Bettina Wulff macht sich für Fahrradhelme stark
Konstanz - Bettina Wulff ist auf den Helm gekommen: die ehemalige First Lady ist von nun an neue ehrenamtliche Botschafterin von „Stadthelm“: einer bundesweiten Initiative, die Kindern und Jugendlichen, aber auch Erwachsenen das Tragen von Fahrradhelmen im Straßenverkehr nahebringt. Wir haben sie bei der „Abus Charity Cruise“, einer Schifffahrt auf dem Bodensee, wo sie erstmals als neue Botschafterin vorgestellt wurde, zum Interview getroffen.
Bettina Wulff trägt schlichtes blaues Kostüm, sie wirkt entspannt und gut gelaunt. Das Projekt sei für sie „eine Herzensangelegenheit“, sagt sie. Denn nach wie vor sind Kopfverletzungen die Haupttodesursache bei Fahrradunfällen von Kindern und Jugendlichen. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass das Tragen eines Fahrradhelms das Risiko einer Kopfverletzung im Straßenverkehr um 69 Prozent reduziert. Warum ihr das Stadthelm-Projekt (der Helm ist schon in 90 Städten und Regionen erhältlich und es gibt natürlich auch einen München-Helm) so am Herzen liegt, wie sie sich in der Rolle des Models für die Kampagne fühlte und inwiefern ihr Mann Christian Wulff sie dabei unterstützt, das alles hat sie uns im Interview erzählt-. Ein Gespräch über Fahrradhelme, soziales Engagement und Bike-Touren mit der Familie.
Sie wurden bei der „ABUS Charity Cruise“ als neue Botschafterin für das „Stadthelm“ vorgestellt. Warum liegt Ihnen das Projekt so sehr am Herzen?
BW: Das Projekt ist für mich eine Herzensangelegenheit, weil es darum geht, Kinder und Jugendliche im Straßenverkehr vor schweren Verletzungen zu bewahren. Die Stadthelm-Kampagne stellt einen wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit dar. Jeder, der mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollte unbedingt einen Helm tragen, denn das dient der eigenen Sicherheit. Der Kopf ist unser wichtigstes Körperteil. Es gibt jedes Jahr sehr viele böse Verletzungen aufgrund von Fahrradunfällen, die entstehen, weil die Betroffenen keinen Helm getragen haben. Dabei ist es so einfach etwas zu tun. Ich bin selbst Mutter von zwei Kindern und die beiden sind fast jeden Tag mit dem Fahrrad unterwegs. Aus diesem Grund, und auch da ich selbst gerne und viel Fahrrad fahre, ist es für mich wichtig und ein Leichtes, mich dafür stark zu machen, dass wirklich jeder auf dem Fahrrad einen Helm trägt. Der Stadthelm ist bereits in über 90 Städten und Regionen erhältlich.
Warum ist der Helm beim Fahrradfahren so wichtig?
BW: Ich habe mich vorab eingehend über dieses Thema informiert: Es ist wirklich enorm, wie stark ein Helm den Kopf im Falle eines Unfalls schützt. Ein Helm rettet Leben. Umgekehrt ist es aber auch erschütternd, welche Langzeitprobleme ein Unfall mit sich tragen kann wenn kein Helm getragen wurde. Die Folgen können sich durch das ganze Leben ziehen. Häufig wissen die Eltern gar nicht, woher gesundheitliche Probleme bei ihren Kindern plötzlich kommen und warum diese sich auf einmal anders oder auffällig verhalten. Denn oft ist die Ursache dafür ein Fahrradunfall, der vielleicht schon Jahre zurückliegt.
Haben Sie schon einmal selbst oder in Ihrem persönlichen Umfeld einen solchen Unfall erlebt?
BW: Gottseidank ist in meinem Umfeld noch niemand ernsthaft mit dem Fahrrad verunglückt. Zufälligerweise hatte mein jüngerer Sohn Linus kürzlich einen Fahrradunfall, nur einen Tag bevor wir die Stadthelm-Kampagne in Hannover gedreht haben. Er war mit einem Freund unterwegs und ist böse auf die Seite gekippt, aber er hatte zum Glück einen Helm auf. Deshalb ist nichts Schlimmes passiert - worüber ich heilfroh bin. Er hatte zwar mit einigen Blessuren, nämlich mit blauen Flecken und Schürfwunden, zu kämpfen und hatte anfangs noch Schädelbrummen, aber am nächsten Tag sah die Welt schon wieder besser aus. Er war nur mit mäßiger Geschwindigkeit unterwegs, aber selbst bei nur 10 oder 15 km/h können bereits verheerende Verletzungen entstehen. Deshalb ist der Helm so wichtig. Der Stadthelm ist ein Fahrradhelm, der nicht nur sicher ist und gut aussieht, sondern einer, mit dem sich der Träger identifiziert. Das Besondere dabei ist der Schriftzug der jeweiligen Stadt oder Region, über den der Stadthelm eine Verbindung zum Träger schafft.
Ihr älterer Sohn Leander ist 12 Jahre alt. Trägt er noch gerne einen Helm?
BW: Die Bereitschaft dafür nahm im Laufe der letzten beiden Jahre merklich ab. Auf einmal gingen die Diskussionen um die Frisur los: „Ob dann nicht die Frisur zerstört werden würde, wenn man mit dem Helm zur Schule fahren würde und ob es nicht komisch aussähe.“ Seitdem wir aber diese neuen und sehr schicken Helme ausprobiert haben, trägt er diese mit Begeisterung. Er wechselt öfter die Farben und Muster und findet Helm mittlerweile ganz hip. Das hat aber auch damit zu tun, dass ich ihm erklärt habe, dass dieser Helm seinen Kopf und auch sein Leben schützt.
Sind Sie was das Helmtragen angeht ein Vorbild?
BW: Ich muss gestehen, dass ich selbst jahrelang auch keinen Helm getragen habe. Ich habe dann aber aufgrund von vielen Gesprächen mit Unfallopfern oder Betroffenen eingesehen, dass ein Helm unverzichtbar ist und Eitelkeit hier zurückstehen muss. Es geht darum, den Kopf zu schützen, und nicht darum, ob die Frisur hält! Ich habe mittlerweile auch für mich einige schicke Modelle entdeckt, die man durchaus jeden Tag tragen kann. Egal ob auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder auf dem Weg zum Sport: Es gibt zu jedem Outfit den passenden Helm.
Ist das ein ehrenamtliches Engagement?
BW: Ja, es ist ein ehrenamtliches Engagement, weil mir das Projekt wie gesagt am Herzen liegt und ich es sehr unterstütze. Es gehört zu meiner täglichen Lebensrealität: Ich fahre jeden Tag Fahrrad und meine Kinder ebenfalls. Es ist etwas, was mich selbst zutiefst berührt, auch emotional. Deshalb kann ich dafür als Person und mit meinem Namen stehen und möchte dazu beitragen, dass wir immer mehr Helme in unserem Stadtbild haben.
Welchem guten Zweck dient der Verkauf der Helme?
BW: Fünf Euro pro verkauftem Helm spendet Abus an den Bundesverband der Kinderneurologie-Hilfe, um den Verband in seiner Arbeit zu unterstützten und das Beratungsnetzwerk weiter ausbauen zu können. Anliegen ist, das Fahrradfahren immer sicherer zu machen. Und der Stadthelm ist ein Fahrradhelm, der nicht nur sicher ist und gut aussieht, sondern einer, mit dem sich der Träger identifiziert. Das Besondere dabei ist der Schriftzug der jeweiligen Stadt oder Region, über den der Stadthelm eine Verbindung zum Träger schafft.
Welche weiteren sozialen Projekte unterstützen Sie?
BW: Eine weitere Herzensangelegenheit für mich ist „Notruf Mirjam“, ein evangelisches Netzwerk für schwangere Frauen und Mädchen in Notsituationen, welches ich ebenfalls ehrenamtlich unterstütze. Es handelt sich dabei um eine 24 Stunden-Hotline, bei der die hilfesuchenden Mädchen und Frauen Unterstützung finden. Wir vermitteln ihnen unbürokratisch die passende Hilfe und kümmern uns individuell um deren Bedürfnisse. Ich bin in dieses Projekt sehr involviert und übernehme selbst zweimal im Monat den 24 Stunden-Dienst. Wir sind ein wunderbares Team von Frauen. Auch das ist ein Thema, das mich emotional stark anspricht: Es kann nicht sein, dass hierzulande Frauen in solche große Not geraten, nur weil sie – vielleicht ungewollt – schwanger geworden sind. Und dass diese Not so groß ist, dass sie in ihrem Leben nicht mehr weiter wissen und am Rande der Verzweiflung stehen.
Wie groß ist die Sorge, dass Ihren eigenen Kindern etwas passieren könnte?
BW: Ich denke, wenn man die Verantwortung für Kinder trägt, dann gibt es immer Phasen oder Momente, in denen man sich um sie sorgt. Es ist aber wichtig, dass es nicht überhandnimmt und auch nicht dazu führt, dass man sie zu sehr behütet. Kinder müssen auch ihre eigenen Erfahrungen machen. Das funktioniert aber nur dann, wenn man ihnen auch Freiräume schafft und sie manchmal einfach machen lässt. Allerdings ist es wichtig, dass ein bestimmter Rahmen vorgebeben ist, und diesen Rahmen kann man nun einmal besser als Erwachsener bestimmen als das Kind oder der Jugendliche. Ich mache mir immer wieder Sorgen, ja. Im Straßenverkehr, was schulische Dinge angeht und wie sie ihren Weg in ein selbstbestimmtes Leben gestalten können. Letztlich aber glaube ich, dass eine gute Portion Gelassenheit wichtig ist.
Wie war das Shooting für die Kampagne? Wie haben Sie sich in der Rolle des „Models“ gefühlt?
BW: Es ist ein großartiges Team, mit dem ich zusammenarbeiten durfte. Es klappte alles hervorragend und es hat auch viel Spaß gemacht. Man hat mir genau gesagt, wie der Helm am besten präsentiert wird, damit das Ganze einen Nachahmungseffekt hat. Damit es auch ein bisschen lustig, dynamisch und sportlich wirkt, dass es mit Spaß zu tun hat und nicht nur mit Pflicht. Ob ich dabei meine Schokoladenseite gezeigt habe oder nicht, das war mir nicht so wichtig. Es war auf jeden Fall eine neue Erfahrung. Nach einem ganzen Tag nur lächeln stellte sich am Abend allerdings bei mir eine Gesichtsstarre ein (lacht).
Warum ist es Ihnen auch als ehemalige First Lady so wichtig, sich nach wie vor sozial zu engagieren?
BW: Ich tue das seit meiner Jugend, weil ich da bereits in meiner Kirchengemeinde erleben konnte, wie viel es einem selbst gibt, wenn man anderen helfen kann. An der Seite meines Mannes hatte ich dann erweiterte Möglichkeiten, Themen wie frühkindliche Bildung, Chancengleichheit für alle Kinder in Deutschland und unbürokratische Hilfe für Frauen in Not zu unterstützen. Zu sehen, wie Projekte wachsen und dass ich Menschen in ihrem sozialen Engagement helfen kann ist einfach erfüllend. Und wenn ein Thema mich in Herz und Seele überzeugt wie jetzt die Stadthelm-Initiative, dann bringe ich gern meine Energie und Zeit in das Projekt ein.?
Wie steht Ihr Mann Christian Wulff zum Helm? Inwiefern unterstützt er Sie bei diesem Engagement?
BW: Er steht bei dem Thema voll und ganz hinter mir und ihm ist es vor allem wichtig, dass die Kinder ein eigenes Verständnis dafür entwickeln, einen Helm zu tragen und es auch an andere weitergeben.
Sie sind beide nach wie vor gut beschäftigt. Bleibt genügend Zeit für gemeinsame Hobbies bzw. Freizeitaktivitäten?
BW: Wir nehmen uns bewusst Zeit für gemeinsame Stunden als Familie und zu zweit. Das ist uns sehr wichtig. Und wir schöpfen daraus auch Energie für unsere beruflichen und ehrenamtlichen Aktivitäten. Fahrradfahren, wandern, schwimmen gehen und mit den Kindern im Garten spielen - das sind Phasen zum Aufladen. Jetzt im Sommer versuchen wir abends unter der Woche oder zumindest am Wochenende gemeinsam in der Natur zu sein. Die flache Landschaft bietet sich hervorragend an für abwechslungsreiche Radtouren.