„Der CSU mangelt es an Rückgrat“
Von der Show-Welt aufs politische Parkett: Claudia Jung singt seit Jahren erfolgreich – jetzt will sie reden. Die Schlager-Sängerin mischt im Gemeinderat mit – und vielleicht auch bald im Landtag.
Die Gerolsbacherin Claudia Jung möchte für die Freien Wähler Pfaffenhofen in den Landtag. Im Gemeinderat und im Kreistag ist sie bereits, im Herbst greift sie als Direktkandidatin an. Allerdings nicht als Claudia Jung.
AZ: Frau Jung, . . .
CLAUDIA JUNG: In diesem Fall lieber Singer. Ute Singer.
Warum das?
Politisch muss mein echter Name herhalten. Leider. Es ist furchtbar, aber Künstlernamen sind in der Politik nicht erlaubt.
Was haben Sie gegen Ihren echten Namen?
Ich bin als Ute Krummenast auf die Welt gekommen. Der Horror. Ute, dumme Pute und was ich alles hören musste. Vom Nachnamen ganz zu schweigen.
Deshalb der nette Name Claudia Jung.
Genau. Klingt schön deutsch. In der Zwischenzeit habe ich geheiratet, doch die Vergangenheit als Ute holt mich jetzt ein. Ich hasse diesen Namen.
Wie nennt sie Ihr Mann?
Je nach Stimmung. „Maus“ geht immer.
Mit welchem Namen unterschreiben Sie?
Schwierig. Ich sitze total zwischen den Stühlen. Alle Freunde nennen mich Claudia. Meine Eltern Ute. Ich selbst sehe mich als Claudia. Wenn ich Pakete bekomme, frage ich meine Postbotin „Wer bin ich, bitteschön?“ Sie sagt mir dann, mit welchem Namen ich zu unterschreiben habe.
Der Name Ute konnte Sie trotzdem nicht von der Politik-Karriere abschrecken.
Nein, aber der Name hat mir schon die ein oder andere Stimme gekostet. Gerade ältere Menschen verstehen nicht, dass ich jetzt die Ute bin.
Warum zieht es Sie in die Politik?
Das war eine natürliche Entwicklung meiner biologischen Uhr. Früher hätte ich mir das nie vorstellen können: heiraten, Kinder kriegen, in die Politik gehen. Das war so weit weg.
Jetzt sind Sie verheiratet, haben eine zehnjährige Tochter.
Durch Anna bin ich in die Kommunal-Politik reingerutscht. Kindergarten-Plätze, Radwege, Schule – all das ist plötzlich wichtig. Es macht aber keinen Sinn nur zu schimpfen. Ich wollte mich einbringen, für Sachen kämpfen.
Singen ist nicht alles?
Bei Konzerten hören mir die Menschen auch zu, wenn ich rede. Das ist ja schon mal ein gutes Zeichen. Trotzdem war das mit der Politik nicht so geplant. Die Singerei ist mein Beruf und meine Berufung. Dennoch möchte ich es jetzt in den Landtag schaffen.
Ihre Chancen stehen gut – die CSU muss gerade um ihre absolute Mehrheit fürchten.
Es freut mich, wenn die Freien Wähler gewinnen. Das Ziel lautet – alle Hürden brechen, auf in den Landtag!
Was halten Sie von der CSU?
Da mangelt’s an Rückgrat. Die Partei entscheidet etwas, dann heißt es plötzlich, Hilfe, so war das gar nicht gemeint. Die CSU kommt manchmal sehr kopflos daher. Thema Rauchverbot – erst wurde hart entschieden, dann wurde alles wieder umgedreht. Damit haben sie dann den Rest auch noch vergrault.
Macht Günther Beckstein einen guten Job?
Ach. Er steckt ja in seiner Partei drin, kann allein nicht alles anders oder besser machen.
Vermissen Sie Edmund Stoiber?
Ja, in einem Punkt. Seit er weg ist, gibt es weniger zu lachen. Was der Stoiber für filmreife Reden gehalten hat – das war zum Piepen.
Frau Singer, sind Sie die Bundeskanzlerin Angela Merkel von morgen?
Sicher nicht. Aber: Ich will vieles vorantreiben – gerade in der Schulpolitik. G8 ist eine Katastrophe. Der Druck ist für alle schlimm. Bei der Note 3 weinen Kinder heute. Das gab es früher nicht. Ich schau jetzt, dass ich da was bewegen kann.
Interview: Kimberly Hoppe