Der abgeblitzte Mann

Einen Korb von der heimlichen Traumfrau einzustecken, ist bitter – und Thema eines Buches. Was der Autor erlitten hat, sagt er hier
AZ: Herr Leber, was war die schlimmste Abfuhr, die Ihnen je erteilt wurde?
SEBASTIAN LEBER: Letzten Sommer saß ich mit einer Frau auf einer Decke in einem Berliner Park. Ich habe die Situation vollkommen falsch eingeschätzt, und sie gefragt: „Das zwischen uns ist mehr als nur Freundschaft, oder?“ Und sie meinte nur: „Äh, nein!“ Das tat schon weh.
Welcher Korb wäre denn ok?
Egal, ob es wahr ist oder nicht: Wenn eine Frau frühzeitig klar macht dass sie vergeben ist, dann sucht man nicht die Schuld bei sich. Am Nettesten ist es, diese Info beiläufig in einem Nebensatz zu verpacken: „Mein Freund hat die gleichen Schuhe wie du!“ Leider spielen Frauen oft nicht fair. Obwohl sie merken, dass ein Typ mehr will als sie selbst, lassen viele es erst mal laufen. Sie finden es einfach gut, sich begehrt zu fühlen. Das ist schon unfair.
Die Männer in Ihrem Buch machen sich viele Gedanken über Frauen...
Tatsächlich sagten viele Leserinnen zu mir, sie hätten nie gedacht, dass Männer so viel über Frauen nachdenken. Tatsache ist: Schon vor dem ersten Satz wird viel überlegt.
Bei einem schlechten Spruch wie: „Deine Augen sind so schön!“ ist eine Abfuhr doch vorprogrammiert!
Aber Frauen kennen ja nicht die Vorgeschichte! Wahrscheinlich hat der Typ die Frau schon eine halbe Stunde beobachtet, und sich überlegt, wie er sie auf sich aufmerksam machen kann, hat sich gefragt: „Soll ich rüber tanzen oder lieber was sagen?“ Am Ende spricht er sie auf ihre Augen an weil er denkt, das wäre wenigstens nicht sexistisch. Und dann findet die Frauen das doof.
Denken Männer auch viel über die Abfuhren nach?
Nein. Die verdrängen wir eher, weil sie zu sehr am Ego kratzen. Deswegen wollen wir weder über unsere Körbe nachdenken, noch mit anderen drüber sprechen. Es gibt duzende Bücher über das Aufreißen, aber mein Buch ist das erste, das von Abfuhren handelt. Das war ein Tabuthema, das mal gebrochen werden musste!
Wer sind die 33 abgeblitzten Männer aus Ihrem Buch?
Das sind Freunde und Bekannte von mir, und Typen, die ich in Liebeskummerbörsen gefunden habe. Mit Kumpels hab ich auf Partys über ihre Körbe gesprochen. Als einmal das Eis gebrochen war, sprudelte es aus den Männern nur so heraus, und sie wollten sich gegenseitig damit übertrumpfen, wer den schlimmsten Korb bekommen hat.
Welche Frauen würden denn bei Männern abblitzen?
Frauen, die zu plump oder zu fordernd rüberkommen. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht wünschen würden, dass Frauen mehr auf uns zugehen würden — im Gegenteil!
Ist da nicht der Reiz weg?
Der Jagdtrieb der Männer wird total überschätzt. Es ist nicht so, dass eine Frau uninteressant wird, wenn sie auf uns zugeht. Solange die Anmache Stil hat…
In Ihrem Buch heißt es: Wenn Single-Männer sich treffen gibt es nur ein Thema: Frauen. Was wird da bequatscht?
Darüber, wer die süßeste Frau kennt. Es geht zugegebenermaßen sehr ums Körperliche. Männer können sehr kindisch sein, und sich zum Beispiel eine halbe Stunde über die ideale Nase einer Frau unterhalten. Aber: Es geht nicht um Titten oder Ärsche! Eher darüber, wie sexy und erotisch eine Frau ist.
Vielleicht blitzen Männer so oft ab, weil die Frau denkt, dass der Typ sie nur ins Bett kriegen will.
Klar gibt es die Typen, die eine Frau nur ins Bett kriegen wollen. Aber ich glaube: Die meisten Männer wollen eine Frau einfach gerne küssen, und für sich gewinnen.
Was muss eine Frau haben, damit sich Männer in sie verlieben?
Sie sollte etwas Besonderes haben, etwas Prinzessinnenhaftes. Das mögen Männer schon sehr.
Ein paar Tipps, wie Mann nicht abblitzt?
Sei nicht betrunken oder zu prollig, und wirke auf keinen Fall jämmerlich — Softies gehen gar nicht. Und nicht zu romantisch sein! Ich saß mal mit einer Frau auf meinem Balkon, hatte Kerzen an und habe eine ruhige Musik aufgelegt, mit Streichern. Das war ihr zu viel. Im Nachhinein frage ich mich auch: Was hast du dir dabei eigentlich gedacht?
Interview: Jennifer Köllen