Die lange Nacht der Zeitungen

Bayerns Verleger tagen, feiern und haben Wünsche an die Politik.
Timo Lokoschat |
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Volles Haus: das Foyer der „Süddeutschen Zeitung“ in Zamdorf.
Stephan Rumpf Volles Haus: das Foyer der „Süddeutschen Zeitung“ in Zamdorf.

München - Majestätsbeleidigung? Von diesem Paragrafen des Strafgesetzbuchs habe er bis vor kurzem überhaupt nichts gewusst, sagt Ministerpräsident Horst Seehofer in seinem Grußwort bei der „Nacht der Münchner Zeitungen“ in Anspielung auf die Debatte um Jan Böhmermann. Und fügt ironisch hinzu: „Sonst hätte ich das die Juristen des Freistaats vorher mal durchspielen lassen.“

Lacher unter den rund 200 Gästen, die zur „Süddeutschen Zeitung“ in die Hultschiner Straße 8 nach Zamdorf gekommen sind. Seehofer ist gut drauf. „Ich darf mich jeden Tag über eine besonders liebevolle Behandlung durch Bayerns Medien freuen“, frotzelt der CSU-Politiker. Und lobt einen Kommentar von SZ-Chefredakteur Kurt Kister, der darin Markus Söder kritisiert hat.

Neben der Modelleisenbahn sind Seitenhiebe auf seinen potenziellen Nachfolger inzwischen Seehofers größtes Hobby.

Ernste Töne hat zuvor Andreas Scherer angeschlagen, der Chef des Bayerischen Zeitungsverlegerverbandes (VBZV): Er rügt den Mindestlohn als „veritables Bürokratiemonster“ – „Big Data“, die keiner brauche.

Scherer plädiert dafür, „die Zeitungszustellung in den Bereich der haushaltsnahen Dienstleistungen einzugliedern“. Damit könne der Vertrieb „zumindest kostendeckend“ gestaltet werden.

Außerdem fordert der VBZV-Chef die Streichung des Paragrafen 103 („Majestätsbeleidigung“) – dieser gehöre in die „Mottenkiste der Geschichte“. Seehofer solle sich dafür einsetzen, dass dies noch vor der Sommerpause geschehe. Die Initiative stammt von der SPD.

Verbandschef Scherer fordert nicht nur, sondern lobt auch: zum Beispiel den investigativen Journalismus, der sich etwa in der Enthüllung der „Panama Papers“ manifestiere. „Was bliebe alles unter der Decke, wenn investigative Journalisten nicht die Freiheit hätten, zu enthüllen, was in einer funktionierenden Demokratie enthüllt werden muss?“

Auch im Internet müssten die professionellen Medien eine entscheidende Rolle spielen, so der Medienmanager. „Sie bilden das ausgewogene und verantwortungsbewusste Gegenstück zu dem Wildwuchs an Verleumdungen, Gerüchten und Hasskommentaren, die in diesem Medium leider auch wuchern.“ Die Verlage seien „nicht das analoge Gegenstück zur digitalen Welt. Sie sind der solide und verlässliche Kern der digitalen Informationswelt“.

Unter den Gästen: Messechef Klaus Dittrich, die BR-Chefredakteure Sigmund Gottlieb und Mercedes Riederer, BR-Hörfunkdirektor Martin Wagner, Focus-Herausgeber Helmut Markwort, Jörg Sadrozinski (Deutsche Journalistenschule), Martin Gebrande (Landeszentrale für neue Medien), VBZV-Geschäftsführer Markus Rick, Unternehmerin Nina Hugendubel, die Verleger Martin Balle und Dietrich von Boetticher (AZ), Alexandra Holland (Augsburger Allgemeine), Richard Rebmann (SWHM), Oliver Döser (Oberbayerisches Volksblatt), Eberhard Ebner (Südwest Presse), Daniel Schöningh und Dirk Ippen (Münchner Merkur/tz), Bernward Loheide (Chef der dpa in Bayern), Medienanwalt Holger Weimann (Beiten Burkhardt), AZ-Geschäftsführer Joachim Melzer, Bayerns Bildungsminister Ludwig Spaenle, CSU-Fraktionsvorsitzender Thomas Kreuzer und Politologie-Professor Heinrich Oberreuter.

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