Charmanter Eigenbrödler

Erst spielte er Theater in Hamburg, jetzt steht er in München vor der Kamera: Der Newcomer Jan Stapelfeldt hat viel vor. Höchste Zeit, den Neu-Münchner mal persönlich zu treffen.
von  Abendzeitung
Ein Hamburger in München: Vor kurzem ist Jan Stapelfeldt hierher an die Isar gezogen – und posiert für die Kamera mit Fans und locker verschränkten Armen..
Ein Hamburger in München: Vor kurzem ist Jan Stapelfeldt hierher an die Isar gezogen – und posiert für die Kamera mit Fans und locker verschränkten Armen.. © Mike Schmalz

Erst spielte er Theater in Hamburg, jetzt steht er in München vor der Kamera: Der Newcomer Jan Stapelfeldt hat viel vor. Höchste Zeit, den Neu-Münchner mal persönlich zu treffen.

Plötzlich stehen da vor Galeria Kaufhof zwei Mädels, die ihn schüchtern anlächeln. Jan Stapelfeldt, der gerade noch über seine Rolle bei Marienhof erzählt hat, über seinen Wegzug aus seiner Geburtstadt Hamburg, über München und wie schnell alles gegangen ist, blickt den beiden kurz in die Augen, hebt die Arme, macht zwei Schritte nach rechts – und umarmt die Mädels.

So ist der private Jan Stapelfeldt, flink, spontan, kommunikativ. Ein sympathischer 25-Jähriger, der zum Interview in grünen Schlapperhosen kommt, eine braune Lederjacke trägt und auf dem Kopf eine Mütze. Sehr selbstbewusst, sehr lässig – und also das exakte Gegenteil von der Rolle, für die Stapelfeldt vor ein paar Wochen Hals über Kopf sein Zuhause verlassen hat und hierher an die Isar gezogen ist.

Stapelfeldt steht seit dem seit kurzem in für die ARD Serie Marienhof vor der Kamera, er spielt da Valentin Ernst. Einen Autisten. „Bei so einem tollen Angebot darf man nicht zögern“, sagt der Jungschauspieler, seine Hände segeln durch die Luft. Wie spielt man so einen Menschen, einen Menschen, der in einer eigenen, anderen verschlossenen Welt lebt? Der kontrolliert ist und emotionslos und verschlossen? Stapelfeldt erzählt von Büchern, die er zu dem Thema gelesen, von Filmen, die er gesehen, von Gesprächen, die er geführt hat. Er hat sich Wissen angehäuft, aberWissen allein genügt nicht.

Stapelfeldt sagt, er vertraue auf seinen Instinkt, auf sein Gefühl. Und auf seine Konzentration. Er wohnt in einer kleinen Einzimmer-Wohnnung in Grünwald, er fährt nicht oft in die Stadt, er arbeitet viel. Klar ist er schon durch die Innenstadt marschiert, wie ein Tourist von einer Sehenswürdigkeit zur anderen. Er findet Hamburg schön, es ist seine Heimatstadt, aber jetzt lebt er auch sehr gerne in München. „Hier ist die Luft ganz anders, eine frische Bergluft“, sagt Stapelfeldt, und erzählt, dass er, sobald mal ein bisschen Luft ist, München so richtig erkunden will.

Derzeit ist das kaum möglich. Derzeit steht Stapelfeldt jeden Morgen um neun vor der Kamera, so lange, bis alle Szenen im Kasten sind. Bei Marienhof drehen sie pro Tag eine ganze Folge, „da hat man wenig Zeit“, sagt Stapelfeldt, das sei die Herausforderung. „Im Theater kann man stürmisch beginnen, und langsam ruhig werden“, sagt der 25-Jährige. Beim Film habe man dazu nicht die Zeit. Deshalb will Stapelfeldt seine Rolle anders angehen. Ruhiger. Zurückhaltender. Von heute an, 18.25 Uhr, kann man in der ARD prüfen, ob es geklappt hat.

Jan Chaberny

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