"Blacky und Tommy Fuchsberger sehen sich im Himmel wieder"
München - Manchmal, leider immer noch viel zu häufig, wacht sie früh morgens auf. Es ist mehr ein Erschrecken als ein Erwachen. Die Warum-Frage bohrt sich wie ein stechender Schmerz in Cornelia Corbas Kopf und Körper.
Warum musste mein Liebster sterben? Warum so tragisch in einem Bach ertrinken? Warum vor seinem Vater, das ist doch nicht normal und schon gar nicht gerecht?
Cornelia Corba geht es seit vier Jahren so. Seit diesem Oktober-Tag, als Tommy Fuchsberger, ihre große Liebe, starb. „Eine Antwort auf die Warum-Fragen habe ich bis heute nicht. Was man nicht erklären, begreifen und akzeptieren kann, tut man als Schicksal ab“, sagt sie im AZ-Gespräch. „Aber als Tommy weg war, war es so, als wäre auch mein Leben weg.“
Eigentlich geht es um die neue CD „Belauschte Stadt“, die die Sängerin und Schauspielerin („Tatort“) am 2. November im Gasteig vorstellt. Aber Tommy ist allgegenwärtig. Immer. Täglich. Er hätte sich über die Chanson-Lieder Freude, hat sie stets darin bestärkt.
Jetzt ist ihr Fast-Schwiegervater Mitte September gestorben, der große Blacky Fuchsberger († 87). Zu ihm hatte Cornelia Corba keinen wirklich guten Kontakt, die Gründe würden zu weit führen, deshalb war sie auch nicht auf die Beerdigung eingeladen. „Aber ich bin in die Kirche gegangen und habe für Blacky gebetet“, sagt die 45-Jährige. Witwe Gundel tut ihr natürlich Leid.
„Ich kann ihr nur wünschen und auch raten, dass sie ärztliche Betreuung hat. Ohne geht es nicht. Ich war wirklich am Ende nach Tommys Tod. Die ersten zwei Jahre waren die allerschlimmsten – die möchte ich nie wiederholen müssen. Ärzte, Psychologen, Seelsorger, jeder, der versucht, einem Lebensmut zurück zu geben, ist wahnsinnig wichtig.“
Als Cornelia Corba ihren Tommy kennen- und liebenlernte, damals in der Grünwalder Einkehr, war kurz zuvor ihre Schwester mit Mitte 30 gestorben. Sie zog ihren Sohn (heute 17) groß, Tommy half ihr in der schlimmen Zeit. Als jetzt ihr Lebensgefährte starb, war sie allein. „Von einem Tag auf den anderen war alles anders, nur noch schrecklich“, so Corba. „Wir wollten nach Afrika fliegen, hatten so viel vor. Dann das.“ Das, dieses Unbegreifliche, Unaussprechliche.
„Zuerst habe ich alles rausgebrüllt und rausgeheult. Irgendwann hatte ich keine Tränen und keine Kraft mehr. Dann kommen die Despressionen“, erinnert sich die Münchnerin.
Was hat ihr geholfen – was könnte Gundel helfen?
„Neben professioneller Hilfe sicher auch Religion, egal welche. Ich habe alles von Tommy in der Wohnung behalten. Fotos, Kleidung, Erinnerungen. Das brauche ich auch. Für mich, mein Wohlbefinden. Außerdem spreche ich nach wie vor mit ihm. Das hilft schon sehr, auch wenn man das nicht zu oft erzählen sollte, weil einen dann alle für verrückt halten.“
Von Tabletten hat sie die Finger gelassen. „Ich bin froh, dass ich mit eigener Kraft den Sprung aus den Depressionen geschafft habe. Sonst wäre ich nicht mehr hier. Es war verdammt schwer, aber langsam muss ich an mich denken. Mal wieder lachen, glücklich sein. Tommy wird mir immer fehlen, aber ich spüre seine Energie, er ist sowieso da, um mich herum. Ich muss noch ein paar Sachen erledigen, dann sind wir wieder zusammen. Daran glaube ich. Blacky und Tommy sehen sich auch im Himmel wieder.“
Wenn wieder diese Warum-Fragen kommen und Cornelia Corba aus dem Schlaf reißen, weiß sie jetzt, dass es keine Antworten gibt.
„Manchmal überrollt einen das Leben. Es reicht, dass es so ist. Warum, spielt keine Rolle.“
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