"Bierquälerei"-Autor Volker Keidel zwischen Pokalfinale und Relegation

Aus der Feder des Münchner Autors Volker Keidel stammen die Überraschungserfolge "Bierquälerei" und "Das Wunder von Bernd".
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Autor Volker Keidel präsentiert seinen neuen Fußball-Kracher "Das Wunder von Bernd"
Autor Volker Keidel präsentiert seinen neuen Fußball-Kracher "Das Wunder von Bernd" © Privat

Aus der Feder des Münchner Autors Volker Keidel stammen die Überraschungserfolge "Bierquälerei" und "Das Wunder von Bernd". Im Interview verrät der leidenschaftliche HSV-Fan, wie er die Termin-Kollision am Sonntag lösen wird: Relegationsspiel vs. Kommunion seines Sohnes.

München - Ob es der Fußball-Gott gut meint mit dem HSV, wird sich am Wochenende zeigen. Einer drückt auf jeden Fall die Daumen: der Münchner Autor und Buchhändler Volker Keidel (44). Denn ohne den Traditionsverein wären sein aktueller Fußball-Kracher "Das Wunder von Bernd" (2014, Bastei Lübbe) und der Überraschungserfolg "Bierquälerei" (2013, Bastei Lübbe) - beides übrigens alles andere als bierernste Männerlektüre - kaum denkbar.

Mit "Bierquälerei" landete Volker Keidel einen Überraschungserfolg - hier können Sie einen Blick werfen in das Buch mit dem Untertitel "Zum Feiern zu alt, zum Sterben zu jung"

Doch nicht nur der drohende Abstieg bereitet dem gebürtigen Würzburger und Wahl-Münchner Kopfschmerzen, der Termin des Relegationsspiels liegt sehr ungünstig, weil zeitgleich die Kommunion seines alles andere als fußballverrückten Sohnes stattfindet. Kreativ wie Keidel aber nun mal ist, hat er schon zwei überzeugende Ideen für die Lösung des Problems.

Diese hat er der Nachrichtenagentur spot on news verraten. Erklärt hat der zweifache Familienvater im Interview aber auch, was es mit der für Sommer geplanten Pilgerreise auf sich hat und wie eifersüchtig seine Frau auf seine große Leidenschaft ist.

Fußball hat für Sie einen enorm hohen Stellenwert. War Ihre Frau nie eifersüchtig?

Volker Keidel: Sagen wir es so: Je mehr ich auch noch über Fußball geschrieben haben, umso weniger war sie Fußball-Fan. Ich bin aber nicht so extrem, dass ich auf jedes Auswärtsspiel fahren muss. Einmal im Jahr fahre ich nach Hamburg.

Eine besonders spektakuläre München-Hamburg-Reise haben Sie für den Sommer geplant. Welche?

Keidel: Vier Wochen vor dem ersten Heimspiel des HSV laufe ich in München los und möchte dann bei diesem Spiel im Stadion einlaufen und hoffentlich großartig empfangen werden.

Weiß der Verein schon von seinem Glück?

Keidel: Nein, noch nicht, ich muss erst schauen, ob sie absteigen. Danach kann ich ins Feintuning für die Terminplanung gehen. Fest steht nur, dass ich am Münchner Marienplatz loslaufe und das Imitat einer Meisterschale einen Monat später ins Stadion trage, damit der Erfolg nach Hamburg zurückkehrt.

Wie sind Sie darauf gekommen?

Keidel: Viele Spieler und Trainer versprechen vor wichtigen Entscheidungen: "Wenn wir dieses Spiel gewinnen oder nicht absteigen, laufe ich diesen oder jenen Pilgerweg." Das ist dann quasi als Dankeschön gemeint. Ich will es aber umdrehen und in Vorleistung gehen und wünsche mir dafür eine Meisterschaft noch zu meinen Lebzeiten. Nach einem ehemaligen Spieler benannt wird das Ganze dann "Der Ditmar-Jakobsweg" heißen und 2015 auch als Buch erscheinen.

Und geht die Familie mit?

Keidel: Nein, sowas muss man alleine machen. Es soll ja auch meditativ sein. Da stelle ich mir dann so wichtige Fragen wie: Gibt es einen Fußballgott?

In einem Interview sind Sie gefragt worden, ob Sie ohne spezielles Training einfach loslaufen wollen. Wollen Sie?

Keidel: Ja. Ich erhoffe mir schon auch, dass ich 5 bis 10 Kilo abnehme. Aber ansonsten mache ich mir keine Sorgen. Ich muss doch nur geradeaus laufen. Das werde ich ja wohl noch schaffen.

Wie viele Geschichten aus Ihren Büchern haben Sie echt erlebt, wie viele sind erfunden?

Keidel: Ungefähr die Hälfte ist wahr und was nicht wahr ist, erkennt man eigentlich ganz gut daran, dass es dann ziemlich absurd wird.

Was kann man beim Fußball fürs Leben lernen?

Keidel: Als Kind bekommt man schon ein paar Verhaltensregeln im Umgang mit den anderen mit. Das finde ich gut.

Zum Beispiel wird man vor der Gruppe kritisiert.

Keidel: Stimmt, und den Umgang damit trainiert man dadurch auch. Das perlt dann auch später an dir ab. Es sei denn natürlich, man wird als Kind zu sehr geschimpft. Dann will man aufhören.

Sie haben einen Sohn. Wie fußballverrückt ist er?

Keidel: Geht so. Er war natürlich schon mal im Verein. Als es aber nach einem halben Jahr wieder vorbei war, waren alle ziemlich froh. Es hat ihm keinen Spaß gemacht.

Weil Sie einer der überengagierten Väter am Spielfeldrand waren?

Keidel: Nein, gar nicht. Ihm gefällt das einfach nicht so gut. Am Anfang war das schon nicht so leicht für mich, aber er ist ein lässiger Typ und hat sich eben für die Leichtathletik entschieden. Und immerhin ist es eine der Geschichten, die bei Lesungen immer sehr gut ankommen.

Das aktuelle Buch heißt "Das Wunder von Bernd". Wer ist Bernd?

Keidel: Gemeint ist damit Bernd Hollerbach, mit dem ich in der Jugend-Mannschaft zusammen gespielt habe. Und der hat damals einen Ball aus 40 Metern Entfernung ins Tor geschossen. Eigentlich unmöglich für einen 13-Jährigen.

Weiß der Bernd von dieser Ehre?

Keidel: Ja, er hat sogar den Klappentext für mein allererstes Buch geschrieben: "Ein Buch wie ein Stück Leberkäs: Alles drin!"

Was machen Sie gegen Lampenfieber?

Keidel: Eigentlich nichts. Schlimmer als bei meinem ersten richtigen Auftritt kann es eh nicht mehr kommen. Ich bekam 20 Minuten Zeit, bin auf die Bühne, habe zwei blöde Witze gemacht und es war gelaufen. 20 Minuten lang hat keiner gelacht. Bis auf einen Freund von mir, der ganz hinten an der Tür gestanden war und sich totgelacht hat. Da hätte ich schon gern aufgehört, aber im Endeffekt hat es mich abgehärtet.

Wollen Ihre Familie und Freunde in Ihren Büchern vorkommen oder eher nicht?

Keidel: Ich habe sie nicht gefragt. Die meisten finden es okay, nur wenige regen sich auf. Aber wie es so schön heißt: Lieber einen guten Freund verloren als einen guten Witz verschenkt.

Die Namen Ihrer Familie haben Sie aber inzwischen verändert. Warum?

Keidel: Auf Anraten der Lektorin habe ich irgendwann einmal bei meiner Familie nachgefragt. Meine Frau hat dann gesagt, dass sie einen anderen Namen als den ihren schon schöner fände - ich könnte dann auch böser schreiben, hat sie gemeint. Und so durfte sich jeder aus der Familie einen Namen aussuchen.

Dieses Wochenende hat es fußballtechnisch in sich: Pokalfinale und Relegationsspiel für den HSV.

Keidel: Hinzu kommt die Kommunion von meinem Sohn, die fast zeitgleich mit dem Spiel der Spiele für den HSV ist: Um 17.30 Uhr ist das HSV-Relegationsspiel und um 18 Uhr ist die Abendandacht der Kommunion. Es ist so ein bisschen der Konflikt frei nach dem Buchtitel "Wenn du an einem Spieltag beerdigt wirst, kann ich leider nicht kommen" (Christoph Biermann). Das Pokalfinale gerät darüber natürlich vollkommen ins Hintertreffen.

Wie lösen Sie das HSV-vs.-Kommunion-Problem?

Keidel: Glücklicherweise ist es meinem Sohn relativ egal, ob ich bei der Abendandacht dabei bin oder nicht. Ich glaube, ich muss mit den anderen männlichen Gästen daheimbleiben und denen noch ein wenig Wein nachschenken. Oder haben die W-LAN in der Kirche?

Wie würden Sie als Buch-Experte den Erfolg Ihrer Bücher bewerten?

Keidel: "Bierquälerei" war schon ein paarmal in der "Spiegel"-Bestsellerliste und ist mit bisher 10.000 verkauften Exemplaren ein echter Überraschungserfolg. Mit dem "Wunder von Bernd" steigen wir nächste Woche auf Platz 39 ein. Sehr cool!

Haben Sie schon mal etwas anderes angedacht als Fußball- und Männergeschichten?

Keidel: Ein richtiger Roman ist das große Ziel. Vor einigen Jahren habe ich es schon mal probiert, bin aber bei 17 Seiten hängengeblieben...

Was ist das ganz persönliche Wunder von Volker?

Keidel: Na ja, dass es nach der verkorksten Fußballkarriere mit dem Schreiben über Fußball und Bier so gut klappt, grenzt schon an ein Wunder. Das größte Wunder wäre allerdings, wenn der HSV am Sonntag drinbleibt.

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