Diane Kruger: "Für gute Jobs reiße ich mir den Hintern auf"

Diane Kruger ist eine der wenigen deutschen Schauspielerinnen, die in Hollywood Fuß fassen konnten. Aktuell ist sie dort mit der zweiten Staffel ihrer Serie "The Bridge" zu sehen. Im Interview mit spot on news spricht die 38-Jährige über ihren Alltag in Hollywood, die deutschen Fußball-Helden und über Schönheit.
Hollywood – Diane Kruger (38) hat es geschafft. Sie gehört in Hollywood zu den vollbeschäftigten Schauspielern. Nach ihren Kino-Hits wie "Troja" und "Das Vermächtnis der Tempelritter" konnte Sie auch weiterhin an ihren Erfolg anknüpfen. Momentan ist in den USA die zweite Staffel ihrer Serie "The Bridge" zu sehen. Wie sie ihren Alltag in Hollywood meistert und was sie immer noch mit ihrer Heimat in Deutschland verbindet, verrät die schöne Blondine im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.
Frau Kruger, in den USA sind Sie derzeit in der zweiten Staffel ihrer TV-Serie "The Bridge" zu sehen. Darin spielen Sie eine Polizistin, die unter dem Asperger Syndrom leidet. War es schwierig, eine Autistin zu spielen?
Kruger: Es war sicherlich eine sehr große Herausforderung für mich. Ich habe mich natürlich lange mit diesem Syndrom beschäftigt und gelernt, dass die Menschen, die darunter leiden, natürlich auch Emotionen haben, aber sie kommen halt etwas verspätet an die Oberfläche. Ich bin sehr stolz auf die Tatsache, dass wir die Welt in dieser Form auf die Krankheit aufmerksam machen können.
Sie sind eine der wenigen Deutschen in Hollywood, die es wirklich in den erlesenen Kreis der Vollbeschäftigten geschafft hat. Spüren Sie so etwas wie Genugtuung?
Kruger: Nein. Ich bin happy, Arbeit zu finden. Ich nehme das auch nicht als gegeben hin. Immerhin habe ich genügend Freunde und Bekannte, die keinen Job in der Entertainment-Branche finden. Aber ich reiße mir auch den Hintern auf, um gute Jobs an Land zu ziehen. Die Rolle in "The Bridge", ist ein solches Engagement.
Deutsche Tugenden wie Fleiß, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit scheinen sich also doch auszuzahlen - sogar im Showbusiness...
Kruger: Klar, da ist schon was dran. Ich verheimliche ja auch niemals, dass ich aus Deutschland komme. Ich glaube sogar, dass du als Deutscher im Ausland manchmal noch ein bisschen mehr auf deine Herkunft achtest. Auch, weil du diese Attribute, die uns Deutschen immer zugeschrieben werden, plötzlich mehr zu schätzen weißt.
Was meinen Sie damit?
Kruger: Nun, es ist doch ganz angenehm, wenn dein Fleiß, deine Zuverlässigkeit und auch deine Ehrlichkeit gut ankommt bei den Arbeitgebern. Ich jedenfalls weiß das zu schätzen.
Was ist noch besonders deutsch an Ihnen?
Kruger: Ich bin sehr pünktlich, und ich bügel meine eigene Bettwäsche. Das findet mein Freund zwar komisch, aber das habe ich von zuhause so gelernt und bis heute beibehalten.
Wie finden Sie heute die Balance zwischen Ihrem hektischen Arbeitsalltag und Ihrem Privatleben?
Kruger: Wie die meisten Leute in meiner Branche, musst du dir die Zeit für die wichtigen Menschen in deinem Leben einfach nehmen. Das ist nicht immer einfach, aber ich liebe meinen Job. Und da wir "The Bridge" in Los Angeles drehen, kann ich jede Nacht in meinem eigenen Bett verbringen. Das macht vieles einfacher.
Wie entspannen Sie sich denn, was machen Sie, um mal die Seele baumeln zu lassen?
Kruger: Ich bin ein sehr sportlicher Mensch. Ich gehe gerne zum Wandern, ich laufe gerne. Ich bin ein großer Eishockey-Fan. Die LA Kings habe ich mir ein paar Mal live angeschaut - und dann habe ich natürlich wie Millionen andere auch die WM verschlungen.
Sie haben sich die Spiele der deutschen Nationalmannschaft angeschaut?
Kruger: Ich saß im Trikot vor dem Fernseher und habe laut mitgebrüllt. Ich konnte nichts essen, nichts trinken, so aufgeregt war ich. Als dann das Tor im Finale fiel, bin ich völlig durchgedreht. Das war unglaublich. Wir sind Weltmeister. Ich kann es noch gar nicht fassen!
Sie wurden schon häufig als die schönste Frau der Welt bezeichnet. Waren Sie immer so schön, oder hatten Sie auch mal eine Zeit, in der Sie sich als hässliches Entlein gefühlt haben?
Kruger: Aber sicher, ich hatte meine dunklen Tage (lacht). Ich habe mal meine Haare dunkelrot gefärbt, ein echt häßliches Rot. Aber eine Grunge-Phase hab ich niemals so wirklich durchlebt. Ich habe früher Ballett gemacht, da musstet du immer einen bestimmten Look haben, da war in jeglicher Hinsicht Disziplin gefragt.
Viele Stars machen heute mit Werbung Geld nebenbei. Sie gehören auch zu diesen Stars. Nutzen Sie die Produkte, die sie bewerben eigentlich auch privat?
Kruger: Na klar. Und ich hatte viel Glück bislang, da ich mir aussuchen kann, welches Produkt ich bewerben möchte. Und es ist besonders nett, wenn ich dann auch Freunde und Familienmitglieder mit einigen Proben versorgen kann. Somit profitiert jeder von einer solchen Kampagne.
In einer ihrer Werbekampagnen für eine Duftmarke haben Sie sich mal die Frage gestellt "Wo beginnt Schönheit?" - Nun, Frau Kruger, wo beginnt Schönheit denn für Sie?
Kruger: Ganz einfach immer nur du selbst sein. Niemandem nacheifern, nichts kopieren. Nach Schönheit sucht man nicht. Sie offenbart sich einem.
Was ist der Unterschied zwischen einem TV-Job und einem Engagement in einem Hollywood-Film?
Kruger: Ich wusste nur sehr wenig vom Fernsehen. Ich hatte das vorher ja noch nie gemacht. Am Anfang war ich sehr nervös, weil es einfach so zeitaufwendig ist eine TV-Serie zu drehen. Aber dann habe ich schnell gemerkt, dass du einfach viel mehr Zeit hast, einen Charakter zu entwickeln. Das gefällt mir an einem TV-Engagement.
Und für Frauen gibt es tolle Rollen im Fernsehen...
Kruger: Das stimmt total. Es ist ein tolles Instrument für Frauen. Große weibliche Darsteller findet man meistens im Fernsehen. Und Kinofilme drehen sich heutzutage ohnehin meistens um Superhelden. Und das sind fast ausschließlich Männer. Das ist schon fast ein bisschen traurig. Frauen sind da meist immer nur die niedlichen Anhängsel...
Sie sind ja auf dem Land in Norddeutschland groß geworden. Hatten Sie immer das Bedürfnis, in die weite Welt hinauszuziehen? - Wollten Sie immer schon ein Filmstar werden?
Kruger: Ich weiß nicht, ob ich unbedingt ein Filmstar werden wollte. Aber ich wusste, dass ich - nachdem ich Fotos von Paris gesehen hatte - mich in diese Stadt verlieben würde. Und als ich Paris das erste Mal besucht habe, wollte ich von dort nicht wieder weg.
In "The Bridge, wirken Sie teilweise sehr reserviert, fast ein bisschen schüchtern. Im wirklichen Leben sind Sie nicht so, oder?
Kruger: Nein, da bin ich wohl eher das Gegenteil. Ich bin sehr offen, ein sehr sozial eingestellter Mensch. Ich liebe es, mit anderen zu plaudern. In meiner Rolle schafft es mein Charakter, sich total auf nur eine Sache zu konzentrieren. Ich kann das nicht so gut. Ich bin ein sehr liebevoller und emotionaler Mensch.
Sind Sie ein Mensch, der an Liebe auf den ersten Blick glaubt?
Kruger: Ich war immer eher ein Mensch, der daran glaubt, dass sich Gegensätze anziehen. Und ich mag es, wenn man seinem Partner mit großen oder kleinen Gesten seine Liebe zeigt. Ich bin wohl ein hoffnungsloser Romantiker - auch ohne erneuten Trauschein in der Tasche.