Bernd Stelter: 60 und ein bisserl weise

Fröhlich durchs letzte Lebensdrittel: Komiker, Karnevalist, Fernseh-Comedian, Moderator, Sänger und Bestseller-Autor Bernd Stelter beschreibt in seinem neuen Roman "Wer älter wird, braucht Spaß am Leben" (Lübbe) wie's geht.
Und im AZ-Interview verrät der 60-Jährige, wie man seinen Humor trotz allem behält, wieso er wieder bei der RTL-Comedy "7 Tage, 7 Köpfe" gelandet ist und wie er sich mit Ehefrau Anke seit 30 Jahren durchs Leben lacht.
AZ: Hallo Herr Stelter, jetzt schon ein Buch übers Alter? Sie sind doch junggeblieben!
Bernd Stelter: Danke! Aber 60 ist schon ein Meilenstein, das letzte Lebensdrittel beginnt, man gerät ins Grübeln - und dabei kommen dann solche Bücher heraus. Es war mir ein Bedürfnis, dieses Buch zu schreiben, ich konnte ja nicht auftreten und hatte Zeit. Und es ist ein optimistisches Buch geworden. Der Stress ist weg. Und natürlich bleibt man heute auch länger jung.
60 ist ja das neue 40, oder gar das neue 30, heißt es...
...die Werbung suggeriert viel! Ich habe mich mit dem Thema auseinandergesetzt, weil ich kein verbitterter Alter werden will! Die Emotionen im Griff zu halten - auch das kann man lernen, mir hat da sehr der Psychotherapeut Manfred Lütz geholfen, den ich zum Interview getroffen habe. Er sagt, es ist eine bewusste Entscheidung, beim Ältwerden nicht zu verbittern, nicht aggressiv oder neidisch zu werden, sondern liebevoll!
Fast 30 Kilo hat Bernd Stelter in der Pandemie abgenommen
Während der Lockdowns haben viele Leute zugenommen, Sie hingegen ab.
26 Kilo sind runter, mehr gehen nicht, da mir mein Körper sagt: Jetzt bleibt es so! Ich kann mein Gewicht halten, weil ich gemerkt habe, dass es einen grundlegenden Unterschied zwischen Gehen und Joggen gibt. Beim Joggen muss man seine feisten Schenkelchen in bunte, enge Hosen quetschen, man schwitzt, bekommt Muskelkater, am nächsten Morgen sagt der innere Schweinehund: "Nee, heute nicht!" Also gehe ich seit fast zwei Jahren entspannt meine täglichen Schritte, eine Stunde am Tag. Und seither bin ich rundum fit, meine Kondition ist gut, das Gehen härtet ab.
Womit wir wieder bei der neuen Freiheit wären. Also bedeutet Älterwerden auch loslassen?
So ist es! Es wird ruhiger - aufhören will ich nicht, mein Vorbild ist der Kabarettist Dieter Hildebrandt, er ist mit 86 gestorben und hatte noch Auftritte fürs ganze Jahr im Terminkalender stehen. Ich kann auch mal "nein" sagen, ein ganz wichtiges Wort ist "loslassen". Das Ganze gilt übrigens nicht nur für materielle Dinge, sondern auch für Menschen: Wer einem nicht guttut, der kann weg, privat wie beruflich. Was natürlich auch ganz wichtig ist: Man muss seinen Humor bewahren und viel und laut lachen! Ohne Humor ist die Unbill des Alterns nur schwer zu ertragen.
So läuft es mit Frau Anke
Sie lachen auch mit Ihrer Frau Anke?
Seit über 30 Jahren lachen wir uns quasi durchs Leben, über uns, über Filme, beim Lesen oder im Kabarett. Wir sind ein zufriedenes, humorvolles Pärchen. Die Pandemie hat uns noch mehr zusammengeschweißt, das war ja für uns auch neu, dass wir uns ständig auf der Pelle saßen, normalerweise war ich ja sehr viel unterwegs. Das haben wir nicht nur hingekriegt, sondern gemeistert.
Ihre Schlagfertigkeit ist Ihr Kapital; von 1997 bis 2005 waren Sie in der Stammbesetzung der satirischen RTL-Talkshow "7 Tage, 7 Köpfe", aktuell sind Sie wieder dabei, wie kam es dazu?
Wenn man mich vor einem halben Jahr gefragt hätte, ob ich wieder mitmachen will, hätte ich abgelehnt! Dann rief Guido Cantz an und fragte: "hast Du wieder Lust?" und ich hab ganz schnell "ja" gesagt. Das Format trieft nach wie vor vor gutem Humor. Meiner ist, hoffe ich, nie verletzend und geht sehr oft auf meine eigene Kappe, ich lache gerne über mich selbst! Und wenn man Witze über sich selbst machen kann, dann darf man auch welche über andere machen, finde ich.
Ihr Resümée fürs dritte Lebensdrittel?
Humor behalten, geistig und körperlich mobil bleiben, gnädig zu sich selbst sein, den Freundeskreis pflegen oder sich neue Freunde suchen. Dank meiner Lebenserfahrung erkenne ich heute Zusammenhänge besser. Und irgendwann bin ich altersweise, dann schmücke ich mich mit meinem Lieblingsspruch: "Wenn du nicht mehr 1.000 Bäume siehst, sondern den Wald, dann hast du es geschafft, dann bist du endlich alt."