Berlusconis neue Breitseite gegen Gattin

ROM - Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi hat im Rosenkrieg mit seiner scheidungswilligen Gattin Veronica eine weitere Breitseite abgefeuert - und zwar in aller Öffenttlichkeit.
In der Talkshow «Porta a Porta» des RAI-Fernsehens verlangte Berlusconi am Dienstagabend, Veronica Lario (52) solle jetzt ihren Fehler öffentlich eingestehen, in eine «Medienfalle» linker Zeitungen getappt zu sein. Unterdessen äußerte sich - nach Italiens Bischöfen - mit dem deutschen Kurienkardinal Walter Kasper ein führender Vatikan-Vertreter kritisch zu Berlusconis Verhalten rund um die Ehekrise und rief ihn zur «Mäßigung» auf.
Die italienische «First Lady» hatte offen dagegen protestiert, dass der 72-Jährige Showgirls und Sängerinnen als Kandidatinnen für die Europawahlen ausgewählt habe. Auch könne sie nicht mit jemandem leben, «der sich mit Minderjährigen trifft», kommentierte sie Berichte über einen Besuch Berlusconis bei der Geburtstagsfeier einer 18-jährigen neapolitanischen Schönheit. Beides sei «absolut falsch» dargestellt, ereiferte sich der Mailänder Medienzar und Milliardär in der Talkshow. «Es ist eine Lüge, dass ich mit Minderjährigen verkehre», deshalb müsse Veronica Lario ihren Irrtum einräumen.
Berlusconi hatte bereits am Montag seine Frau aufgerufen, sich bei ihm zu entschuldigen. Er sehe keine Chance, die immer mal wieder kriselnde Beziehung diesmal zu flicken. Lario wollte italienischen Medienberichten zufolge noch diese Woche die Scheidung einreichen.
Mitten im Wahlkampf für die Europawahlen ging Berlusconi erneut auch hart mit der Linken ins Gericht, die ihn «mit ihren Zeitungen» weiterhin attackiere. «Es reicht mit der Komplott-Theorie», schallte es dazu aus der Opposition zurück. Der Rosenkrieg der Berlusconis sei mittlerweile eine «öffentliche Angelegenheit», meinte der Chef der wichtigsten Oppositionspartei, Dario Franceschini von der PD. Jede TV-Sendung zu den Ehe-Scharmützeln erreicht hohe Einschaltquoten, mehrere Millionen sahen noch die spätabendliche Berlusconi-Talkshow.
Dass Berlusconi die Sache nicht auf sich beruhen lässt, dürfte vor allem auch darauf zurückzuführen sein, dass er um katholische Stimmen bei den Europawahlen im Juni bangt. «Ich werde die Sympathien der Katholiken nicht verlieren», davon ist Berlusconi überzeugt. Was jetzt geschehe, schmerze ihn sehr, er wünsche Veronica nur Gutes.
Kurienkardinal Kasper sagte der Zeitung «La Stampa», er hätte «vor allem von einem Ministerpräsidenten» mehr Mäßigung und Seriosität erwartet. «Das Verhalten des Regierungschefs erscheint uns seltsam», sagte Kasper, «öffentlicher Trennungsstreit verstärkt das Leiden, und er gibt vor allem den Jüngeren ein schlechtes Beispiel.» (dpa)