Der Duft der Frau(en)
Anita Müller, Lady Boss der europaweiten Drogerie-Kette sowie von 25000 Beschäftigten, spricht in der AZ über Parfüms und dominante Männer – und gibt Beauty-Tipps
Egal, wo sie in Europa unterwegs ist, in 600 Läden (davon zehn in München), kennt sie sich aus, als würde sie dort jeden Tag einkaufen. Kein Wunder – sie ist Anita „Müller Markt“.
„Als erstes steuere ich die Parfümerie an, die ist bei den meisten gleich neben dem Eingang, und dann schnuppere ich mich immer wieder begeistert durch die vielen Parfüms“, sagt die Frau von Drogerie-König Erwin Müller. Seit vier Jahren ist sie mit ihm, einem der großen Unternehmer der deutschen Nachkriegszeit, verheiratet. Mit zwei Fön-Hauben im Wohnzimmer seiner Eltern fing der gebürtige Münchner als Friseur in Ulm an, machte daraus eine Kette von Mini-Kaufläden mit derzeit 25 000 Beschäftigten.
Seine Anita, eine grazile (Kleidergröße 34) wie höchst agile Powerfrau, kümmert sich neben dem Big Boss in der Firma „um vieles und besonders um das Kunden-Management“. Wie überall gebe es auch bei ihnen mal unzufriedene Kunden. „Aus ihnen zufriedene zu machen, ist mir eine Herzensangelegenheit.“
So medienscheu ihr Mann – privat Herrchen von Dackel-Pekinese Gordi und Pekinese Tapsi –, ist, so offen und herzlich gibt sich seine Frau im AZ-Gespräch. Für ein paar Stunden ist sie von Ulm nach München gefahren, um die Herbst- und Winter-Kollektion von Cucinelli über Gaultier und Lodenfrey bis Frank Walder zu besuchen, die die selbst im größten Stress stets gut gelaunte Eveline Sallinger in der Prinzregentenstraße präsentiert.
Anita Müller, die ihre mädchenhafte Figur mit „genussvollem Essen, Disziplin und Power Plate“ hält, ordert u.a. eine sportlich-schicke Pelzjacke für sich und blaue Schuhe für ihren Mann (Größe 39), der gerade in Argentinien zur Jagd ist. Danach nimmt sie sich Zeit für die AZ-Fragen.
„Mein Lieblingsparfüm?“ Sie braucht nicht zu überlegen. „Ich mag die Klassiker, bin aber nicht auf einen Namen fixiert. Meine Duftgarderobe, so nenne ich das, wechselt je nach Anlass und Jahreszeit. Im Frühling greife ich gern auf Hermès oder Calèche zurück. An Regentagen bringen mich das italienische Prada oder das englische Creed auf sonnige Gedanken.“
Was rät sie Männern, die ihrer Partnerin ein Parfüm schenken möchten, aber nicht wissen, welches? „Sie sollten sich auf keinen Fall auf ihre Nase verlassen“, sagt sie und lacht. „Männer mögen – im Gegensatz zu Frauen – meist schwere Düfte. Wenn es davon eine light Version gibt, sollten sie die nehmen oder am besten gleich Chanel. Da ist die Auswahl groß, liegt kein Mann falsch.“
Ihr Beauty-Tipp? „Seinen Typ finden und sich treu bleiben. Ab 30 ist jeder für sein Gesicht verantwortlich.“ Was tut sie dafür? „Im Gegensatz zu meiner Oma, die den Tag mit Gurkenscheiben im Gesicht begonnen hat, starte ich mit einer drei-Minuten-Maske von La Prairie.“ Sie nippt an ihrem frisch gepressten Saft. „Ich steh’ nicht stundenlang vor dem Spiegel. Bei mir muss es schnell gehen.“
„Trotzdem bist du nie hektisch“, wirft ihre Freundin, die Douglas-PR-Managerin Uschi Ackermann ein, die sie abholt und ihre letzten Worte hört. „Egal, was passiert – ich versuche, alles gelassen und mit Humor zu nehmen“, erwidert Anita Müller und zitiert einen afrikanischen Spruch: „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“
Letzte Frage: „Sie sind in der Firma auf Augenhöhe mit Ihrem Mann – und damit eine Ausnahme. Warum gibt es immer noch so wenig Frauen in Führungspositionen?“
„Die Männer auf diesen Etagen sind einfach zu dominant“, antwortet sie spontan. „Die heben sich stets gegenseitig auf die Stühle.“ Sie zögert, denkt laut: „Wird Zeit, dass wir Frauen das nicht mehr so hinnehmen. Ich überlege, ob ich ein Netzwerk gründe.“
Renate Schramm
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