Der Mann mit der Todeskralle wäre 75 Jahre alt geworden

Er lebte schnell, er starb jung: Wie James Dean war auch Bruce Lee kein langes Leben vergönnt. Die Kung-Fu-Legende wäre am 27. November 75 Jahre geworden.
von  (stk/spot)

München - Der Raufbold, der Cha-Cha-Cha-Tänzer, der Hollywood-Mythos: Am 27. November 1940 erblickte Bruce Lee als Lee Jun-fan in Chinatown das Licht der Welt. Nur 32 Jahre später sollte es für ihn schon wieder erlöschen. Anlässlich seines 75. Geburtstages blicken wir auf sein viel zu kurzes, aber ungemein bewegtes Leben und schildern seinen Werdegang vom selbsternannten "Punk" zur Kampfkunst-Legende.

Mehr über das Leben von Bruce Lee erfahren Sie in diesem Clipfish-Beitrag

 

In den Krieg hineingeboren

 

Bruce Lee war erst drei Monate alt, als ihn die Schrecken des Zweiten Weltkriegs einholten. Denn obwohl er in den USA, genauer gesagt in Los Angeles' Viertel Chinatown geboren wurde, zogen seine Eltern mit ihm und seinen Geschwistern zurück in ihre Heimat, Hongkong. Die asiatische Metropole befand sich zu dieser Zeit allerdings bereits unter japanischer Besatzung. Und so tapste der kleine Jun-fan - zu dem Zeitpunkt noch keine fünf Jahre alt - laut den Erinnerungen seiner Mutter immer wieder auf den Balkon ihrer Wohnung, um seine Faust den herumschwirrenden japanischen Kampfflugzeugen entgegenzurecken. Nur wenige Jahre später sollte eben jene Faust sein größtes Kapital werden.

 

Nicht zu bändigen

 

Mit 13 Jahren wurde er seinem Mentor Yip Man vorgestellt, eine Koryphäe des Wing Chun, einer besonderen Form des Kung Fu. Doch selbst ein Kampfsport-Großmeister vermochte es nicht, Lees Temperament zu bändigen. Seine neu erlernten Fähigkeiten vergeudete er zunächst mit Schulhofkämpfen und Straßen-Prügeleien. Dem "Blackbelt"-Magazin verriet Lee Jahre später: "Ich war ein Punk und suchte Kämpfe. Wir benutzten Ketten und Stifte, in denen Messer versteckt waren." Beinahe hätte ihn der jugendliche Größenwahn ins Gefängnis gebracht.

Dabei schlummerte in Lee so viel mehr als ein stupider Schläger. Er war etwa ein begnadeter Tänzer, gewann 1958 eine Cha-Cha-Cha-Meisterschaft in Hongkong. Die grazilen Bewegungen des Tanzes prägten später auch seine Karriere in Hollywood und wurden zu seinem Markenzeichen. Weil er dennoch immer wieder mit Autoritäten aneckte, schickten ihn seine Eltern mit 18 Jahren auf die Reise...

 

Zurück in Amerika

 

100 US-Dollar und nur das Nötigste soll Lee bei seiner Ankunft in den USA im Gepäck gehabt haben. Der drastische Tapetenwechsel schien zu helfen: Lee ordnete sich, holte seinen Schulabschluss nach, später studierte er neben der Schauspielerei auch Philosophie und Psychologie. Doch damit nicht genug: 1963, im Alter von 23 Jahren, eröffnete er ein Kwoon, also eine Kampfkunststätte und entwickelte nebenbei mit dem "Jeet Kune Do" auch noch seine eigene Unterkategorie des Kung Fu. Nur ein Jahr später heiratete er seine Frau Linda Emery, die er einst unterrichtete. Im Nachhinein betrachtet erging es Lee wie James Dean: Er lebte schnell, wohl zu schnell - der Ausgang ist bekannt.

 

Die grüne Hornisse

 

1966 ergatterte Lee seine erste Rolle in der Traumfabrik. Doch die Serie "The Green Hornet" war kein Erfolg, nach nur 26 Episoden wurde sie wieder eingestellt. Lee hatte aber seinen Fuß in die Tür gekickt, sammelte mit seiner Darbietung erste Anhänger, darunter auch Prominente wie Chuck Norris und Steve McQueen. 1968 bekam er so in "Marlowe" an der Seite von Hauptdarsteller James Garner seinen ersten Auftritt in einem abendfüllenden Hollywoodfilm. Zahlreiche Engagements in den USA, aber auch in China folgten.

Dort war es auch, wo Lee mit "Concord Production" seine eigene Produktionsfirma gründete, um seine eigenen Ideen verwirklichen zu können. 1972 entstand so der legendäre Film "Way of the Dragon", in Deutschland unter dem Titel "Die Todeskralle schlägt wieder zu" bekannt. Lee engagierte dafür seinen Freund Norris, der Film brach in Hongkong sämtliche Rekorde. Nur ein Jahr später kam die Fortsetzung "Der Mann mit der Todeskralle" ("Enter the Dragon") heraus - es sollte der letzte Film werden, der zu Lebzeiten des Schauspielers erschien.

 

Zu viel gewollt?

 

Die Dreharbeiten zu "Der Mann mit der Todeskralle" nahmen Lee schwer mit. Am 10. Mai 1973 kollabierte er, wurde mit Atemnot ins Krankenhaus eingeliefert. Später wurde ein Hirnödem sowie ein epileptischer Anfall diagnostiziert. Eigentlich schien der 32-jährige Darsteller aus dem Gröbsten raus, drehte noch einige Szenen für seinen Film nach. Am Abend des 20. Julis wurde er aber nach der Einnahme eines Schmerzmittels erneut bewusstlos - dieses Mal sollte er nicht mehr aufwachen. Durch eine allergische Reaktion habe das Schmerzmittel eine Hirnschwellung hervorgerufen, an deren Folgen er starb, hieß es im Obduktionsbericht. Der Drache war tot.

 

 

 

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