unseren Selbstwert nach außen zu zeigen, war, zu den Spielen des FC Barcelona zu gehen. Nur dort konnten wir offen unsere wahren Gefühle und unsere Identität ausleben. Deshalb hat der FC Barcelona bis heute diese unglaubliche Bedeutung.

Wie steht es um Ihre fußballerischen Qualitäten?

Carreras: Die sind zu vernachlässigen. (lacht) Aber als kleiner Junge wollte ich, wie jedes Kind in Barcelona, unbedingt Mittelfeldstürmer bei Barca werden. Dafür hat es zwar nicht gereicht, aber dafür hat man dann ja andere Talente bei mir entdeckt.

Und man hat 1987 Leukämie bei Ihnen entdeckt. Sind Sie seit Ihrer Heilung ein anderer Mensch als vorher?

Carreras: Ich bin kein komplett neuer Mensch geworden. Aber natürlich geht das nicht spurlos an einem vorüber, wenn man zehn Monate todkrank im Krankenhaus liegt. Die Prioritäten verschieben sich. Man merkt, dass es da noch was außer Arbeit gibt. Ich bin etwas sensibler und reifer geworden und etwas offenherziger im Umgang mit meiner Umwelt.

Was brauchte es zu Ihrer Genesung?

Carreras: Mal abgesehen von der bestmöglichen medizinischen Betreuung, haben mir vor allem Familie, Freunde und öffentliche Anteilnahme sehr geholfen. Emotionale Unterstützung ist fast so wichtig, wie die medizinische. Und da mir dieses doppelte Glück beschieden war, möchte ich alles dafür tun, diese furchtbare Krankheit von unserem Planeten zu verbannen.

Hat Ihre Stimme unter der Krankheit gelitten?

Carreras: Es hat Zeit gebraucht sie wiederzufinden, aber das ist mir geglückt. Und wenn sich meine Stimme heute anders anhört, als vor dreißig Jahren, dann ist das ganz normal.

Am 5. Dezember feiern Sie Ihren 66. Geburtstag. Laut Ihrem Weggefährten Udo Jürgens fängt da das Leben erst richtig an. Können Sie das bestätigen?

Carreras: Bei mir ist zumindest noch lange nicht Schluss. Ich bin voller Energie und Tatendrang. Ich werde im nächsten Jahr zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder eine Oper machen. "El Juez" feiert im April Premiere in Bilbao. Und ich hoffe, dass das Leben noch viele andere Herausforderungen für mich bereithält. Ich habe das Glück, dass ich einen Beruf habe, der zugleich meine Leidenschaft ist. Und dazu auch die Mission der Stiftung. So altert man nicht so schnell, als wenn man jeden Tag in ein Büro geht, auf das man keine Lust hat.

Wie jugendlich ist Ihr Musikgeschmack? Schon mal Lady Gaga gehört?

Carreras: Habe ich schon mal gehört. Ich denke, Lady Gaga ist eine großartige Sängerin. Grundsätzlich gilt im Musikgeschäft: Jeder, der sich länger als acht Monate auf dem Markt hält, hat was richtig gemacht. Wenn man die Herzen des Publikums berührt, dann hat man den Erfolg verdient. Ob Frank Sinatra, Robbie Williams oder Elton John, allesamt verdiente Künstler die ich sehr schätze.

Was hören Sie unterm Weihnachtsbaum?

Carreras: Ich bin diese Weihnachten zum Arbeiten in Peking und werde mich daher selber hören. Meine fünf Enkelkinder werde ich erst zu den Heiligen Drei Königen in Barcelona sehen. Das ist der Tag, an dem in Spanien die Kinder traditionell ihre Geschenke auspacken. Ganz klar, dass da der Opa nicht fehlen darf. Und wenn sie es wollen, singe ich ihnen natürlich auch gerne was vor.

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