Der Alte darf aufs Traumschiff
Wolfgang Rademann holt Walter Kreye an Bord – und edle Stripperinnen aus Paris besuchen München. Graeter ist angetan.
München - Der oberste Kapitän des Fernseh-Traumschiffs der Deutschen ankert für ein paar Stunden in München – verborgen hinter einer großen Tageszeitung, hinter der immer ein kluger Kopf steckt. Es ist Wolfgang Rademann himself. Sein Platz befindet sich in einer Ecke am Fenster der hellen Lobby in der Zwischenetage des Hotels „Bayerischer Hof“. Es ist präzise zehn Uhr morgens und mit Ausnahme von ihm ist niemand da.
Wir bestellen Cappuccino und plaudern über alte Zeiten. Er sieht unverändert aus und erzählt über Berlin.
Der Produzent ist auf dem Sprung zum Flughafen. „Schönes Wetter habe ich mir für die nächste Zeit organisiert. Ich brauche also keinen Mantel“, scherzt der Ur-Berliner.
Seine fröhlichen Augen leuchten und er berichtet, dass er jetzt kurz nach Weihnachten und Silvester für das kommende Weihnachten und Silvester 2012 drei Monate auf die „MS Deutschland“ geht und zwei neue Folgen der ZDF-Erfolgsserie „Traumschiff" dreht. Noch am Abend reist er von Hamburg nach Asien weiter. Die „Traumschiff“-Filmarbeiten starten in Singapur und gehen über Mexiko nach Puerto Rico.
In den Hauptrollen agieren die bekannten Gesichter, aber diesmal spielt ein neuer „Alter" mit – Serien-Star Walter Kreye, Nachfolger von Rolf Schimpf in der TV-Folge „Der Alte“ von Helmut Ringelmanns „Neue Münchner Fernsehproduktion“, der die Rolle von Hauptkommissar Rolf Herzog 222 Mal gespielt hatte.
Das Schicksal meinte es mit dem Austausch-„Alten“ Kreye in der zurückliegenden Zeit nicht besonders gut. Walter erkrankte an Krebs und musste seine Dreharbeiten einstellen.
Glücklicherweise überstand er mit Chemo-Therapie die schwere Krankheit und war wieder der „Alte“ – allerdings nicht mehr fürs Fernsehen.
Als Kreye genesen an den Drehort zurückkehren wollte, wurde er gefeuert, obwohl andere Absprachen getroffen waren. Super-Produzent Ringelmann war gestorben und die „Neue Münchner Fernsehproduktion" verkauft worden. Die neue Besitzerin interessierte Walter Kreye nicht.
Da engagierte ihn kurzerhand Wolfgang Rademann. Der silberhaarige Actor kommt mit an Bord und bekommt eine Hauptrolle in „Traumschiff“. Kreye, überglücklich: „Das neue Jahr fängt ja gut für mich an." Die schönsten Girlies von Paris gastieren in Kürze in München. Das pikante Ensemble des Pariser Edel-Striptease-Lokal „Crazy Horse Saloon“, benannt nach dem berühmten Indianerhäuptling, will erstmals auch in der weißblauen Metropole die Hüllen fallen lassen.
Wie den exklusiven Kofferladen Louis Vuitton, von dem es Jahrzehnte lang nur ein Geschäft in der Nähe des Etoile gab (bis der französische Krösus Bernard Arnault nach einer nicht ganz freundlichen Übernahme die Marke weltweit expandierte und demnächst in München mit einem Groß-Shop an der Oper glänzt) drängt es die neuen Macher des „Crazy Horse“ in die Welt.
Ihr prickelnder Export ist bereits in Las Vegas gut angekommen und gastiert gegenwärtig in Madrid. Der Münchner Show-Unternehmer Andy Scherf sicherte sich die Rechte für München. Gestern fanden Verhandlungen über die Location statt.
Das „Crazy Horse“, erfunden in einem engen Kellergewölbe in der Avenue George V. von Alain Bernadin, ist ein Gesamt-Kunstwerk, sexlos und clean wie die Ausklapp-Fotos des „Playboys“, eine raffinierte Augenweide.
Alain, ehemaliger Verkäufer von Feuerlöschern und Trödel, entwickelte mit seinem Entblößungskabinett eine noch nicht da gewesene Perfektion mit Schmink- und Lichteffekten. Onassis, die Callas, Gunter Sachs und amerikanische Filmstars aller Generationen bestaunten dicht gedrängt Bernadins einzigartige Revue.
Seine Tanzgirls disziplinierte er wie beim Militär. Pünktlichkeit war Pflicht, nachgewiesen per Stech-Uhr. Der Gäste-Kontakt war strikt verboten. 20 Prozent ihres Monatslohns mussten sie auf einem Konto sparen. Vor 17 Jahren erschoss sich Bernadin nachts nach einer Show.
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