Der Tiger wird zum Bettvorleger

Der Golf- und Sexstar Woods entschuldigt sich öffentlich – und tritt in einer bizarren Zeremonie demütiger als ein Bettelmönch auf

Wer nicht wusste, um was es geht, konnte den Eindruck gewinnen, hier gestehe jemand den Mord an Jesus.

Tiger Woods (34) hat sich öffentlich zu seinen Sünden bekannt. „Ich möchte mich zutiefst für mein unverantwortliches Verhalten entschuldigen“, sagt er in Florida zerknirscht, mit dünner Stimme und leerem Blick. „Ich bin mir des Schmerzes klar, den mein Verhalten verursacht hat.“

Also welches Verhalten noch gleich? Ach ja: Woods hatte seine rege Einloch-Tätigkeit zeitweise vom Golfplatz in fremde Schlafzimmer verlagert und seine Ehefrau Elin Nordegreen betrogen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Doch was sich jetzt im Hauptquartier des Golfverbandes vor dunkelblauen Samtvorhängen abspielt, ist so übertrieben pathetisch, dass dagegen selbst die Antrittsrede von US-Präsident Barack Obama wie ein Kantinengespräch wirkte. Zur endgültigen Selbstkasteiung fehlt eigentlich nur noch, dass sich Woods mit einem Strick selber den Rücken auspeitscht.

Hollywoodreife Inszenierung mit Mutter und Medienvertretern

Im Büßergewand, dunkel gekleidet, liest der gefallene Golfer 13 Minuten vom Blatt ab. Zum Beispiel das: „Ich dachte, ich komme mit allem durch. Ich hatte das Gefühl, dass ich mein ganzes Leben lang gearbeitet habe und es verdiente, alle Verlockungen um mich herum zu genießen.“ Seine Frau, die sich die Abbitte erspart, habe ihn jedoch nie mit dem Golfschläger verhauen, beteuert er. Sie verdiene nur Lob.

Die anwesenden Journalisten sind handverlesen, Nachfragen nicht erlaubt. Die hätten die hollywoodreife Inszenierung ohnehin nur gestört, an deren Ende Woods mit Tränen in der Augen seine Mutter Kultida und die ergriffenen Medienvertreter umarmt.

Wann er auf den Golfplatz zurückkehrt, lässt der Sportler offen. Seine Therapie gegen die Sexsucht wolle er in einer Klinik fortsetzen. Nach diesem Auftritt würde ihn sicher auch jedes Kloster mit Handkuss nehmen.

Timo Lokoschat