Bestseller-Autorin Amelie Fried im Interview mit der Abendzeitung

Die Bestsellerautorin Amelie Fried spricht im Interview über ihren Geburtstag, ihr neues Buch – und ihren Mann.
Daniela Schwan |
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Amelie Fried und Peter Probst inspirieren sich auch nach 28 Ehejahren noch gegenseitig und lachen viel.
Annette Hornischer Fotografie/Random House Amelie Fried und Peter Probst inspirieren sich auch nach 28 Ehejahren noch gegenseitig und lachen viel.

Kaum zu glauben – Amelie Fried, die als beliebte, rebellische Moderatorin "Live aus dem Alabama" aufmischte, ist gerade 60 geworden. Und blickt auf eine steile TV- ("3 nach 9") und Buch-Karriere ("Traumfrau mit Nebenwirkungen") zurück.

Jetzt ist ihr neues Buch "Paradies" (Heyne Verlag, 432 Seiten, 17 Euro) im Handel. Die AZ sprach mit einer ziemlich junggebliebenen Vertreterin der neuen "Senioren-Generation".

AZ: In Ihrem neuen Buch "Paradies" geht es um Selbstfindungskurse. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
AMELIE FRIED: Ich habe mehrere Yoga-Retreats gemacht, und auch während meinen Ausbildungen zur Mediatorin und zum systemischen Coach habe ich viel Gruppendynamik erlebt. Ich denke, mich selbst habe ich inzwischen gefunden, da drohen keine allzu großen Überraschungen mehr.

Sie sind eine Erfolgsautorin seit Mitte der 90er. Wie kamen Sie überhaupt zum Schreiben?
Ich habe mal ein paar Seiten einer Geschichte zu Papier gebracht und einem befreundeten Literaturagenten zum Lesen gegeben. Ein paar Wochen später hatte ich Angebote von fünf Verlagen, ein Buch daraus zu machen. Die "Traumfrau mit Nebenwirkungen" wurde ein Bestseller – und ich hatte einen neuen Beruf.

Am 6. September sind Sie 60 geworden. Alles Gute nachträglich! War das ein Einschnitt für Sie?
Danke! Ich habe mit der Familie und einigen Freunden gefeiert, es gab Live-Musik, gutes Essen, guten Wein, eine wunderbare Rede meines Mannes und am Geburtstag so viele Glückwünsche, dass ich eine Woche mit dem Beantworten beschäftigt war. Einfach überwältigend, wie viel Liebe, Freundschaft und Sympathie ich erfahren durfte. Ich bin so dankbar für alles, was das Leben mir geschenkt hat – und gespannt auf das, was noch kommt.

60 ist angeblich das neue 40.
Ich kann nicht viel mit solchen Slogans anfangen. Aber dass 60-jährige Frauen heute anders drauf sind als in den Generationen davor, ist unübersehbar. Viele von ihnen sind attraktiv, sportlich, lebendig, neugierig und jung im Kopf – sie haben nichts mit den älteren Damen in spießigen Kostümen und beigefarbenen Gesundheitsschuhen zu tun, die man früher mit dem Alter 60 assoziiert hat.

Was machen Sie anders als Ihre Mutter Inge in dem Alter?
Meine Mutter ist ein echtes Vorbild: Sie ist mit ihren 88 Jahren topfit, bewegt sich körperlich und geistig, macht Yoga und Walking, besucht Vorlesungen an der Uni, geht ins Konzert, hat einen riesigen Freundeskreis und ist so interessiert an der Welt und an Menschen, dass jeder sie toll findet. Ich glaube, das große Geheimnis des Älterwerdens ist, dass man nicht mit dem Jammern beginnen darf. Natürlich gibt es immer eine Menge Gründe, sich zu beklagen, aber wer will schon mit jemandem zusammen sein, der nur um sich kreist und unaufhörlich über seine Zipperlein klagt? Wer im Alter nicht einsam sein will, muss den Blick nach draußen richten.

Mit Autor Peter Probst sind Sie seit knapp 28 Jahren verheiratet. Wie funktioniert eine Ehe, wenn beide in ähnlichen Branchen arbeiten?
Ich finde es gut – wir haben viel Verständnis füreinander, können uns austauschen und inspirieren. Das Wichtigste ist, im Gespräch zu bleiben und miteinander lachen zu können – vor allem über sich selbst. Wenn ich diese Paare sehe, die griesgrämig einen Abend lang im Restaurant sitzen und sich nichts mehr zu sagen haben, werde ich ganz traurig. Das wird uns hoffentlich nie passieren. Ich bewundere meinen Mann für seine Geduld und seine Ausdauer. Ganz einfach war das Leben mit mir bestimmt nicht immer.

Sie sind kürzlich wieder nach München gezogen. Warum?
Wir sind innerlich immer Münchner geblieben, als unsere Kinder aus dem Haus waren, hat es uns vom Land zurück in die Stadt gezogen. Die unschönen Vorgänge um die Ehrenbürgerwürden von Hitler und Hindenburg in Dietramszell haben uns den Abschied – nach einer ansonsten sehr schönen Zeit – leichter gemacht.

Sie engagieren sich bei den Stolpersteinen e.V. – mit kleinen Gedenktafeln im Boden soll an das grausame Schicksal verfolgter Menschen im Nationalsozialismus erinnert werden. Was ist der Grund für Ihr Engagement?
Viele Mitglieder meiner Familie sind von den Nazis ermordet worden. Für meine Nürnberger Verwandten konnte ich Stolpersteine verlegen lassen, für die Münchner nicht, weil sich der Stadtrat unter dem Einfluss von Frau Knobloch dagegen entschieden hat. Ich finde es sehr bedauerlich, dass wir Angehörige in München nicht wählen können, in welcher Form wir unserer Verwandten gedenken möchten. Für diese Wahlfreiheit setze ich mich ein.

Als TV-Moderatorin wurden Sie populär. Moderieren Sie denn heute noch?
Podiumsdiskussionen, Kongresse und Firmenveranstaltungen. Meine Zeit beim Fernsehen betrachte ich nach 35 Jahren als beendet, das ist gut so. Ich habe so viele neue Pläne.

Zum Beispiel?
Gerade baue ich meine Coaching-Praxis auf. Ich unterstütze Menschen in Umbruch- und Krisensituationen. Mein Spezialgebiet ist das Thema Exponiertheit, also Menschen, die hervorgehobene Positionen in ihrem Unternehmen bekleiden oder in der Öffentlichkeit stehen. Da bin ich als Coach ein Gegenüber auf Augenhöhe.

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