Deutscher Filmball in München: Der Trash-Ball

Gaga statt Glamour - zum Deutschen Filmball kommen kaum mehr Filmleute. Auf dem roten Teppich tummeln sich andere, die in den Schlagzeilen auftauchen. Die ganze Wahrheit über die verrückte Party.
von  Abendzeitung
Immerhin ist sie an seiner Seite: Lugner und "Katzi"
Immerhin ist sie an seiner Seite: Lugner und "Katzi" © dpa

MÜNCHEN - Gaga statt Glamour - zum Deutschen Filmball kommen kaum mehr Filmleute. Auf dem roten Teppich tummeln sich andere, die in den Schlagzeilen auftauchen. Die ganze Wahrheit über die verrückte Party.

Film ab! Oder eher: Film abhanden?

Es ist das Top-Event in München – mit dem längsten roten Teppich und der teuersten Vorspeise (Kaviar für 195 Euro): der 37. Deutsche Filmball im Bayerischen Hof.

Doch statt Glamour gab es diesmal am Samstagabend mehr Gaga. Der Filmball mutierte zum Trash-Ball.

Wären Bernd Eichinger, Oliver Berben und ein paar ernst zu nehmende Schauspielerinnen (Hannelore Elsner, Katja Flint, Christine Neubauer, Christiane Paul, Uschi Glas) nicht da gewesen, hätte sich auch Gastgeber und SPIO-Präsident Steffen Kuchenreuther stundenlang an Ministerpräsident Horst Seehofer festklammern müssen.

In den letzten Jahren feierte sich die Filmbranche selbst. Jetzt sind vor allem Leute da, die mit Film nicht viel am Hut haben – auch wenn sie das selbst deutlich anders sehen.

Der filmreifste Trash-Tisch Nr. 1 sieht so aus: Promi-Exe exen Jägermeister.

Ferres-Ex Martin Krug lässt es mit Kahn-Ex Verena Kerth und Bohlen-Ex Verona Pooth krachen. Dabei sitzen noch Keks-König Hermann Bühlbecker, ein Wiesn-Playmate, eine namenlose Halbnackte und zwei Männer, die deplatziert schauen und filmisch auch so gar keine Rolle spielen: Torwart Jens Lehmann und Skispringer a. D. Sven Hannawald.

Was die hier alle suchen? „Ich war schon oft auf dem Filmball“, liefert Verona Pooth (im Anti-Ball-Dress) die Pseudo-Erklärung.

Einen Tisch weiter, zwischen Germany’s next Topmodels, DSDS-Menschen, Giulia Siegel, Birgit Bergen, Sarah Kerns Schlammschlacht-Pendant Goran Munizaba und anderen Nicht-Filmleuten, kreischen RTL-Gesicht Oliver Geissen und seine Christina Plate so lange so laut, bis die Fotografen-Menge die schwangere Barbara Schöneberger stehen lässt – und endlich sie fotografiert. Blitzlicht-Konkurrenz gibt es nur von TV-Köchin Sarah Wiener, die mit ihrem Peter Lohmeyer (was für eine Überraschung: ein Schauspieler) vor Tanzfreude überkocht. Dass es statt Walzer- mehr Wiesn-Musik gibt, stört die beiden nicht.

Der österreichische Bauunternehmer Richard „Mörtel“ Lugner küsst seine 57 Jahre jüngere Freundin, die sich allen Ernstes „Katzi“ nennen lässt – und sagt, dass er den Wiener Opernball lieber mag. Den Vogel schießt kleidungstechnisch Davorka Tovilo ab. Als Feder-Vieh auf zwei Beinchen zwitschert sie im Getümmel: „Ein bisschen crazy ist doch gut. Auch wenn alle über mich lästern, ich steh da drüber.“ Auf Schuhen ohne Absatz.

Bevor der Filmball zum Filmriss wird, noch die dringliche Frage: War früher alles besser? Offiziell will niemand was sagen, doch hinter vorgehaltener Hand wird gelästert. Nur das Produzenten-Erfolgsduo Uschi Reich und Peter Zenk sagt der AZ: „Die großen Namen fehlen schon. Helmut Dietl, Iris Berben, Veronica Ferres, Senta Berger – leider alle nicht mehr da.“ Dafür deren Kinder. Filmpreis-Gewinner Simon Verhoeven ist zum ersten Mal eingeladen: „Für meine Eltern ist der Filmball nicht mehr so ihr Ding.“

Teenie-Liebling Wilson Gonzalez Ochsenknecht ist statt Papa Uwe da. Im neuen Look als „seriöser Punk“ nutzt er den Ball als Kontaktbörse, um sein Single-Dasein zu beenden. Leider vergeblich. Ob Trash- oder Filmball – das letzte Wort gehört dem König der Nacht. Bernd Eichinger zur AZ: „Wer hier auch fehlen mag, es geht doch darum, Spaß an seinem Tisch zu haben.“ Den dürften alle gehabt haben.

Kimberly Hoppe

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