Das späte Glück des Milliardärs
Der reichste Mann der Republik und die neue „Frau Beisheim“ an seiner Seite – warum der Ex-Mister Metro sein Privatleben geheim hält.
Hat Deutschlands reichster Mann, Dr. Otto Beisheim, mit 84 Lenzen noch mal den Gang zum Standesamt gewagt? Einiges spricht dafür, dass er in Miami seine Luganer Nachbarin Lise Evers geheiratet hat – am deutlichsten spricht die „Ehefrau“ selbst: Als ich vor Ottos Abreise nach Rottach anonym in seinem Appartement in Florida anrufe, meldet sich nicht mehr seine langjährige Haushälterin, die um jeden Dollar Aufbesserung feilschen musste, sondern eine neu engagierte Zugehfrau, die den Hörer gleich an Frau Lise weiterreichte „Mein Mann ist gerade nicht da“, sagte sie.
Unheimlich, wie heimlich dieser folgenschwere Schritt des Witwers passiert sein müsste. Zurück am Tegernsee hat er niemanden informiert, offiziell bestätigen will es auch keiner. Nur Beisheims bester Freund Franz Rampf, dessen Frau in Rottach ein florierendes Gemüsegeschäft betreibt, meinte zur AZ am Telefon: „Ich sag’ halt jetzt Frau Beisheim zu ihr.”
Beisheim besitzt in Rottach-Egern eine große Villa, deren luxuriöse Ausmaße durch üppiges Buschwerk getarnt und von außen nicht erkennbar sind. Das Anwesen ist mit einem ausgeklügelten Alarmsystem ausgestattet. Sollte es selbst in den Waschräumen zu laut zugehen, schießen die Sicherheits-Rollos runter.
Er hat keine Erben - ist das ein Grund für eine Heirat?
Der Meister-Tiefstapler, der an Herrn Kaiser von der „Hamburg Mannheimer” erinnert, gibt nie Interviews. Ich hatte das Reporter- Glück, einmal einen ganzen Abend beim Essen im Golfclub Bad Wiessee ihm gegenüber zu sitzen und wir kamen gut ins Gespräch. Der stille, silberhaarige Krösus, den mit circa 13 Milliarden Euro auf dem Konto keine Existenzsorgen plagen dürften, hat keine Erben. Aber ist das ein Grund für eine Heirat?
Im wahrsten Sinne des Wortes „blöd gelaufen” ist das Finale der beispiellosen Finanzkarriere des „Ich bin doch nicht blöd”-Godfathers Beisheim. Er ist nicht mehr Mister Metro. Sein ehemals globales, von Zug in der Schweiz aus, gesteuertes Imperium, zu dem die Ketten „Media Markt“, „Galerie Kaufhof”, „Real” oder „Saturn” gehören, haben die beiden superreichen Familienclans Haniel und Schmidt-Ruthenbeck über den Aktienweg wieder an sich gerissen, mit deren Geld er den Konzern aufbaute.
Die Kapitalgeber hatte er mit atemlosen Geschick rechts überholt
Fünf Millionen Mark hatte er sich einst von ihnen geborgt und die Kapitalgeber mit atemlosen Geschick rechts überholt, nachdem er vom Lehrling in der Mülheimer Elektrogroßhandlung „Stöcker & Reinshagen” zum Prokuristen aufgestiegen war und in Deutschland 1964 den ersten Supermarkt eröffnete.
Die Macht ist futsch, und Beisheim nur noch ein schwerreicher Mann. Wie konnte das diesem listigen Fuchs passieren? Die größte Sorge seiner ehemaligen Geldgeber Franz Markus Haniels sowie Reiner und Michael Schmidt-Ruthenbecks war es, dass ein Fremder in ihrem Imperium Einfluss kriegen könnte.
Die meisten guten Freunde hat der Krösus bereits überlebt. Zur Zeit bereitet er eine neue Stiftung vor. Von der attraktiven Apothekerin Christiane Winkhaus, neben der Otto eineinhalb Jahre sichtlich auflebte hat er sich getrennt.
In letzter Zeit taucht Beisheim vermehrt in der Klinik „Agatharied” in der Nähe des Schliersees auf. In diesem Krankenhaus verfügt er auf Lebenszeit über zwei Zimmer mit allen modernsten Notfallgeräten, praktisch eine Intensivstation nur für ihn.
Mercedes S-Klasse und Privathelikopter
Der genau kalkulierende Handelsriese, der gern folkloristische Anzüge, Modell “Musikantenstadl” trägt, kauft aus ökonomischen Gründen Hemden und Alltagskleidung in den USA. Er fährt immer die neueste Mercedes S-Klasse. In Silber und wegen vermeintlicher Unauffälligkeit stets mit dem gleichen Kennzeichen.
Für kürzere Distanzen nimmt er seinen Helikopter „Agusta A 09 Power” und landet damit beispielsweise auf dem Rottacher Fußballplatz. Mittags speist er gern in einem rustikalen Lokal in Kreuth, wo ihn das Preis-Leistungsverhältnis fasziniert und er ein Monats-Abonnement laufen hat.
Immerhin könnte sein, dass Beisheim nun seinen morgendlichen Kaffee nicht mehr nach Junggesellenart in der Mikrowelle aufwärmen muss.
Michael Graeter
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