Deutsche Rapper im Konflikt mit den Behörden

Der Fall Bushido schlägt gerade besonders hohe Wellen. Doch Ärger mit staatlichen Stellen ist weder für ihn selbst, noch für viele andere Vertreter des deutschen Raps etwas Neues.
von  (kd/spot)

Berlin - Die Rapper Bushido und Shindy haben mit ihrem Skandal-Song "Stress ohne Grund" für einen Aufschrei in den Medien gesorgt. Einige der darin genannten Personen wollen Anzeige gegen die beiden erstatten, die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hat die Indizierung des Stücks beschlossen. Damit darf es nicht mehr an Minderjährige verkauft und öffentlich beworben werden. Besonders ungewöhnlich ist das alles allerdings nicht - denn deutsche Rapper eckten vor allem in den letzten Jahren häufiger beim Jugendschutz und anderen Behörden an.

Die zweifelhafte Ehre, als erste deutsche Rap-Gruppe auf dem Index der damals noch "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPjS)" genannten Behörde zu landen, wurde 1993 den sonst so braven Fantastischen Vier zuteil. Die Single "Frohes Fest" schilderte in expliziter Sprache wenig idyllische, von Sex und Gewalt geprägte Weihnachtsfeierlichkeiten. Die BPjS erkannte dem Titelstück dabei durchaus einen satirischen Charakter zu, der sich allerdings nur Erwachsenen erschließe. Aus diesem Grund wurde der Text als jugendgefährdend eingestuft. Der Band selbst ist die Single heute angeblich eher peinlich.

Auf "AMYF" gab sich Bushido noch etwas braver

Danach blieb es eine Weile ruhig um den Deutschrap. Im Jahr 2001 erwischte es dann zwei frühe Werke des später ebenfalls deutlich gemäßigteren Kool Savas: die Singles "LMS" und "Warum rappst du?". Ein Jahr später kam dann "Battlereimpriorität Nr. 7" von Taktloss auf den Index. Gerade bei jüngeren Hörern kam der rauere "Battle-Rap"-Stil der neuen Generation aber gut an.

Als wegweisend erwies sich im Weiteren das Label Aggro Berlin, das dem Rap in Deutschland mit düsteren Sounds, überzeichneten Bildern und expliziten Texten ein neues Gesicht gab. Aggro-Stars wie Sido, B-Tight und Bushido feierten Erfolge, obwohl - oder gerade weil - ihre CDs immer wieder auf dem Index landeten. Die Konkurrenz versucht seitdem stets, noch einen draufzusetzen: Mehr Gewalt, mehr Sex, mehr Koketterie mit Gangster-Romantik.

Besonders berüchtigt ist das von den Rappern Blokkmonsta und Uzi gegründete Label Hirntot Records. Texte und Artworks der Hirntot-Veröffentlichungen orientieren sich meist an Splatterfilmen. Die frühen Releases wurden reihenweise indiziert oder sogar beschlagnahmt. Nach musikalischen Drohungen gegen die Politikerin Monika Griefahn (SPD) und BPjM-Chefin Elke Monssen-Engberding gab es zwei Hausdurchsuchungen bei den Labelbetreibern. Dabei wurden auch Waffen gefunden. 2008 wurden drei Mitglieder des Labels wegen Gewaltdarstellung, Volksverhetzung, Beleidigung und öffentlicher Aufforderung zu Straftaten zu Bewährungs- und Geldstrafen verurteilt. Ende 2009 bekam das Label wegen eines beschlagnahmten neuen Blokkmonsta-Albums erneut Besuch von der Polizei, wurde im folgenden Prozess allerdings freigesprochen.

Ein ähnlich großes Medienecho wie jetzt Bushido erregte zuletzt Massiv. Trotz eines zwischenzeitlichen Wechsels zu Sony kultivierte er sein Gangster-Image. Er machte neben zwei Indizierungen mit einigen gewalttätigen Vorfällen auf Konzerten von sich reden. Schlagzeilen machte Massiv auch als Opfer einer Gewalttat: 2008 wurde er in Berlin angeschossen - dies war der erste Angriff mit einer Schusswaffe in der deutschen Rap-Szene.

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