"Blonde Allzweckwaffe" wird "graue Eminenz"

Jörg Pilawa feiert am heutigen Montag seinen 50. Geburtstag. Was er über sein bisheriges Leben denkt, hat er aufgeschrieben. In "Bin ich eigentlich bekloppt?" spricht er über Familie und Fernsehen.
von  (hub/spot)
Jörg Pilawa bei der Verleihung des Deutschen Radiopreises 2015 in Hamburg
Jörg Pilawa bei der Verleihung des Deutschen Radiopreises 2015 in Hamburg © ddp images

Hamburg - Mit 50 in die Midlifecrisis? Jörg Pilawa wird am heutigen Montag ein halbes Jahrhundert alt. "Soll ich mir ein Cabrio kaufen? Mir eine junge Geliebte suchen? Oder ein Buch schreiben?", heißt es in "Bin ich eigentlich bekloppt?" (Gütersloher Verlagshaus, 224 Seiten, 19,99), und damit erklärt sich auch, für was er sich entschieden hat.

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Es ist also ein Buch geworden, das der Moderator kurz vor seinem Geburtstag veröffentlicht hat. Und darin plaudert er in seiner humorvollen, lockeren Art aus dem Nähkästchen.

"Bin ich eigentlich bekloppt? Vom Mut, die richtigen Dinge zu tun" von Jörg Pilawa gibt es hier

 

Schule und Familie

 

Der Hamburger, der "über weite Strecken" seines Lebens ausgesprochene Probleme mit der Rechtschreibung hatte, wie er verrät, blickt auf seine Kindheit und Schulzeit zurück und erzählt Geschichten wie die, als er eines Morgens eilig vom Frühstückstisch aufstand, weil eine Abi-Klausur anstand. Die Reaktion seines Vaters: "Was? Du machst dieses Jahr schon Abitur?" Das sei bei ihm kein Desinteresse gewesen, "er glaubte einfach nur daran, dass er meiner Schwester und mir ruhigen Gewissens ein gewisses Maß an Eigenverantwortung übertragen durfte". Nach dem Abitur studierte Pilawa Medizin. Seine "Mutter war richtig happy", sein Vater habe gleich gewusst, dass das nicht "sein Ding" sei. Und er sollte Recht behalten, der spätere Moderator brach sein Studium ab.

Pilawa gibt aber nicht nur witzige private Anekdoten zum Besten (auch über seine ersten Erfahrungen mit Frauen). Er schreibt auch darüber, wie sehr ihn der frühe Tod seines Vaters erschütterte. Als er 21 Jahre alt war, war sein schwer erkrankter Vater gestorben. Das habe ihn sehr geprägt: "Der Gedanke 'Wenn ich mal Rentner bin, dann mache ich...' kommt mir nicht in den Sinn." Es gebe ein Leben vor dem Tod, "das ist das einzige, was wir sicher wissen". Diese Zeit gelte es zu nutzen, meint Pilawa.

 

Auszeit in Kanada

 

Zu seiner Schwester hatte der Moderator immer ein gutes Verhältnis, ohne sie hätte er auch nach dem Tod des Vaters nicht nach Israel in einen Kibbuz gehen können, schreibt er, denn "sie hat sich in diesem halben Jahr komplett allein um meine Mutter gekümmert und mir damit den Rücken frei gehalten". Auszeiten sind dem TV-Mann auch heute noch extrem wichtig: Einmal im Jahr reist er mit Frau und Kindern mehrere Wochen auf eine kleine Insel in Kanada - ohne Strom und Internet.

 

Seine Arbeit

 

Pilawa berichtet in seinem Buch auch von Karriere-Tiefpunkten wie dem Deutschen Filmpreis 2003, den er aufgrund eines Missverständnisses moderierte ("Ich war an diesem Abend wirklich grottenschlecht"), über seine Anfänge beim Fernsehen, die "bonbonfarbenen Sakkos" von Sat.1 bis hin zu seinem jetzigen Job. Seit mehr als 15 Jahren sei er jetzt "Quizonkel", und er empfinde dieses Etikett schon lange nicht mehr als Makel. Auch das Prädikat "blonde Allzweckwaffe der ARD" habe ihn nie sonderlich gestört. Allerdings müsse das "blond" wohl demnächst endgültig durch "grau" ersetzt werden, schreibt er: "Ich biete deshalb hiermit allen Journalisten an, mich künftig als 'graue Eminenz mit Dauerpräsenz' zu bezeichnen."

Der Moderator beschäftigt sich auch mit Gegenwart und Zukunft des Mediums Fernsehen, lobt die Castingshow "The Voice of Germany" ("wirklich großartige Unterhaltung für Eltern und Kinder") - und: Er glaubt auch an eine Rückkehr von "Wetten, dass..?": "Ich würde mich 2016 über eine herbstblonde Ausgabe Freude - und ich glaube, sie wird kommen."

Fußball-Länderspiele und der "Tatort" bleiben nach Pilawas Meinung wohl auf absehbare Zeit "die letzten großen Gemeinschaftserlebnisse der Fernsehnation". Der Moderator selbst lässt es inzwischen ruhiger angehen. Über seinen Wechsel vom ZDF zurück zur ARD sagt er: 2012 habe er wegen der Shows beim ZDF fast 100 Tage auf Hotelmatratzen genächtigt, "heute darf ich 20 Minuten nach dem Abspann vom 'Quizduell' mit meiner Familie Abendbrot essen und hinterher neben meiner Frau einschlafen".

 

 

 

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