Bye bye, Mr. Fettnäpfchen

Wenn am 20. Januar 2009 ein neuer US-Präsident das Amt antritt, geht eine Ära in den USA zu Ende: eine Ära der Fettnäpfchen. George W. Bush stolperte immer wieder hinein. Bettina Meier erinnert an die peinlichsten Momente.
Gemächlich schlendert er hinter der Gruppe der Staatschefs entlang. Als er Bundeskanzlerin Angela Merkel erreicht, hebt er die Hände und knautscht ihr ein paar Mal die Schultern. Erschrocken reißt Merkel die Arme hoch. Weil flinke Fotografen zugegen waren, ist spätestens nach diesem Auftritt auf dem G8-Gipfel von 2006 in St. Petersburg klar: US-Präsident George W. Bush hinterlässt nicht nur ungelöste Konflikte im Irak und in Afghanistan, sondern auch eine lange Pannenliste.
So filmt ihn ein Kameramann 2004 dabei, wie er bei den Vorbereitungen für eine amerikanische Talkshow seine Brille am Hemd einer Frau neben ihm abwischt. Mehrere Male wirkt Bush bei Pressekonferenzen betrunken und lallt unverständliche Antworten. Bei einem anderen Fernsehauftritt tätschelt er seiner Frau Laura genüsslich den Po und auf dem Weg zu seinem Hubschrauber fliegt eine Spuckekugel aus dem Mund des 43. amerikanischen Präsidenten auf den Rasen des Weißen Hauses.
Es war nur eine Brezel
Doch nicht immer ist es das Benehmen des Präsidenten, das die Amerikaner staunen lässt. Unvergessen ist auch sein Unfall im Januar 2002: Mit einer Schramme im Gesicht tritt Bush vor die Presse und gesteht, er hat sich beim Schauen eines Footballspiels an einer Brezel verschluckt. Dabei sei er bewusstlos zu Boden gefallen und von seinen beiden Terriern Barney und Spot gefunden worden.
Später scherzt er mit Reportern, er habe auf seine Mutter hören sollen, die ihm klar machte, vor dem Schlucken zu kauen. US-Satiriker haben die Brezel-Geschihte in zahlreichen Sketchen verarbeitet. Doch das war nur der Anfang: Bei einer Wahlkampfdebatte 2004 zwischen Bush und Herausforderer John Kerry starrt Bush nach einer Frage mehr als 30 Sekunden schweigend in die Kamera. Er zwinkert sehr schnell mit den Augen. US-Medien lästern, Bush hätte die Antworten aus einem Mini-Lautsprecher im Ohr empfangen, der an dieser Stelle ausgefallen sei.
Unfreiwillig komisch endet auch eine Rede in Peking im Jahr 2005. Nachdem er sechs Fragen von Journalisten beantwortet, dreht sich Bush um und geht vor filmenden Kameras zur Tür. Das Pech: Die Tür ist verschlossen und lässt sich auch nicht nach Rütteln mit beiden Händen öffnen.
Uralte Queen
Besonderes Aufsehen erregen Bushs Pannen bei Staatsbesuchen. Bei einer Visite von Tony Blair 2001 fragt ihn ein Reporter, was er mit dem britischen Premierminister gemeinsam hätte. Bushs Antwort: «Wir benutzen beide Colgate Zahnpasta.» Auch englische Queen blieb auf ihrer USA-Reise im letzten Jahr nicht verschont. Bei einer Rede vor dem Weißen Hause lässt Bush sie durch einen Versprecher um 200 Jahre altern. Als er seinen Fehler bemerkt, hält er inne, grinst englische Queen an und sagt: «Sie hat mich gerade angesehen, wie nur eine Mutter ihr Kind ansehen würde.» Auch Deutschland wurde bei einer Rede im Mai 2006 Ziel eines Bush-Fauxpas: «Der Punkt ist, wie wir jetzt zusammen arbeiten können, um die wichtigen Ziele zu erreichen. Eines dieser Ziele ist Demokratie in Deutschland herzustellen.»
Iran mit dem Irak verwechselt
Mit weniger Humor nahm sein Publikum einen Auftritt des US-Präsidenten im Jahr 2003 auf dem Flugzeugträger USS Abraham Lincoln, wo Bush vor US-Soldaten feierlich verkündete, der Irak sei gewonnen. Bush sprach unter einem Plakat mit der Aufschrift «Mission accomplished» (Mission erfüllt). Damals hatte der Bürgerkrieg im Irak nicht einmal richtig begonnen. Bis heute nutzen Politiker in den USA den Ausspruch «Mission accomplished» für unerfüllte Projekte mit unklarem Ausgang.
Nicht nur Pannen wie auf der USS Lincoln kosteten Bush Glaubwürdigkeit. Hinzu kamen Redepatzer wie «das Schwierigste in meinem Job ist, den Irak mit dem Krieg gegen den Terror in Verbindung zu bringen» oder «die Mehrheit der Irakis wollen in Frieden und Freiheit leben und wir werden sie finden und vor Gericht stellen.» Ein anderes Zitat ließ viele rätseln, wie gut er sich im Nahen Osten eigentlich auskennt. «Es wird einen stabilen Iran geben, einen Iran, der sich gegen iranischen Einfluss wehren kann. Ich meine Irak?» Er hatte beide Länder verwechselt, aber auch ein neues Wort geprägt: Von Bushismus sprechen die Amerikaner, wenn Bush vor allem bei freien Reden grammatikalische Fehler macht.
Bush als Schwerttänzer
Trotz peinlicher Pannen hat Bush aber eines bewiesen: Er kann über sich selbst lachen. So trommelte er mit einer Gruppe afrikanischer Tänzer fröhlich im Garten des Weißen Hauses und tanzte mit König Abdullah den Schwerttanz. Ein arabischer Sender produzierte daraus ein Musikvideo. Über sich selbst sagte Bush 2003: «Ich bin nicht sehr analytisch. Wissen Sie ich verbringe viel Zeit damit, darüber nachzudenken, warum ich bestimmte Dinge tue.» Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel kann längst über die Schultermassage beim G8-Gipfel lachen. Im vergangenen Jahr scherzte Bush bei ihrem Besuch im Weißen Haus, er würde ihr diesmal nicht die Schultern lockern. Daraufhin bot Merkel ihm grinsend an, es mal bei ihm zu versuchen. Einem lockeren Abgang des 43. US-Präsidenten dürfte damit nichts im Wege stehen. Nur eines muss er noch schaffen: Grammatikalisch durchhalten bis zu seiner letzten offiziellen Rede bei der Amtsübergabe im Januar.