Boris Becker: "Ihr könnt mich mal"

Boris Becker (46) war wohl noch nie für seine Diplomatie bekannt. Das beweist der Leimener nun auch in einem aktuellen Interview mit dem "Spiegel". Wo andere mit deutlichen Worten hinter dem Berg halten, holt Bumm-Bumm-Boris zum Aufschlag aus. Das ist allerdings nichts wirklich Neues. "Schon als Tennisspieler habe ich provoziert, aber ich konnte mich mit dem Argument rechtfertigen: Einen Wimbledon-Sieger kritisiert man nicht, ich bin Siegfried, der Drachentöter, ich kann alles, ihr könnt mich mal", erzählt die Tennislegende.
Hier sehen Sie einen Clip über einen Twitter-Streit zwischen Boris Becker und Stefan Raab
Selbstbewusst zeigt sich Bobbele noch immer, auch wenn es zum Beispiel um die Kritik geht, die ihm immer wieder in sozialen Netzwerken entgegenschlägt. Manche bezeichnen Becker als peinlich, mokieren sich über süffisante Twitter-Nachrichten und dergleichen mehr. "Ich bin kein Politiker, mit meinen Tweets möchte ich unterhalten, da gehört es dazu, dass ich auch mal aus der Hüfte schieße. Lasst doch die Kirche im Dorf, Freunde", fasst Becker gegenüber dem Nachrichtenmagazin zusammen. "Komischerweise sind diejenigen, die mich ständig dafür kritisieren, die Schlimmsten. Die schließen von ihrem traurigen Leben auf das anderer. Die sollen mich doch in Ruhe lassen."
Dafür räumt Becker ein, dass seine Autobiografie "Das Leben ist kein Spiel" nicht so gut aufgenommen wurde, wie er zuvor gedacht habe. "Ich gebe zu, ich habe andere Reaktionen auf das Buch erwartet. Im Nachhinein muss ich sagen: Das Buch war ein Fehler", gesteht Becker. Er versucht zu erklären, wie die Situation auf ihn wirkt: "Nur weil ich in die Pocher-Show gegangen bin, weil es ein unvorteilhaftes Foto von mir gab, bin ich jetzt ein schlechter Mensch, habe einen miesen Charakter, bin arbeitslos, vernachlässige meine Kinder und bin auf der Suche nach Anerkennung. Das ist doch Wahnsinn."
Auch an anderer Stelle im "Spiegel"-Interview gibt er sich eher bescheiden: "Ich habe mich immer gewehrt zu sagen: ,Ich bin ein Held' oder ,Ich bin eine Legende.' Ich bin nur ein Mensch. Mit Fehlern. Ich mache jeden Tag fünf Stück. Nur werde ich dafür immer öffentlich gekocht."
Doch genau für dieses "Kochen" sorgt er zu einem gewissen Teil selbst, äußert er doch auch die eigene Kritik mit überdeutlichen Worten: "Letztes Jahr hatte ich ein paar Kilo mehr drauf - sogar darüber hat man sich in Deutschland lustig gemacht. Wo kommen wir denn da hin? Haben die Leute keinen Anstand? Wie sind die denn erzogen?" Und auch als vermeintliche Alkoholprobleme angesprochen werden, schmettert Becker ab: "Diese Schadenfreude. Was ist denn das? Was ist das für eine Mentalität, sich über Kranke und Verletzte das Maul zu zerreißen? Mit solchen Leuten muss ich nicht reden. Da muss ich auch nichts klarstellen."