Bratwurstglöckl am Dom: Jetzt ist auch der Senior tot

Gerhard Beck ist im Alter von 79 Jahren gestorben– knapp zwei Jahre nach seinem Sohn Michi,der das erfolgreiche Familien-Unternehmen heruntergewirtschaftet hatte
von  Abendzeitung
Modell des Bratwurstglöckl
Modell des Bratwurstglöckl © Marlies Schnetzer

Gerhard Beck ist im Alter von 79 Jahren gestorben– knapp zwei Jahre nach seinem Sohn Michi,der das erfolgreiche Familien-Unternehmen heruntergewirtschaftet hatte

MÜNCHEN Die Trauergemeinde war klein, obwohl ein großer Münchner Gastronom begraben wurde. Auf dem Waldfriedhof versammelten sich knapp vierzig dunkel gekleidete Menschen, als Bratwurstglöckl-Wirt Gerhard Beck, der die Goldgrube am Dom von 1949 bis 1995 besaß, in der Familiengruft bestattet wurde. Ein eisiger Wind zog auf.

Kein Stammgast war da, eine sehr einflussreiche Gemeinde, die sonst ziemlich geschlossen und verbissen in der „Bratwurst“ den Tisch vor der Speisen-Ausgabe verteidigt. Vielleicht hat man ihnen nicht gesagt, dass der Hausherr mit 79 Jahren den letzten Weg angetreten hat.

Gerhards erste Frau Gisela, zunächst Sekretärin des urigen Restaurants und Mutter der zwei Kinder Michi und Christine, blieb fern, wie auch Schwiegertochter Nadja, die wieder mit den Kindern in München lebt und an einer Hotel-Rezeption arbeitet.

Die 83-jährige Beck-Ehefrau hatte sich scheiden lassen, nachdem sie ihren Mann aushäusig im eigenen Lokal erwischt hatte. Die Konkurrentin, Christine Bards wurde Becks zweite Frau. Die Trauergäste kondolierten der Witwe, die sich die Augen wischte. Ganz traurig stand Schank-Kellner Mandi da, der treueste „Bratwurst“-Mitarbeiter, der seit Jahrzehnten das Bier vom Ganter zapft.

Beck, einst stiller Multimillionär, starb als Sozialhilfeempfänger, dem sein Haus weggepfändet worden war – weil er einmal in seinem erfolgreichen Leben einen Kardinalsfehler begangen hatte: Verfrüht und vor lauter Vaterliebe übergab er die Selbstläufer-Gaststätte an seinen Sohn Michi. Der familiäre Besitzerwechsel wurde damals mit einem großen Mittagessen im Hotel Königshof gefeiert.

Danach ging's am Domplatz bergab mit dem Beck-Clan. Der lebenslustige, aber auch großspurige Sohn ließ seinen Papa mit Zahlungen hängen, mit Großbrauer Josef Schörghuber stritt er bis aufs Messer. Michi Beck starb vor knapp zwei Jahren in Manila. Dorthin hatte er sich begeben, als ihm die Kohle durch teure Freizeit und überflüssige Expansionen zweier Nachbar-Restaurants neben dem „Bratwurstglöckl“ ausgegangen war. Die Monats-Miete für das „Taifun“ betrug beispielsweise die Kleinigkeit von 80 000 Euro.

Michael Graeter

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