Der Mann mit der Pudelfrisur
Auftakt zum Film–Herbst: Atze Schröder präsentiert seinen Film „U 900“ – und sich selbst in bester Laune.
Dieses Selbstbewusstsein möchte man mal haben, ehrlich: Stellt sich dieser Mittvierziger, der sich Atze Schröder nennt, hin, mit seiner getönten Sonnenbrille auf der Nase, mit seinen ausgewaschenen, hellblauen, engen 80er-Jahre Röhren-Jeans an den Beinen, mit seiner, oh doch, einigermaßen hässlichen Pudelfrisur auf dem Kopf und sagt: „Die Welt teilt sich simpel in zwei Hälften ein. In Atze Schröder Fans und in solche, die noch nicht wissen, dass sie Atze Schröder Fans sind.“ Bumm, das sitzt.
Andererseits: Wahrscheinlich braucht man genau so eine Hybris, genau so einen Auftritt, um das zu tun, was Atze Schröder eben tut. Nein, ausnahmsweise mal nicht als Parade-Proll durch Klein- und Großkunstbühnen der Republik zu touren, womit er seit nun mehr zehn Jahren unabänderlich erfolgreich seinen Lebensunterhalt bestreitet. Dieses Mal stellt er sein großes Gespür für Parodien und Peinlichkeiten in einem Kinofilm unter Beweis.
Der Streifen ist ganz und gar auf den Comedian zugeschnitten
„U 900“ heißt der Film, dessen Deutschlandpremiere jetzt mit viel Bohei gefeiert wurde, und wer bei diesem Titel sofort an den Blockbuster „Das Boot“ denkt, dem sei gesagt: Ja, dieses Atze-Schröder-Werk ist ebenso wie der Wolfgang-Petersen-Klassiker ein Kriegsfilm. Aber damit enden dann auch schon alle Gemeinsamkeiten.
Der Streifen spielt 1944, ist ganz und gar auf den Comedian zugeschnitten und definitiv zu krude, um hier nacherzählt zu werden. Atze Schröder, so viel sei gesagt, mimt einen kleinen Schwarzmarkthändler, der sich unversehens am Steuer eines U-Bootes wiederfindet.
Weite Ausfallschritte, das volle Programm
Ja, das hört sich sehr spaßig an, fast ebenso spaßig, wie die Premierenparty, zu der Herr Schröder mit beängstigend guter Laune erschien. Weite Ausfallschritte, Arme in die Höhe, das volle Programm. Dagegen wirkte sein Film-Partner Oliver Wnuk zurückhaltend. Der 32-Jährige schlenderte mit seiner Freundin Yvonne Catterfeld auf den roten Teppich, winkte scheu in die Menge. Sichtlich mehr Spaß am Auftrieb hatten da Nova Meierhenrich, Alexandra Kamp, Bastian Pastewka und Martin Semmelrogge – auch wenn sie von Atze Schröder getoppt wurden. Hat eben ein großes Selbstbewusstsein, der Mann.
Jan Chaberny
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