"Das lässt mich ganz demütig dastehen": Herzogin in Bayern macht bei Benefizlauf mit

Die Wittelsbacherin Elizabeth Herzogin in Bayern engagiert sich mit Herzblut für Menschen mit Multipler Sklerose (MS). Am Wochenende schnürt sie dafür die Laufschuhe.
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Elizabeth Herzogin in Bayern ist Schirmherrin des bayerischen Landesverbandes der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft.
Elizabeth Herzogin in Bayern ist Schirmherrin des bayerischen Landesverbandes der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft. © DMSG Bayern

München -  Elizabeth Herzogin in Bayern (50) ist Schirmherrin der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) in Bayern. Sie ist die Tochter von Herzog Max in Bayern, dem jüngeren Bruder von Herzog Franz. Warum sich die Wittelsbacherin für Menschen mit MS einsetzt, was ihr dabei besonders am Herzen liegt und ob sie es beim Thema Privatsphäre wie Ludwig Prinz von Bayern hält, erzählt sie im AZ-Interview.

AZ: Frau Herzogin Elizabeth in Bayern, Sie nehmen am Wochenende am Benefiz-Frauenlauf in Wollbach teil. Sind Sie schon fit und bereit dafür?
ELIZABETH HERZOGIN IN BAYERN: Ich bin zum Teil fit. Normalerweise gehe ich sehr viel mehr rennen, aber ich habe mir vor vier Wochen am Knie wehgetan. Ich habe eine gewisse Grundfitness, spaziere normal jeden Tag sechs bis sieben Kilometer durch die Wiesen und den Wald. Daher werde ich am Samstag die 6,5 Kilometer joggen können.

Es geht bei dem Lauf für die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, kurz DMSG, ohnehin nicht um Geschwindigkeit.
Es zählt das Miteinander und nicht das Gegeneinander. Jeder ist eingeladen, mitzulaufen. Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr knapp 1000 Teilnehmer sein werden.

Warum ist es Ihnen wichtig, selbst mitzulaufen und als Schirmherrin nicht nur zuzuschauen?
Zum einen macht mir das Laufen Spaß und zum anderen finde ich die Idee schön, dass man in einer großen Gemeinschaft mitläuft, um anderen Menschen zu helfen. Wenn ich die Gelegenheit habe, aktiv mitzumachen, motiviert mich das unglaublich.

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"Ich möchte chronisch erkrankten Erwachsenen helfen"

Haben Sie von Ihrer bekannten Familie noch jemanden dazu motivieren können?
Nein. Ich weiß tatsächlich nicht, wer in meiner Familie gerne läuft. Mein Vetter Prinz Ludwig ist aber sehr gut mit seinem jährlichen Löwenmarsch – 100 Kilometer – dabei.

Sie sind die Schirmherrin der DMSG in Bayern. Warum engagieren Sie sich für den Kampf gegen diese Krankheit?
Ich möchte chronisch erkrankten Erwachsenen helfen, das ist mir wahnsinnig wichtig. Denn das ist eine Zielgruppe, über die unsere Gesellschaft gern hinweggeht. Mir persönlich war es zudem wichtig, nicht etwas ganz weit weg oder etwas Abstraktes zu machen, sondern direkt in der Nachbarschaft oder – im übertragenen Sinne – dort, wo meine Hand aufhört. Diese Menschen, die an MS leiden, begeben sich schnell aus der Mitte der Gesellschaft, weil sie Angst haben, dort keine Geborgenheit mehr zu finden.

Elizabeth Herzogin in Bayern ist Schirmherrin des bayerischen Landesverbandes der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft.
Elizabeth Herzogin in Bayern ist Schirmherrin des bayerischen Landesverbandes der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft. © DMSG Bayern



Bringt Sie Ihr Ehrenamt auch in direkten Kontakt?
Meine Tätigkeit besteht aus zwei Feldern: die Arbeit nach innen und die nach außen. Die Arbeit nach innen bedeutet für mich in erster Linie: Menschen mit MS zuhören, mit ihnen Zeit verbringen. Das ist für mich das Allerwichtigste. Ich möchte ihnen eine offene und gesunde Neugier entgegenbringen. Die Erfahrungen, etwa zum Thema Barrierefreiheit, trage ich dann gern nach außen.

Wie geht es Ihnen, wenn Sie Schicksale nah miterleben?
Es gibt Fälle, die unglaublich traurig sind. In den vergangenen elf Jahren habe ich Menschen getroffen, denen es in diesem Zeitraum immer schlechter ging. Ich habe aber auch viele Momente erlebt, die mich erfüllen: Ich nehme ein starkes "Leben im Tag" wahr.

"Ich selbst tendiere manchmal dazu, viel zu sehr nach vorne zu denken"

Inwiefern?
Ein Mensch mit Multipler Sklerose weiß am Abend nicht, ob er am nächsten Tag mit einem Schub aufwachen wird. Das bedeutet, dass eine Entzündung im Gehirn zum Beispiel eine Lähmungserscheinung am Bein, eine Augenentzündung oder eine Sprechstörung auslösen kann. Viele Erkrankte leben dadurch sehr bewusst im Hier und Jetzt und schätzen einen schönen Tag sehr. Das nehme ich mir von Betroffenen mit. Ich selbst tendiere manchmal dazu, viel zu sehr nach vorne oder zu kompliziert zu denken. Es berührt mich auch zutiefst, wenn ich Angehörige kennenlerne, die jahrzehntelang Betroffene pflegen und die dennoch mit diesem Schicksal nicht hadern. Das lässt mich ganz demütig dastehen und zeigt mir, wie dankbar ich sein darf – mit einem Körper, der normal funktioniert.

Wie würden Sie Multiple Sklerose umschreiben?
Die Multiple Sklerose ist eine entzündliche und chronische Erkrankung des Nervensystems im Gehirn. Sie ist nicht heilbar. Wenn Sie die Diagnose haben, haben Sie diese bis zum Lebensende. Sie ist aber auch nicht unbedingt tödlich. Man nennt sie auch die Krankheit mit den 1000 Gesichtern, weil sich die Entzündungsherde im Gehirn ganz unterschiedlich ausprägen können. Es gibt gleichzeitig viele Möglichkeiten, die Symptome zu lindern oder zu behandeln. Hier bietet die DMSG Beratungsmöglichkeiten für Betroffene.

Multiple Sklerose ist bisher nicht heilbar, aber auch der Auslöser ist noch ungeklärt.
Bisher hat man tatsächlich den Grund für den Ausbruch nicht gefunden. Aber besonders in München wird daran viel geforscht. Es gab zum Beispiel Theorien von einem Zusammenhang mit Vitamin D oder einer Viruserkrankung. Ungeklärt ist zudem auch, warum mehr Frauen als Männer an Multipler Sklerose erkranken.

Sie haben sich viel Wissen über diese Erkrankung angeeignet. Nimmt das etwas die Angst davor oder wie würden Sie auf eine solche Diagnose reagieren?
Das Gute ist, dass ich durch die Arbeit für die DMSG wüsste: Es gibt ein dichtes Netz an Menschen, die einen auffangen können, die einem mit Seelsorge beiseitestehen oder auch mit Gesprächen und mit Rat zu den Themen wie Arbeitgeber, Rente und Krankenversicherung. Die Hauptstelle der DMSG ist in München, aber Bayern hat als einziges Bundesland in Deutschland in jedem Regierungsbezirk eine eigene Beratungsstelle und zudem weitere betreute Gruppen.

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"Durch Bewegung kommt auch der Geist in Schwung"

Apropos München: Könnten Sie sich auch hier einen Benefizlauf vorstellen? Wollbach in Unterfranken ist ja doch ein Stück weit weg.
Ich werde wohl rund vier Stunden am Samstag dorthin unterwegs sein. Aber jetzt haben Sie mich auf eine Idee gebracht (lacht). Das wäre durchaus interessant.

Sie haben vorhin schon Ludwig Prinz von Bayern und seinen Löwenmarsch für sein IT-Projekt in Kenia angesprochen. Werden Sie dieses Jahr auch mitmachen?
Dieses Mal werde ich versuchen, beim Löwenmarsch mitzumachen, ja. Ob ich die ganze Strecke schaffe, hängt von meinem Knie ab. Ich mag es, mich zu bewegen. Durch Bewegung kommt auch der Geist in Schwung.

Wie auch die anderen Wittelsbacher mag es Prinz Ludwig ansonsten eher zurückgezogen und privat. Wie handhaben Sie das?
Ich selber bin eigentlich ein introvertierter Waldschrat (lacht). Aber ich bin sofort Feuer und Flamme, wenn es um einen guten Zweck geht und ich Menschen helfen kann wie beim Wollbacher Frauenlauf. Das Engagement jedes Einzelnen beeindruckt mich, ehrenamtliche Arbeit kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Ich habe bei der DMSG so viele Ehrenamtliche kennengelernt – vom pensionierten Busfahrer bis hin zum Banker. Das ist der Kitt der Gesellschaft.

Wie man sich für Menschen mit MS engagieren kann: 

In Bayern findet am Samstag, 4. Mai, ab 13 Uhr zum achten Mal der Wollbacher Frauenlauf für die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft statt. Eine Voranmeldung ist nicht nötig.

Auf einer Strecke von rund 6,5 Kilometern (2,5 Kilometer als alternative Kurzstrecke) können alle teilnehmen und für den guten Zweck joggen, laufen, walken oder wandern. Die Startgebühr von zehn Euro wird in voller Höhe an die DMSG Bayern gespendet.

Das ist nicht die einzige Möglichkeit, sich für MS-Betroffene zu engagieren. Zum zweiten Mal holt aktuell der DMSG Bundesverband den internationalen Spendenlauf „The May 50K“ nach Deutschland – für die MS-Forschung kann gelaufen, gerollt, geschwommen, gewalkt, geradelt oder spaziert werden.

50K steht für das Ziel von 50 Kilometern, das sich die Teilnehmenden im Monat Mai stecken. Gleichzeitig tut man damit Gutes und sammelt Spenden ein. Registrierung und mehr Infos: www.themay50k.de  

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