Devid Striesow: So wandelbar ist der Schauspieler

Er ist das Chamäleon seines Metiers: Devid Striesow lässt sich in keine Schublade stecken, das beweist der Schauspieler immer wieder. Am Dienstag läuft nun die Kapitalismus-Satire "Zeit der Kannibalen" mit ihm im Ersten. Doch was macht ihn so wandelbar? Zeit, seine Rollen unter die Lupe zu nehmen.
von  (djw/spot)

Ob als SS-Offizier, als "Tatort"-Hauptkommissar oder als Hape Kerkeling auf der Suche nach sich selbst - Devid Striesow (42) spielt seine Rollen nicht nur, er lebt sie. Der gebürtige Rügener gilt als einer der besten Schauspieler Deutschlands. Zu Recht. So wandelbar wie der 42-Jährige sind nicht viele. In der Kammerspiel-Groteske "Zeit der Kannibalen", die im Rahmen der Reihe "Filmdebüt im Ersten" am 14. Juni um 22:45 Uhr ausgestrahlt wird, verkörpert er etwa zur Abwechslung mal einen zwangsneurotischen Unternehmensberater.

Was Devid Striesow im Interview über sein Privatleben verrät, sehen Sie auf Clipfish

Vom SS-Offizier zum "Tatort"-Kommissar

"Ich bin heute zumindest gefestigt in der Erkenntnis, dass ich nicht gefestigt bin", so Striesow einmal im Interview mit der Zeitschrift "Gala" über sein Privatleben - eine Aussage, die sich auch eins zu eins auf seine Filmauswahl umlegen lässt. 2007 brillierte er als SS-Offizier Friedrich Herzog im österreichischen KZ-Drama "Die Fälscher" über die größte Geldfälschungsaktion aller Zeiten. Honoriert wurde seine Darbietung mit dem deutschen Filmpreis als bester Nebendarsteller, der Streifen selbst bekam sogar einen Oscar als bester nicht-englischsprachiger Film.

Weit weniger positives Feedback gab es dagegen bislang für Striesow im Saarbrücken-"Tatort". Seine überzogene Rolle als Hauptkommissar Jens Stellbrink kommt bei den Fans seit dem Debüt 2013 nicht so wirklich an. Dabei schien der Schauspieler eine wahre Traumbesetzung zu sein. Nichtsdestotrotz zeigt das eben auch, wie wandelbar Striesow ist. Die Möglichkeit, wieder einmal etwas komplett Neues auszuprobieren, scheint ihn zweifellos auch hier gereizt zu haben.

Fast authentischer als Hape Kerkeling selbst

Mit der Bestseller-Verfilmung "Ich bin dann mal weg" schaffte er es dann einmal mehr, sein Publikum und vor allem die Kritiker zu überraschen - nicht nur wegen den zehn Kilo mehr auf den Hüften. Dass solch ein Charakterdarsteller einen so bekannten Entertainer spielen soll, wurde anfangs umfangreich in Frage gestellt. Konnte das funktionieren ohne peinlich zu werden? Die Antwort lautete: Ja! Auch wenn der Film gar nicht mal so gut ankam, konnte sich Devid Striesow, der - nebenbei bemerkt - fast authentischer wirkte als Hape Kerkeling selbst, über sehr positive Kritik freuen.

In der Kapitalismus-Satire "Zeit der Kannibalen", die 2014 bei der Berlinale Premiere feierte, darf der TV-Zuschauer nun nochmal einen ganz neuen Striesow erleben. An der Seite von Sebastian Blomberg (44, "Hotel Lux") und Katharina Schüttler (36, "Ku'damm 56") läuft er zu "großer, bösartiger Form" auf, wie etwa die "Zeit" urteilte. Ein Leistungsoptimierer mit panischer Zukunftsangst, Eheproblemen und gekauftem Sex - auch so eine düstere Rolle transportiert der Wahl-Berliner scheinbar mühelos auf den Bildschirm.

Und nun: Devid Striesow mit langen Haaren

Aktuell steht Striesow für den Streifen "Katharina Luther" vor der Kamera. Die Dreharbeiten zu dem Historienfilm sind gleichzeitig ein Wiedersehen: Mit Hauptdarstellerin Karoline Schuch (34) spielte er schon in "Ich bin dann mal weg" unter der Regie von Julia von Heinz (40). Als Martin Luther sieht man den 42-Jährigen dann mit langen Haaren - auch davor macht das schauspielerische Chamäleon keinen Halt. Ob das die Kritiker positiv stimmt, wird man sehen. Der Film wird 2017 ausgestrahlt. Eines ist zumindest gewiss: Ein Striesow bietet Unterhaltung, ob kurz oder lang, dick oder dünn.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.