Die Abenteuer des kleinen "Philae Landers" auf Twitter
Naturwissenschaft kann eine fürchterlich trockene Sache sein. Aber mit dem richtigen Plan und der passenden Ansprache auch ein echter Publikums-Hit werden. So wie die "Mission Rosetta" der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Der tatsächlich faszinierende Ausgangsplan war die Landung mit einer Sonde auf dem Kometen Tschuri. Und dann haben die Experten auch noch den richtigen Ton getroffen, um sogar all jene zu begeistern, die eigentlich schon abschalten, weiterklicken oder einschlafen, wenn sie nur das Wort "Weltraumorganisation" hören: Die Mission ist derzeit ein Renner auf Twitter.
Über den Kurznachrichtendienst kann man Updates zum Verbleib des Landegeräts "Philae Lander" erhalten. Und die lesen sich nicht wie das Protokoll eines zugegebenermaßen höchst ambitionierten Experiments. Sondern wie rührende Geschichten von der abenteuerlichen Reise eines kleinen Helden. Da wird die Transportraumsonde "Rosetta" zu so etwas wie einer Mutter, von der sich "Philae" verabschiedet - und der Komet Tschuri zu einer neuen, fremdartigen Heimatstadt. Die Social-Media-Experten des Raumfahrtnutzerzentrums des deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Köln haben für die User aus dem Landegerät einen mutigen Menschen gemacht. Denen gefällt es - 267.000 Follower hat das Projekt; sie teilen einen Großteil der Posts mindestens tausendmal.
Wie sich das liest? Besonders gerne spricht "Philae" mit "Rosetta". "Ich bin fertig, wenn du es bist, 'Rosetta'. Gib mir einen kleinen Stups?", twitterten die Kölner auf dem Account der Sonde, als es ernst wurde und "Philae" sich auf den Weg zum Kometen machte. "Endlich! Nach mehr als zehn Jahren strecke ich meine Beine aus", freute sich das Landegerät wenig später - und dachte dann bald wieder an Wegbegleiterin Rosetta: "Rosetta, ich werde Dir Hunderte Postkarten von #67P schicken", versprach "Philae". Da wird auch Wissenschaftsmuffeln warm ums Herz.
Ein weiterer kluger Schachzug: Die Meldung von der Landung auf dem Kometen wurde auf Twitter am Mittwoch als Adressänderungsnachricht des kleinen "Philae" verbreitet. In ganzen 18 Sprachen. Allerdings sollten die Freunde der Raumsonde in aller Welt sich nicht zu sehr an ihren kleinen Helden gewöhnen: Denn die "Lebenserwartung" des 200 Millionen Euro teuren "Philae" liegt nach Angaben der ESA nicht etwa bei 70 bis 80 Jahren. Sondern, im ungünstigsten Fall, bei 64 Stunden. Es wird also schon bald an der Zeit sein, Abschied zu nehmen.