Darum kämpfte sie so öffentlich gegen den Brustkrebs

Hendrikje Fitz ist mit 54 Jahren ihrem Krebsleiden erlegen. Anders als viele andere machte sie die Krankheit schnell öffentlich und verheimlichte auch ihren Kampf dagegen nicht.
(ili/spot) |
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Berlin - Schauspielerin Hendrikje Fitz ist mit 54 Jahren an den Folgen ihrer Brustkrebserkrankung am Donnerstagnachmittag in Berlin gestorben. Erstmals öffentlich sprach sie über die Diagnose nach der Bambi-Verleihung im November 2014. Damals wurde sie für ihre Rolle in der TV-Serie "In aller Freundschaft" ausgezeichnet. Zur Preisverleihung erschien sie in einem, dem Anlass entsprechenden, langen, eleganten, schwarzen Kleid. Ungewöhnlich an ihrem Auftritt auf dem roten Teppich war aber das schwarze Tuch, das sie sich um die Haare gebunden hatte.

Mit "In aller Freundschaft" wurde Hendrikje Fitz bekannt - hier können Sie die vergangene Staffel bestellen

Darauf angesprochen sagte Hendrikje Fitz: "Ich habe momentan keine Haare, doch eine Perücke wollte ich am Bambi-Abend nicht tragen. Deswegen dachte ich mir, ich ziehe das Romy-Schneider-Gedächtnis-Outfit an." Eigentlich hatte sie sich "ein paar Antworten zurechtgelegt", doch dann sagte sie der "Bild"-Zeitung einfach: "Ich habe Brustkrebs."

 

Die Diagnose

 

Ein mutiger und ungewöhnlicher Schritt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Schauspielerin damals selbst erst seit wenigen Wochen Gewissheit hatte. Wie sie von der Krankheit erfahren hat, erklärte Fitz in dem Interview so: "Es war Ende August. Wir hatten drehfrei und ich bin nach Italien gefahren. Dort im Urlaub habe ich dann plötzlich etwas in meiner Brust ertastet." Danach sei sie noch in Italien zum Arzt gegangen. "Die Ärztin machte eine Mammographie und Ultraschall und erkannte den Tumor in meiner Brust", erinnerte sie sich weiter.

Daraufhin fuhr Fitz nach Berlin zurück und ließ alle notwendigen Untersuchungen und Behandlungen über sich ergehen: Erst eine Chemotherapie, von der sie zum Zeitpunkt des Interviews im November 2014 bereits "drei Zyklen" hinter sich hatte - fünf weitere waren noch geplant. Im März 2015 sollte dann "eine brusterhaltende OP folgen". "Die Therapie spricht gut an", sagte Hendrikje Fitz damals.

 

Die Rückkehr der Krankheit

 

Trotz guter Prognosen kehrte die Krankheit 2015 mit voller Wucht zurück. Im November erklärte Fitz via Facebook: "Bei mir war es ein Sommer, der zum ersten Mal nicht mehr mein Freund war - zu quälend die übergroße, nicht endend wollende Hitze, die mir noch dazu immer wieder unerklärliche Schwindel - Anfälle bescherte. Am Ende des Sommers dann Ursachenforschung - ein Hirn CT - eine Diagnose: positiv - Metastasen im Hirn. Zäsur. Nein, kein Schock - eher eine ganz fokussierte Ruhe", ließ sie ihre mehr als 25.000 Freunde und Fans im November 2015 wissen.

 

Unterbrechung beim "Perfekten Promi Dinner"

 

Ebenfalls keinen Hehl aus ihrer Verfassung machte Hendrikje Fitz bei ihrem Auftritt in der TV-Koch-Sendung "Das perfekte Promi-Dinner" Ende 2015. Die dramatische Nachricht von weiteren Metastasen im Gehirn platzte offenbar in die Dreharbeiten. Doch Fitz wollte unbedingt weitermachen, betonten sie und der Sender VOX immer wieder. Und so kam es, dass die tapfere Patientin ein "Dinner" aussetzen musste, an den anderen vier Abenden der am 27. Dezember ausgestrahlten Sendung fehlte sie aber nicht.

 

"In aller Freundschaft"

 

In der Folge "Wahre Freunde", am 26. April, 21 Uhr feiern Dr. Roland Heilmann (Thomas Rühmann, re.) und seine Frau Pia (Hendrikje Fitz, li.) Hochzeitstag Foto:MDR/Saxonia/Wernicke

 

Bekannt war Hendrikje Fitz vor allem für ihre Rolle der Arztgattin Pia Heilmann, geborene Steinbach, in der TV-Serie "In aller Freundschaft" (Das Erste). Seit der ersten Folge 1998 war sie darin zu sehen. Ironie des Schicksals: Zwei Jahre vor der Diagnose im wahren Leben, wurde die tückische Krankheit in der Serie bei ihrer Rolle entdeckt. Der "Bild"-Zeitung sagte sie im Interview dazu:

"Komischerweise bin ich kurz nach der Diagnose häufig angesprochen worden, ob ich vor zwei Jahren wirklich krank war, weil ich mir in der Serie den Kopf kahl rasiert hatte." Daraufhin habe sie geantwortet: "Nein, es ist genau umgekehrt, damals war ich gesund und heute bin ich krank."

 

Darum der öffentliche Kampf

 

Das letzte Selfie postete Hendrikje Fitz Anfang Januar 2016 aus Italien Foto:facebook.com/Hendrikje-Fitz-624420064301054

 

Hendrikje Fitz hinterlässt einen Bruder, den Schauspieler Florian Fitz (48, "Fremde, liebe Fremde") - beide Kinder des Schauspielers Peter Fitz (1931-2013, "Die Konferenz") -, sowie "die wahren Herzensmenschen", wie sie sie bei Facebook nannte. Mit eben diesen arbeitete sie im November 2015 an Testament und Patientenverfügung, erklärte sie damals.

Warum Hendrikje Fitz all das so schnell und so konsequent öffentlich machte, erklärte sie in einem Facebook-Post so: "Ich finde - es ist höchste Zeit, dass auch dem Sterben ein adäquater Platz in unserer Gesellschaft eingeräumt wird - darum kann und will ich gar nicht anders, als mit dem, was mir derzeit passiert, in aller Offenheit umzugehen." Respekt und RIP!

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