Daniel Craig: "James Bond hat mein Leben verändert"
Berlin - Das Hotel Adlon Kempinski in Berlin am Tag der Deutschlandpremiere von "Spectre": Hauptdarsteller Daniel Craig (47) nimmt an einem Tisch mit Journalisten Platz.
Der 007-Darsteller trägt Jeans zum eleganten Sakko, eine schwere Uhr ziert sein linkes Handgelenk. Der Brite wirkt entspannt, obwohl er seit Wochen einen Interviewmarathon absolviert. 15 Minuten Zeit, los geht's.
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Wann sind Sie das erste Mal mit James Bond in Berührung gekommen?
Daniel Craig: Den ersten Film, den ich gesehen habe, war "Liebesgrüße aus Moskau". Ich kann mich noch gut an die Szenen in den Katakomben von Istanbul erinnern.
Und welche Szene bleibt Ihnen von "Spectre" besonders in Erinnerung?
Craig: Die gesamte Eröffnungssequenz finde ich in ihrer Gesamtheit einfach großartig. Persönlich hat mir die Prügelei im Zug am meisten Spaß gemacht, auch wenn ich mich dabei am Knie verletzt habe. Es hat sechs Wochen gedauert, bis Dave Bautista und ich die Choreografie dafür einstudiert hatten. Ein falscher Schritt und man bekam eins auf die Nuss. Und Bautista ist ein sehr großer Mann...
Gab es auch etwas, das Sie so richtig genervt hat?
Craig: Naja, das ist wie in jedem Job. An einem Tag ist man besser drauf, an einem anderen schlechter, weil man vielleicht schlecht geschlafen hat. Aber wenn ich jetzt zurückdenke, sehe ich nur das Positive. "Bond"-Filme sind mit nichts anderem vergleichbar. Wir sind zu einer großen Familie zusammengewachsen, in der jeder auf den anderen geschaut hat.
Wie hat James Bond Ihr Leben verändert?
Craig: Auf viele verschiedene wunderbare Arten. Ich sehe jetzt Orte, von denen ich nie gedacht habe, dass ich sie jemals sehen würde. Und ich bekomme zum Beispiel eine Suite im Adlon Hotel (lacht). Viele Leute fragen mich immer nach den negativen Aspekten der Rolle: Klar gibt es die auch. Aber die Vorteile überwiegen um Längen.
Sie sind bei "Spectre" auch Co-Produzent. Welche ihrer Vorschläge haben es in den Film geschafft?
Craig: Produzent bin ich eigentlich schon seit "Casino Royale", aber diesmal taucht meine Name auch in den Credits auf. Mir war von Beginn an wichtig, dass ich nicht nur meine Rolle spiele und dann wieder nachhause gehe. Ich hatte immer eine große Klappe. Diese Rolle hat mein Leben umgekrempelt und diesen Prozess wollte ich mitsteuern. Einige meiner Vorschläge haben es in den Film geschafft, aber viele Ideen haben es auch nicht geschafft.
Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit Christoph Waltz empfunden?
Craig: Es war ein Segen, dass er dabei war. Ich mag ihn sehr. Er legt die Messlatte sofort sehr hoch, wenn er ans Set kommt.
Waren Sie vor dem Kuss mit Monica Bellucci eigentlich nervös?
Craig: Nein, wir haben gelacht. Die Szene war beim zweiten Versuch im Kasten.
Eignet sich ein Macho wie Bond in der heutigen Zeit noch zum Helden?
Craig: Er ist ja nicht nur ein Macho. Ich hoffe, ich konnte diesen Eindruck etwas zerstreuen. Wenn die Zeit für Action ist, dann ist er bereit - das macht ihn zu James Bond. Aber er hat auch softere Seiten.
Täuscht der Eindruck, oder hat sich Bond mittlerweile zum Teamplayer entwickelt?
Craig: Wir hatten so einen tollen Cast, warum sollten wir die Schauspieler dann nicht entsprechend in Szene setzen? Ich stand 128 Tage vor der Kamera - ich bin über jeden froh, der mich etwas entlastet.
Sie haben zuletzt in Interviews angedeutet, dass dies ihr letzter Bond gewesen sein könnte. Warum?
Craig: Man hat mich zwei Tage nach den achtmonatigen Dreharbeiten gefragt, ob ich weiter machen werde. Da habe ich gesagt: 'Jetzt? Puhh!' Die Wahrheit ist: Ich weiß es nicht. Ich will eine Weile nicht darüber nachdenken.