Das kalte Geheimnis

Philipp Stölzls Bergsteigerdrama „Nordwand“feiert im Mathäser eine umjubelte Premiere – und bringt Reinhold Messner zum Schwärmen
von  Abendzeitung
Stolzes Vorbild: Reinhold Messner ist angetan von Benno Fürmanns Schauspielkunst.
Stolzes Vorbild: Reinhold Messner ist angetan von Benno Fürmanns Schauspielkunst. © People Picture

Philipp Stölzls Bergsteigerdrama „Nordwand“feiert im Mathäser eine umjubelte Premiere – und bringt Reinhold Messner zum Schwärmen

Und alles ohne Gore-Tex-Ausrüstung. Ohne Profi-Steigeisen, ohne Thermounterwäsche, ohne Kartenmaterial. Ganz zu schweigen von gesichertem Wissen oder Erfahrungswerten. Nichts, gar nichts. Benno Fürmann, sehr schmal und sehnig und charismatisch, steht vor dem Mathäser, wo gleich die Deutschland-Premiere des Bergsteigerdramas „Nordwand“ stattfinden wird, und lässt seiner Begeisterung freien Lauf.

In Philipp Stölzls Film spielt Fürmann den Toni Kurz, einen der beiden Berchtesgadener Bergsteiger, die 1936 an der Eiger-Nordwand den Tod fanden (siehe Report). In jedem Satz, den der 36-Jährige an diesem Abend sagt, ist Achtung vor den jungen Kletterern herauszuhören. „Die wurden von einer unglaublichen Leidenschaft, von Mut und Risikobereitschaft angetrieben.“

Fantastisch, abenteuerlich, tragisch

Wen man auch fragt, wo immer man sich auch umhört – auf dem roten Teppich, vor Beginn des Films, erzählen sie alle, wie fantastisch, abenteuerlich und, am Ende, tragisch doch die Geschichte von Toni Kurz und Andi Hinterstoisser sei. Florian Lukas, der im Film den Andi spielt, sagt, dass der Wind beim Dreh manchmal so schlimm gewesen sei, „dass es mir den Mund zufror“, Regisseur Stölzl erzählt von der Kraft, die es koste, am Hang zu drehen. „Die beiden haben Unglaubliches geleistet.“

Die Wand als kaltes Geheimnis

Exakt das ist auch die Einschätzung von Reinhold Messner, lebende Legende aller Bergsteiger. Messner ist 1968 als erster Mensch auf einer neuen Route auf die Nordwand gestiegen, bezwang den Berg 1974 „an einem Vormittag“ – und ist voller Bewunderung über die sportlichen Leistung der beiden Berchtesgadener. „Die Wand war damals ein kaltes Geheimnis“, erzählt Messner, „das größte bergsteigerische Problem.“ Niemand habe eine Route nach oben gewusst, jeder wollte hinauf – und viele starben auf dem Weg zum Gipfel. „Das hat den Mythos der Nordwand nur weiter eingeheizt“, sagt Messner. In der „Euphorie der 30er Jahre“ sei die Gefahr, die vom Eiger ausging, verlockend gewesen. Er hoffe, Reiz wie Gefahr werden im Film authentisch dargestellt, sagt Messner beim Hineingehen ins Kino.

Packende, realistische Kletterszenen

Als er zwei Stunden später rauskommt, leuchten seine Augen. „Intensiv“, sei der Film, packend, die Kletterszenen sehr realistisch. „Das hatte nichts von Hollywood-Produktionen á la Cliffhanger“, sagt Messner. Dann geht er zur Premierenfeier.

Jan Chaberny

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.