Blödeln statt trauern: Vor einem Jahr starb Dirk Bach
Für viele war er nur die Kugel im lila Fledermauskostüm oder der Moppel mit dem Tropenhut aus dem Reality-TV-Format "Dschungelcamp". Doch der vor einem Jahr verstorbene Dirk Bach war vor allem ein großer Künstler und ein herzlicher Mensch.
Berlin - Witze über Dirk Bach zu machen, fiel nicht schwer. Sämtliche Wortspiele über seine Figur ließ er über sich ergehen, er nahm sie wohl als Teil des Geschäfts hin. Über zwei Jahrzehnte turnte der geborene Kölner im TV herum. Bekannt wurde er mit der "Dirk Bach Show" auf RTL, noch bekannter mit der Serie "Lukas" im ZDF. Von 2004 bis 2012 moderierte er dann sechs Staffeln lang das Trash-TV-Format "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus", kurz "Dschungelcamp". Am 1. Oktober 2012 wurde Bach leblos in seiner Berliner Wohnung aufgefunden. Der Comedian starb an Herzversagen.
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Bach wurde am 23. April 1961 in Köln geboren. Schon in der Jugend galt seine Begeisterung dem Theater. Dieses sollte bis zu seinem frühen Tod seine große Leidenschaft bleiben. An einer Schauspielschule war er nie, so gesehen war er ein Autodidakt. Über die Jahre sammelte er viel Erfahrung auf den verschiedensten Bühnen in Europa. In der schrägen Volkstheater-Travestie "Geierwally" stand er seit 1984 mehr als 300 Mal auf der Bühne, das war sein Durchbruch. Wegen seiner Festlegung als Comedian im Fernsehen ging unter, dass er eben nicht nur im komischen Theater glänzte, sondern auch in ernsthaften Stücken.
Ab Mitte der 1980er Jahre pendelte er zwischen Theater und seinen verschiedenen Shows und Rollen in TV-Serien hin und her. Im Rückblick sieht es so aus, als habe er im Theater, vor allem bei seinem Engagement am Kölner Schauspielhaus, seine Leidenschaft ausgelebt und parallel dazu im Fernsehen Geld verdient. Überhaupt war Bach an Vielseitigkeit kaum zu übertreffen: Neben TV und Theater trat er auch in der "Sesamstraße" auf, sprach Hörbücher und zeigte seine Fähigkeiten in Musicals. Für seine künstlerische Tätigkeit erhielt Bach zahlreiche Auszeichnungen, darunter auch die Goldene Kamera und zweimal den Deutschen Comedypreis.
Bach engagierte sich aber auch gesellschaftlich vielfältig: im Lesben- und Schwulenverband, bei Amnesty International oder PETA und stand vor allem offen zu seiner Homosexualität. So war es nicht überraschend, dass die Beileidsbekundungen nach seinem Tod an seine Familie aus allen Bereichen des Showgeschäfts kamen. Freunde und Bekannte ehrten eben nicht nur die runde Knutschkugel mit Witz aus dem TV, sondern erinnerten sich auch an den tollen Theater-Schauspieler Dirk Bach. Überall war zu hören, dass Bach eine Lücke hinterlässt, die nicht zu schließen sei. Was auch ein Jahr nach seinem Tod gilt.
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Wer ihn noch einmal ehren will: Am 15. November steigt in Köln das cover me, eine Charity-Veranstaltung zu Ehren von Bach, ursprünglich auch von ihm aus der Taufe gehoben. Die Veranstalter, seine Freunde, kündigen an: "Wir wollen uns an diesem Abend vor Dirk Bach verneigen. Ihn feiern, ihn bejubeln, ihn auch betrauern, in seinem Sinne auch wieder ungeheuer viel schrägen Blödsinn veranstalten. Auf dass Dirk von seiner Wolke beseelt zu uns herab lächelt!" So hätte er sich das sicher gewünscht. Nicht trauern, sondern blödeln - und das für einen guten Zweck.
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