Das Haus der Hedonisten

Im Prinzip feiert jeder, der sich in die Arme der schrecklich netten Club-Familie begibt.
von  Abendzeitung
Barfrau Stephanie ist im Prinzip die Dame für das Hochprozentige.
Barfrau Stephanie ist im Prinzip die Dame für das Hochprozentige. © Klaus Primke

Im Prinzip feiert jeder, der sich in die Arme der schrecklich netten Club-Familie begibt.

Dumpf klopft der Bass unter dem Asphalt. Es ist vier Uhr früh, das Ende der Nacht naht – der richtige Zeitpunkt also für das Prinzip.

Dort unten an der Maximilianstraße, wo der Bass wummert, ist es eng, das Licht schummrig, die Luft zum Schneiden. Vorm Pult von DJ Carlos Mendes wiegen sich die Tanzenden zum Beat, die Augen fest geschlossen. Offenbar ein Ort für Genießer.

An der Bar lehnt derweil die Herrin des Clubs der Hedonisten: Dafne van der Zee. Zusammen mit Daniel Mraz hat sie vor sieben Jahren das Prinzip eröffnet. Seitdem werden renommierte DJs für den Münchner Club ihren Refugien in London, Ibiza oder Barcelona untreu. Gelackt, wie so viele Elektroschuppen ist das Prinzip dennoch nicht – eher gemütlich oder „familiär", wie Dafne sagt.

Zur Familie zählen polyglotte Hipster, die nebenan im Vier Jahreszeiten einchecken, hier die Nacht durchtanzen, um am Morgen verkatert zurück nach Ibiza zu jetten. Die Mutter des Prinzips hat indes so viel mit Jetset zu tun, wie ihr Job mit Glamour: Es ist die tätowierte Klofrau Sabine. Jeder schätzt sie, jeder hatte mit ihr schon Ärger. Wer Bier auf den Kickertisch schüttet, kassiert verbale Watschn.

Wer sich dennoch in die Arme dieser schrecklich netten Familie wagt, verlässt die Party nicht vor acht Uhr morgens. Erst zu der Zeit stolpert man aus der Tiefe nach oben. Morgenluft kriecht in den erschöpften Körper. Sonnenstrahlen stechen in vernebelte Augen. Trotzdem denkt man: Im Prinzip könnte es ewig weitergehen.

Reinhard Keck

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