Kommentar

Das Sommerhaus der Verlierer: RTL liefert Pöbel-Show mit Möchtegern-Promis – Macher haben nichts dazugelernt

Ohrfeigen-Skandal, wüste Beschimpfungen und "Promis", deren einziger Lebensinhalt darin zu bestehen scheint, im Reality-TV stattzufinden – "Das Sommerhaus der Stars" liefert auch 2023 unterirdische Krawall-Unterhaltung. Ein Kommentar von AZ-Reporter Sven Geißelhardt.
von  Sven Geißelhardt
In "Das Sommerhaus der Stars" 2023 glänzen die Promis nicht unbedingt mit vorbildlichem Verhalten.
In "Das Sommerhaus der Stars" 2023 glänzen die Promis nicht unbedingt mit vorbildlichem Verhalten. © RTL

In "Das Sommerhaus der Stars" 2023 gibt es nur Verlierer. Zwar surft RTL mit dem bei Reality-TV-Fans beliebten Format auch mit der achten Staffel noch auf einer Erfolgswelle, aber der Preis dafür ist hoch – für Zuschauer, Promi-Protagonisten, aber auch den Sender.

Unsympathische Promis pöbeln sich durch "Das Sommerhaus der Stars" 2023

Während es Formate wie "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!", "Kampf der Realitystars" oder "Promi Big Brother" schaffen, neben trashigen Szenen auch Momente der Menschlichkeit und Nähe zu zeigen, liefert das RTL-"Sommerhaus" lediglich Unterhaltung auf unterirdischem Niveau. Es wird geschrien, beleidigt und geprügelt – kaum ein Kandidaten-Paar schafft es, auch nur den Hauch von Sympathie zu wecken.

Ein großes Problem im diesjährigen Cast ist die vermeintliche Prominenz. Die meisten Teilnehmer kommen aus dem Influencer- und Dating-TV-Bereich, vielen Zuschauern dürften sie daher recht unbekannt sein. Da gibt es etwa Maurice Dziwak, der zuvor bei "Love Island" und "Are You The One" bereits verhaltensauffällig war und in "Das Sommerhaus der Stars" eine Kindergarten-Show mit Tobsuchtsanfällen und egoistischen Macht-Spielchen gegenüber seiner (inzwischen Ex-)Partnerin abliefert. Auch Muskelmännchen Aleks Petrovic bekleckert sich mit seinem Verhalten nicht unbedingt mit Ruhm, kämpft verbissen um den Gewinn von 50.000 Euro und "glänzt" mit Macho-Allüren, die ein Handbuch für toxische Männlichkeit nicht besser hätte definieren können. Schlagersänger Tim Toupet hat es passend zusammengefasst, als er schockiert sagte: "Wenn das hier alles echt ist von euch, dann tut ihr mir ganz ehrlich alle leid."

RTL setzt auf krawalliges Entertainment statt trashig-nette Unterhaltung

Aber nicht nur die "Sommerhaus"-Kandidaten, auch RTL kann mit der aktuellen Ausgabe der Sendung mal wieder nicht punkten. Bereits in der Vergangenheit gab es aufgrund von Mobbing- und Sexismus-Vorwürfen heftige Kritik und auch 2023 scheinen die Macher mal wieder nichts dazugelernt zu haben. Statt das Konzept zu überdenken oder Prominente zu verpflichten, die außerhalb des Social-Media- und Reality-TV-Kosmos etwas mit mehr Substanz zu sagen haben, wird weiterhin die Erfolgskuh des krawalligen Entertainments gemolken. Da wurde definitiv eine Chance verpasst. Hat das "Sommerhaus" in der Branche inzwischen einen derart schlechten Ruf, dass nur noch Möchtegern-VIPs verpflichtet werden können? So scheint es angesichts der letzten Staffeln zumindest.

Natürlich besteht ein erfolgreiches Trash-Format aus extrovertierten Charakteren, allerdings sollte dabei der Faktor Sympathie und Menschlichkeit nicht außer Acht gelassen werden. So heißt es nur: Im "Sommerhaus der Stars" gibt es 2023 nur Verlierer.

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