Bleibende Schäden nicht ausgeschlossen

Bei einem Mini-Stunt hat sich Miriam Höller beide Füße gebrochen. Wie es für sie nun weitergeht, erklärt die Stuntfrau und Ex-"GNTM"-Kandidatin im Interview.
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Bei einem Mini-Stunt hat sich Miriam Höller beide Füße gebrochen. Wie es für sie nun weitergeht, erklärt die Stuntfrau und Ex-"GNTM"-Kandidatin im Interview.

München - Ex-"Germany's next Topmodel"-Kandidatin Miriam Höller (29) hat sich bei einem Action-Fotoshooting beide Füße gebrochen und musste sich unters Messer legen. "Die Operation war größer als gedacht", erzählt die Moderatorin und Stuntfrau der Nachrichtenagentur spot on news nach dem Eingriff. "Die Trümmerbrüche im linken Fuß wurden über 2,5 Stunden gerichtet, dafür wurden mir sogar Knochen aus dem Schienbein entnommen und im Fuß eingesetzt, die Schrauben und Platten sind kaum zu zählen, aber Dr. Prim Ernst Orthner, der die OP durchgeführt hat, ist sehr zuversichtlich."

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Vor und auch nach der Operation habe ihr der Arzt ein gutes Gefühl gegeben, dass sie wieder "die Alte" werden könnte, so der Star der neuen Sendung "Autoquartett" (RTL Nitro) weiter. "Die ersten drei Tage nach der Operation waren die schlimmsten, die Übelkeit der Narkose, die vielen Schmerzinfusionen in Arm und Beinen und vor allem das ruhige Liegen auf dem Rücken haben mich verrückt gemacht. Ich fühle mich wie ein Vogel mit gebrochenen Flügeln. Als aktiver und freiheitsliebender Mensch so ans Bett gefesselt zu sein, ist eine schwierige seelische Belastung. Ich meide bis jetzt den Blick aus dem Krankenzimmerfenster. Als Fallschirmspringerin den blauen Himmel und die Quellwolken zu sehen und dabei zu wissen, nicht rauszukönnen, macht einen wirklich fertig. Somit habe ich viel geschlafen, mein Handy ganz bewusst ausgeschaltet und mich zurückgezogen."

"Mit zwei Reifenplatzern in der Nothaltebucht"

Jetzt, an Tag fünf nach der OP fange sie an, zu realisieren, "was alles an zwei gebrochenen Füßen hängt", sagt die 29-Jährige. "Es sind nicht nur die gebrochenen Füße, die Schmerzen und schnell wieder fit werden zu müssen, da ich schnell in meinen Beruf zurück möchte, sondern die psychische Belastung, die auf mich zukam und kommen wird", erzählt das Actionmodel weiter. "Von 0 auf 100 habe ich meine Freiheit und Selbstständigkeit verloren. Ich bin nun auf andere Menschen angewiesen und kann nicht mal eben entscheiden, was ich tun und wohin ich gehen will. Das ist die viel größere Belastung für mich. Bislang war ich auf der Überholspur unterwegs, jetzt muss ich mich mit zwei Reifenplatzern in der Nothaltebucht anfreunden."

Am heutigen Dienstag kann Höller das Krankenhaus wohl verlassen. "Ich werde dann bei meinem Freund sein, seine Wohnung ist grob auf Rollstuhlfahrer ausgelegt. Meine Eltern kommen aber dennoch mit dazu. Mein Vater hat aus seiner Tischlerei Holz im Gepäck und baut mir an den Treppen Rampen, sodass ich mit dem Rollstuhl überall hinkomme. Meine Mutter wird mir im Alltag helfen, ich kann ja nicht mal Auto fahren."

Sechs Wochen Rollstuhl

Es sei "schon heftig", auf einmal so eine Belastung für andere zu sein, verrät die Moderatorin, "obwohl man weiß, dass sie gerne helfen und man als Familie zusammen hält. Es wird einem in solchen Situationen schnell klar, wie wichtig Familie ist und wie schnell ein privilegiertes Leben umschwenken kann". Im Rollstuhl werde sie etwa sechs Wochen sitzen, erklärt Höller, "danach geht es auf Krücken. Ich bin schon im Training für meinen Oberkörper, um meinen Rücken zu stärken und mich mit meinen Armen von A nach B zu drücken. Sobald die Gipse ab sind, geht es dann in die Reha. Mein Körper ist mein Kapital, also muss ich so schnell wie möglich wieder fit werden".

Aber es gibt auch Positives: "Ich erfahre gerade eine ganz tolle Bindung zu meinen Kunden, die trotz meiner großen Verletzung ihre Pläne für mich umlegen, um weiterhin mit mir arbeiten zu können. So eine Loyalität hätte ich mir nie erwartet. Moderationen könnte ich auch vom Rollstuhl oder Krücken aus machen, aber mein Image und meine Arbeit ist die Action-Moderation, Shootings und Dreharbeiten, bei denen ich etwas Außergewöhnliches und Actionreiches tue. Das fällt komplett weg. Es ist als Selbstständige wirklich hart, so schmerzhaft zu erfahren, wie es ist, wenn man auf einmal mit seinem Kapital, mit seinem Körper keine Leistung mehr bringen kann. Somit ist mein Ziel aber schon definiert: Ich werde so schnell es geht zurückkommen und das im besten Fall stärker als zuvor."

Miriam Höller ist bekannt als Actionmodel Foto:© Bernhard Fritsch

"Ich musste nach dem Unfall lachen"

Am Tag des Unfalls war Höller gesundheitlich angeschlagen: "Es war nach dem Sturz nicht unschwer zu erkennen, dass beide Füße mehrfach und schwer gebrochen sind. Der Schmerz zog mir von den Fußsohlen bis in die Lendenwirbel und dennoch musste ich neben dem Weinen lachen. Lachen, weil ich es habe kommen sehen. Am Shootingtag selbst war ich krank. Ich hatte Fieber, eine starke Mandel- und Stirnhöhlenentzündung. Am Vortag hatte ich mir vom Arzt Antibiotika verschreiben lassen. Ich wollte in keinem Fall wegen einer kleinen Erkrankung ein Shooting absagen und einen Kunden enttäuschen müssen. Dafür bin ich leider zu ehrgeizig und möchte in jedem Fall immer zuverlässig sein. Als ich mich von außen betrachtete und mich mit gebrochen Füßen dort sitzen sah, dachte ich nur, dass irgendjemand das entschieden hat. Wer auch immer."

Im nächsten Frühjahr ist Höller zehn Jahre selbstständig als Stuntfrau und hat "schon viele gefährliche und außergewöhnliche Dinge getan, bei denen ich mir schnell den Hals hätte brechen können", sagt sie. "Bei einem Sprung, einem Mini-Stunt, den ich normalerweise mit Links mache, hole ich mir dann meine erste und richtig große Verletzung. Das ist für mich einfach nicht zu glauben gewesen".

Bleibende Schäden möglich

Hat die Verletzung Auswirkungen auf Höllers berufliche Zukunft? "Psychisch auf jeden Fall", sagte sie. "Ich war immer eine sehr vorsichtige Stuntfrau, die sich bewusst ihren Gefahren ausgesetzt und verantwortungsvoll mit dem Risiko umgegangen ist. Ich wusste immer genau, wo meine Grenzen liegen und wie weit ich gehen kann, daher tut so ein leichtsinniger Fehler mit schweren Folgen auch doppelt weh. Die Fehlerkette spiele ich jeden Tag durch und hinterfrage mich dabei, wie das passieren konnte, das macht mich so sauer auf mich selbst und das wird mir so schnell sicher nicht noch mal passieren. Noch ist nicht abzusehen, ob ich bleibende Schäden davontragen werde, wenn das so sein sollte, muss ich mich und mein (Berufs-)leben danach umstellen. Ich denke aber eher an meine Stunts und Jobs, die noch vor mir liegen, um schnell wieder gesund zu werden. Ich glaube fest an positives Denken."

Inzwischen beschäftigt sich Höller aber auch mit den Stunts der Kollegen. Extremsportler Luke Aikins ist gerade aus 7620 Metern Höhe ohne Fallschirm aus einem Flugzeug gesprungen und landete in einem aufgespannten Netz in der Wüste von Kalifornien. Das habe sie verfolgt, bestätigt Höller. "Ich ziehe den Hut vor jedem, der einen Stunt zum ersten Mal macht, denn es gibt keine Erfahrungen, an die man sich halten kann, dazu gehört sehr viel Mut. Als Fallschirmspringer ist eine Höhe von 4000 Meter normal, somit ist der Sprung aus 7620 Meter 'nur' ein hoher Sprung mit mehr Freifall-Zeit. Für den Sprung von Luke hätten 4000 Meter auch gereicht. Ich bin in dem Projekt überhaupt nicht integriert, mir ist aber sein besonderer Freifallanzug aufgefallen."

Die Stuntfrau erklärt dazu weiter: "Er sah für mich wie eine besonders entwickelte Schale aus, eine Art Polster. Zumindest hatte er sehr viel Stoff an sich und er ist zudem sehr flach auf dem Bauch gefallen, was seine Freifallgeschwindigkeit und somit seine Aufschlagskraft verringern ließ. Normale Fallschirmspringer ziehen ihren Schirm und landen damit, das ist sicher mit weniger Aufwand verbunden und hat den gleichen Effekt. Bei uns Springern stand aber schon Jahre lang die Frage im Raum, wie man landen könnte, ohne einen Schirm zu öffnen. Die Antwort hat Luke uns nun gegeben. Die Frage bei solchen Pionier-Projekten ist nur, wann ist mal Schluss mit höher, gefährlicher und außergewöhnlicher. Ich glaube nie, denn in uns Menschen und vor allem in Männern steckt das Bedürfnis sich zu messen, ob gegen sich selbst oder jemand anderen und genau das ist auch der Grund für das extreme Jubeln von Luke nach der Landung. Es war ein großes Projekt, auf das er sich sicher lange vorbereitet und zum Schluss erfolgreich bewältigt hat und genau in dem Moment sind Menschen, die das Extreme lieben, glücklich, denn sie haben es kontrollieren können."

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