Bryan Cranston auf dem Filmfest: Arbeit, Ehrgeiz – und Glück
München - Gute Nerven musste Filmfest-Chefin Diana Iljine haben: Ihr Ehrenpreisträger kam am Freitag wegen Orkan aus London nicht über die Nordsee! Aber er schaffte es noch – trotz Umleitung über Köln. Dann aber entstand so eine Starhysterie am roten Teppich am Gasteig, dass die sonst nur lässig eingesetzten Personenschützer diesmal kaum verhindern konnten, dass Schauspieler Bryan Cranston umgedrückt wurde.
Beim Publikumsgespräch nach der Vorführung seines neuen Films „Wakefield“ war Cranston immer noch bester Laune und scherzte über sein Starsein: "Wirklich seltsam! Aber wenn man sein Gesicht als Tattoo auf dem Hinterteil von jemanden sieht, dann weiß man, dass man es geschafft hat." Aber ob ihm das alles Spaß macht? Beim anschließenden Ehrendinner im Königssaal des Bayerischen Hofs gibt Cranston unumwunden zu: „So eine Filmgala und Einladungen sind anstrengend, weil alle ein Stück von dir haben wollen, weil sie mit einem Autogramm, einem Selfie, einem Gespräch etwas von deinem Glanz in ihr Leben holen – und das führt zu einem Energieverlust!“
Der aber ist bei Cranston nicht zu spüren. Er bleibt immer freundlich, ist ein fantastischer Entertainer auf der Bühne und steht zwischen Spargelsalat mit Parmesan und Parmaschinken und dem Perlhuhn-Gang sogar auf, um mit Gästen zu reden: "Ich wurde erst mit über 40 Jahren richtig bekannt! Davor habe ich ein normales Leben geführt und um mein Auskommen sogar kämpfen müssen. Deshalb bin ich vielleicht weniger abgehoben."
Bryan Cranston: Daher kommt seine hohe Arbeitsmoral
Noch auf der Gala hatte der Kalifornier gleich doppelten Bezug zu Deutschland hergestellt: Der umwerfende Erfolg der TV-Serie "Breaking Bad" in Deutschland habe die amerikanischen Produzenten überzeugt, dass er, Cranston, auch hier Leute ins Kino locken könnte. So durfte er in "Wakefield" einen Familienvater spielen, der von einem Tag auf den anderen beschließt, unerkannt als Obdachloser weiter zu leben. Und seine hohe Arbeitsmoral führt Cranston auf seine deutschen Großeltern zurück.
Was denkt er über Preise – wie den CineMerit Award? „Wunderschön, aber dafür arbeite ich nicht. Sondern ich bin der glücklichste Kerl, den ich kenne, weil ich mir mein Geld mit Geschichtenerzählen verdienen kann.“ Und dass er heute ein Star sei, sei sicher eine Mischung aus Ehrgeiz und Talent: "Aber ich kenne keinen berühmten Kollegen, der sich nicht an Momente erinnert, wo auch das reine Glück nachgeholfen hat."
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