Der große Star-Komplex: RAF-Film feiert in München Premiere

Weltpremiere von Bernd Eichingers RAF-Drama „Der Baader Meinhof Komplex“ mit großem Star-Aufgebot: Heino Ferch präsentiert seine schwangere Frau, Moritz Bleibtreu gibt sich lässig, Bruno Ganz eher grüblerisch - und Martina Gedeck genießt den Rummel.
von  Abendzeitung
Rote-Teppich-Fraktion: Martina Gedeck und Moritz Bleibtreu bei der Premiere des "Baader Meinhof Komplex" im Mathäser Kino.
Rote-Teppich-Fraktion: Martina Gedeck und Moritz Bleibtreu bei der Premiere des "Baader Meinhof Komplex" im Mathäser Kino. © dpa

Weltpremiere von Bernd Eichingers RAF-Drama „Der Baader Meinhof Komplex“ mit großem Star-Aufgebot: Heino Ferch präsentiert seine schwangere Frau, Moritz Bleibtreu gibt sich lässig, Bruno Ganz eher grüblerisch - und Martina Gedeck genießt den Rummel.

Als Martina Gedeck auf dem roten Teppich erscheint, weiß man, dass die Rückverwandlung geglückt ist. So sehr habe sie sich in die Rolle der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof reingesteigert, bis sie „nicht mehr verlässlich zurückfand“, erzählte die Schauspielerin vorab in einem Interview. Nun aber steht die 47-Jährige vor dem Mathäser Kino – und ist ganz sie selbst. Gedeck trägt ein grünes Kleid von Rena Lange. Sie lacht, sie lächelt, sie winkt. Sie hat sichtlich Spaß.

Das haben auch alle anderen, die an diesem eiskalten Dienstagabend zum Mathäser Kino gekommen sind. Dort findet die Weltpremiere des RAF-Dramas „Der Baader Meinhof Komplex“ statt, aber bevor die terrorgeschüttelten und angstgelähmten Jahre der alten BRD auf Leinwand auferstehen, kann man im Blitzlichtgewitter eingespielte Premieren-Rituale erleben.

Moritz Bleibtreu, der im Film einen zornigen Andreas Baader gibt, posiert lässig für die Fotografen, sagt, „dass Gewalt als Mittel nie funktionieren kann“. Nadja Uhl ist in Wirklichkeit das genaue Gegenteil der eiskalten Terroristin Brigitte Mohnhaupt: im blütenweißen Kleid schwebt sie herein, lächelnd, warmherzig. Ihrer Rolle habe sie sich durch Analyse, durch Rationalität und Vernunft erarbeitet – „Emphatie gab es da nicht“.

Heino Ferch zeigt stolz auf den Baby-Bauch seiner Frau, und Bruno Ganz schließlich, der in Uli Edels Film den damaligen BKA-Chef Horst Herold spielt, tut so, als sei der Asphalt vor dem Multiplex eine Theaterbühne, auf der er schweigend auf und ab wandelt und alle verzaubert. Bernd Eichinger dagegen kommt ein wenig hemdsärmliger an. Nicht so versonnen, nicht so elegant wie Fred Kogel. Sondern laut, im offenem Hemd, ständig lachend.

Dieses Mal ist er nicht nur Produzent gewesen, dieses Mal hat er auch das Drehbuch nach Stefan Austs Vorlage geschrieben. Während der darüber räsoniert, warum er als „nüchterner Mensch“ schon deshalb nie für politische Agitation war, weil er eine „Abneigung vor Menschenmassen“ habe, erzählt Eichinger jedem, dass es ihm vor allem um eine „Entmystifizierung“ des RAF-Mythos gehe. Da nickt sein Kumpel Edel. Der Film solle eine Authentizität schaffen, ohne nostalgisch zu sein, solle „im Kopf des Zuschauers weitergehen“.

Ob und wie das gelungen ist, das wird das Publikum entscheiden. Jetzt, am Premierenabend, sind sie jedenfalls alle von ihrer Arbeit überzeugt. „Das ist ein toller Film geworden“, sagt Eichinger und formt wie zum Beweis mit seiner rechten Hand das Victory-Zeichen. Dann verschwindet er im Kino.

Jan Chaberny

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.