König Charles III. und seine neue Rolle

Lange steht er in der zweiten Reihe hinter seiner Mutter. Nun muss er seine Qualität als König beweisen. Seit Samstag ist er offiziell als Nachfolger im Amt.
Susanne Ebner |
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König Charles III. unterschreibt im Beisein seines Sohnes, Prinz William, und seiner Gemahlin, Königin Camilla, einen Eid.
König Charles III. unterschreibt im Beisein seines Sohnes, Prinz William, und seiner Gemahlin, Königin Camilla, einen Eid. © dpa/PA Wire

London - Als die Trompeter auf den Balkon des Saint James's Palace treten, zücken die Besucher schnell ihre Smartphones. Schließlich wirkt die Zeremonie mit altertümlichen Uniformen und Botschaften, die von einem Pergament abgelesen werden, wie aus der Zeit gefallen.

Proklamation auf dem Palast-Balkon

Tausende sind gekommen, um bei Charles' Proklamation dabei zu sein. Zwei Tage nach dem Tod seiner Mutter, Queen Elizabeth II., ist Charles III. am Samstag mit Fanfaren auf dem Palast-Balkon in London als britischer König ausgerufen worden. Die eigentliche Zeremonie fand vorher statt, innerhalb des Gebäudes. Es folgten Salutschüsse, unter anderem im Hyde Park.

Unerwartet nahbar

Viele Britinnen und Briten hatten sich vor dem Tag gefürchtet, an dem der 73-jährige König wird. Hier die beliebte Queen, dort der eher mit Argwohn betrachtete Langzeit-Thronfolger. Am vergangenen Freitag aber, als der neue König das erste Mal vor dem Buckingham-Palast erschien, kam alles anders als erwartet. Der Monarch zeigte sich nahbar, ließ sich umarmen und küssen. Die Menge jubelte ihm zu und sang "God Save the King", Gott schütze den König.

Emotionale Rede

Am selben Abend hielt er eine emotionale Rede an die Nation, die unter anderem wegen seiner liebevollen Worte über seine Mutter überschwänglich gelobt wurde. "Der Monarch und seine Beziehung zum Volk haben sich verändert", resümierte eine britische Journalistin. Das Eis zwischen der königlichen Familie und den Menschen im Land sei geschmolzen.

Charles profitiert von "Honeymoon-Phase"

Hat das Volk tatsächlich so schnell seine Meinung über ihn geändert? Pauline MacLaran, die sich an der Royal-Holloway-Universität in London mit dem Bild der Royals befasst, glaubt, dass dem nicht unbedingt so ist. "Das ist eine Art Honeymoon-Phase", sagte sie der AZ.

König Charles III. begrüßt die Öffentlichkeit vor dem Clarence House, nachdem er vom Geheimen Rat offiziell zum Monarchen ausgerufen wurde.
König Charles III. begrüßt die Öffentlichkeit vor dem Clarence House, nachdem er vom Geheimen Rat offiziell zum Monarchen ausgerufen wurde. © dpa/PA Wire

"Die Menschen trauern gerade um die Queen und fühlen mit dem König mit, der sich ja selbst sehr emotional zeigte." Die Rede sei überdies elegant formuliert gewesen. "Er gab sich bescheiden und pflichtbewusst, als eine Fortsetzung der Queen", sagte sie. "Er hatte einen guten Start." Dass das so weitergehe, sei jedoch zweifelhaft.

Große Herausforderung

Denn für Charles III. macht die Tatsache, dass er sein ganzes Erwachsenenleben lang Zeit hatte, sich auf diesen Moment vorzubereiten, die Herausforderung umso größer. Während seine Mutter die längste Zeit ihres Lebens Monarchin und damit eine fast sphärische Person war, von der man wenig wusste und die damit auch zu einer perfekten Projektionsfläche für unterschiedliche Werte und Ideale wurde, war Prinz Charles in der Wahrnehmung vieler deutlich weltlicher.

"Britinnen und Briten haben im Laufe der Jahrzehnte seine politischen Ansichten und Schwächen kennengelernt", sagt Almuth Ebke, Historikerin zur britischen Geschichte der Gegenwart. Dadurch sei es vielen schwergefallen, sich ihn als König vorzustellen.

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Die britische Nation kennt ihn gut

Tatsächlich kennt die ganze Nation Charles' Meinungen, seine Interessen, ganz zu schweigen von schlüpfrigen Details aus seinem früheren Privatleben. "Was auch immer er jetzt tut, die Briten werden ihn an dem Bild messen, welches sie sich in den vergangenen Jahrzehnten von ihm gemacht haben", schreibt die Tageszeitung "The Times".

"Ich bin mir des großen Erbes zutiefst bewusst"

Charles selbst ist die Diskussion darüber, ob er ein gutes Staatsoberhaupt sein wird, schon lange leid. Auf die Frage, ob er seine politischen Kämpfe weiter ausfechten werde, wenn er einmal König sei, sagte er der BBC vor einiger Zeit: "Ich bin ja nicht dumm." Ihm sei klar, dass die Rolle als Souverän eine völlig andere sei. Im Anschluss an seine Rede am Samstag sagte er: "Ich bin mir des großen Erbes und der Pflichten und schweren Verantwortung des Monarchen, die mir nun übertragen wurden, zutiefst bewusst."

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Die Premierministerin muss ihm zuhören

Viele Biografen sind sich jedoch sicher, dass er seine neue Position nutzen wird, um für die Themen zu kämpfen, die ihm am Herzen liegen: vielleicht nicht so lautstark wie zuvor, aber mit der gleichen Hingabe - und mit einer Premierministerin, die ihm einmal die Woche zuhören muss.

In anderen Worten: Charles könnte die Audienzen als eine gute Gelegenheit betrachten, die neue Regierungschefin Liz Truss mit seinen Ansichten zu "bombardieren", wie es ein Journalist der "The Guardian" umschrieb. Dazu zählt womöglich auch sein Engagement für den Erhalt des Planeten.

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Wird die Monarchie schlanker?

Man vermutet außerdem, dass die Monarchie unter seiner Regentschaft schlanker wird. Einen Vorgeschmack darauf bekam die Welt zum Abschluss der Feierlichkeiten zum 70-jährigen Thronjubiläum der Queen. Damals umgaben die Königin nur wenige Familienmitglieder auf dem Palast-Balkon: Charles, seine Frau Camilla, Enkelsohn Prinz William nebst Ehefrau Herzogin Catherine sowie deren Kinder Prinz George, Prinzessin Charlotte und Prinz Louis. Gerüchten zufolge möchte König Charles III. außerdem aus dem Buckingham-Palast ausziehen, um ihn in ein Bürogebäude und ein Museum umzuwandeln.

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