Christine Kaufmann: "Sex lässt im Alter nach - wie Sport"

Aber zum Glück besteht zwischen Sex und Eros ohnehin ein riesiger Unterschied – sagt Christine Kaufmann (68) im Gespräch über Männer, Drogen und ihr Buch.
von  Kimberly Hoppe

Aber zum Glück besteht zwischen Sex und Eros ohnehin ein riesiger Unterschied – sagt Christine Kaufmann (68) in diesem offenen Gespräch über Männer, Drogen und ihr Buch.

 

München - Ach, was für eine Ehre!“ – „Frau Kaufmann, wie Sie strahlen!“ – „Haben Sie ein Autogramm für mich?“

Es gibt an diesem frühlingshaften Mittag im Brenner an der Maximilianstraße offenbar keinen, der sie nicht erkennt. Christine Kaufmann (68) genießt die Aufmerksamkeit, obwohl sie ihr kaum mehr auffällt: Sie gehört zu ihrem Leben, seit sie acht war.

Erst war sie das „Rosen-Resli“, dann mit Weltstar Tony Curtis (†) verheiratet. Und jetzt steht sie mal wieder im Blickpunkt – mit ihrer Lebensbeichte, dem Buch „Scheinweltfieber“ (LangenMüller).

Die AZ hat Auszüge davon gedruckt. Wie sie Tony Curtis mit seinem besten Freund betrügt, wie sie jahrzehntelang einen schwulen Mann liebt, wie sie über die Glamour-Scheinwelt denkt.

Jetzt ist Zeit für ein Gespräch darüber – bei alkoholfreiem Hugo, Lachsfilet und bloß nichts mit Weizen, denn den lässt sie seit zweieinhalb Monaten weg, um nicht mehr „so geschwollen“ auszuschauen. Fünf Kilo hat sie schon abgenommen, geschwollen ist an ihr eh nichts.

AZ: Frau Kaufmann, Sie müssen viel Geld gespart haben!

CHRISTINE KAUFMANN: Wie bitte?

Sie haben vier Jahre an Ihrer Lebensbeichte geschrieben, das ist besser und günstiger als jeder Therapeut, oder?

Ach, ich habe längst alle Dinge für mich verarbeitet. Einen Therapeuten brauch’ ich nicht. Das Schicksal ist eben amüsant, es ist lustig und tragisch zugleich.

Verfluchen Sie das „Rosen-Resli“?

Nein, das Kinderstar-Sein war nicht das Problem, sondern mehr, dass man immer weiter in dieser Welt überleben muss. Man kann entrümpeln, aber nicht entruhmen, wenn man mal berühmt war.

Wie konnten Sie den vielen Drogen widerstehen?

Ich hab natürlich Haschisch geraucht, war Hippie und habe mal LSD genommen. Aber Koks und diese Sachen mag ich nicht. Nicht aus Prüderie, ich bin einfach nicht suchtveranlagt. Meine Leidenschaften sind alle hautfreundlich. Fast Food ist schon pures Gift für mich.

Sie schreiben offen über Ihre Affäre mit Tonys bestem Freund. Wie viel Überwindung hat Sie das gekostet?

Ich hatte mich bei Tony vorher entliebt, dann in seinen besten Freund Melvin verliebt, und wir hatten eine Affäre, was viel Spaß gemacht hat, das gebe ich gerne zu. Tony schrieb später in seinem Buch, das und das ist passiert. Da stimmte nichts, es war so gemein. Also dachte ich, jetzt kann ich mal schreiben, wie es wirklich war. Nämlich dass ich mit einem der aufregendsten Männer eine Affäre hatte, während ich noch mit Tony verheiratet war.

Hatten Sie keine Angst um Ihren Ruf?

Nein. Ich war immer schon verrufen, das hat man jetzt nur vergessen, weil ich älter bin. Nackt auf der Bühne, Skandalnudel, viele Liebhaber – wenn ich privaten Puderzucker dazugebe, dann Puderzucker, der mir wichtig ist. Wie zum Beispiel auch der wunderbare Günther Amendt ...

... Ihre schwule Liebe.

Genau. Aber alle glauben, dass frau keinen schwulen Mann lieben kann. Dabei gibt’s bei Sex und Eros einen riesigen Unterschied. Eros hält länger. Als Günther starb, war das ein großer Schock für mich. Liebe geht nicht nur nach dem Schema F. Ich konnte mich an Günther anlehnen, er gefiel mir, ich konnte über alles mit ihm reden. Es war nah und erotisch.

Fanden Sie es nicht schade, dass er schwul war?

Ich weiß es nicht. Ich hatte ja immer Männer, mit denen ich geschlafen habe. Freunde, Ehemänner. Ich fand es plötzlich befreiend.

Dass kein Sex-Druck da war?

Ja, genau!

Gehen Sie auf Männer zu, die Ihnen gefallen?

Liebe beruht auf Gegenseitigkeit. Mir muss niemand dauernd den Hof machen, dafür bin ich zu selbstständig. Bei mir passiert das in der ersten Sekunde. Egal ob bei Tony oder Günther – es ist sofort klar. Ich will nur nicht, dass die Beziehung nach einem bestimmten Muster abläuft.

Ihre Meinung zum Altherrenwitz Brüderle?

Ich verabschiedete mich als junge Frau abends mal von einem Chef einer Fernsehsendung, und der sagte dann ganz irritiert: „Wie, wir verbringen doch die Nacht miteinander!?“ Da war ich so sprachlos. Später erzählte ich einer Bekannten die Geschichte, sie sagte: „Du bist so dumm. Wenn jemand dir so etwas sagt, dann antworte: Liebling, mit dir jederzeit immer, nur heute Nacht nicht.“ Das fand ich großartig. Das merkte ich mir. Aber so eine Situation gab es für mich nicht mehr. Ich kenne blöde Anmachen zum Glück nicht.

Ist Brüderles Dirndl-Spruch nur eine blöde Anmache?

Ich sage dazu: Chapeau! Ich hätte gar nicht gedacht, dass er noch solche Gedanken hat.

Ihr größter Fehler?

Mir tut es wahnsinnig leid, dass ich Tony geheiratet habe. Dass ich weggegangen bin, ohne Geld zu nehmen. Nicht aus Luxus-Gründen. Ich kann auch mit einer Blume und einem Stein Luxus haben. Aber wenn ich Geld gehabt hätte, hätte er mir nie die Kinder wegnehmen können. Das war ein Fehler.

Würden Sie sich heute nochmal in Curtis verlieben?

Ich muss jetzt lange überlegen, weil ich nicht weiß, ob ich jemals in ihn verliebt war. Er war mehr so ein Gegenstück von mir, wir waren mehr Verbündete. Die Spannung des Verliebtseins fehlte.

Welchen Typ Mann finden Sie spannend?

Ich liebe das Interessante, Männliche. In Hollywood finde ich keinen aufregend. Russell Crowe wäre mein Typ. Er ist ja auch Australier.

Ist Ihr Ex-Mann, der Künstler Klaus Zey, beleidigt, dass er nicht im Buch auftaucht?

Nein.

Ist er wieder Ihr Lebensgefährte?

Ich würde ihn nie wieder heiraten. Aber ich würde auch keinen anderen heiraten. Ich suche keinen Partner, kann es mir auch nicht vorstellen. Aber ich schätze seine Bildung. Es gibt kaum einen, mit dem man so toll reden kann. Ich würde sagen, wir haben so eine vernünftige Ältere-Leute-Beziehung. Wenn er mal bei mir ist, geht er spät abends dann heim.

Fehlt Ihnen der Sex?

In den vergangenen vier Jahren traf ich einen Mann, bei dem ich mir erstmals wieder dachte: Mit dem könnte ich mir Sex vorstellen. Das ist nun aber auch schon zwei Jahre her. Mit Sex, das ist so, ach, naja, wie Sport, das lässt ja auch nach im Alter.

Was ist mit dem Gefühl, morgens neben jemanden aufzuwachen – vermissen Sie das?

Das am Allerwenigsten! Ich liebe es, Platz im Bett zu haben und mich ausbreiten zu können. Ich weiß nicht warum, aber ich bin so glücklich wie nie zuvor.

 

 

 

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