Ben Ivory: "Ich weiß, wie kostbar die Freiheit ist"

Auf seinem neuen Album "Neon Cathedral" vereint Ben Ivory die kreativsten Elemente dieser Zeit - und mehr. Mit der Nachrichtenagentur spot on news sprach der Berliner über den langen Entstehungsprozess
von  (ami/spot)
Widmet sein Album seiner kleinen Nichte: Ben Ivory
Widmet sein Album seiner kleinen Nichte: Ben Ivory © Sven Marquardt

Er ist ein Kind der 80er: Auf seinem neuen Album "Neon Cathedral" vereint Ben Ivory die kreativsten Elemente dieser Zeit - und mehr. Mit der Nachrichtenagentur spot on news sprach der Berliner über den langen Entstehungsprozess, Kreativität und seinen Kühlschrank.

 

Seit vergangenen Freitag ist das Debütalbum "Neon Cathedral" von Ben Ivory erhältlich. Damit zeigt der Berliner sowohl musikalisch als auch visuell, dass seine künstlerischen Wurzeln in den 80er Jahren liegen. Welche Künstler dabei besonderen Einfluss auf ihn hatten und welche Richtung er mit der Platte einschlagen wollte, erzählt er im Gespräch mit spot on news.

Ben Ivorys erstes Album "Neon Cathedral" erhalten Sie hier

Was für eine Art Album sollte "Neon Cathedral" werden?

Ben Ivory: Ich bewege mich ja im Pop-Genre, das am offensten ist für alle Musikrichtungen und Einflüsse. Mir war es ein großes Anliegen, ein sehr gutes klassisches, aber auch international klingendes Pop-Album zu produzieren. Auf "Neon Cathedral" sind sehr tanzbare Songs, aber auch Balladen, sowie sehr nachdenkliche, melancholische Lieder - und ich glaube auch ein paar Ohrwürmer.

Musik und Texte sind Ihnen gleichermaßen wichtig?

Ivory: Es macht ja die verschiedenen Ebenen des Albums und des Projektes aus, dass man eine gewisse Message finden kann. Egal ob man frisch verliebt ist, sich in einer positiven oder negativen Stimmung befindet. Es ist eine sehr leidenschaftliche Platte. Ich hoffe, dass es der perfekte Soundtrack für die Phase im Leben vieler Menschen sein kann und wird.

Wie stark wollen Sie damit beeinflussen?

Ivory: Am Ende des Tages ist es meine ganz individuelle Sicht der Dinge. Ich bin kein Priester, der sagt, was richtig oder falsch ist. Soweit geht es nicht. Aber eine generelle Botschaft schwingt bei allen Tracks mit.

Haben Sie ein Lieblingslied auf dem Album?

Ivory: Ich liebe alle Songs, sie sind alle aus verschiedenen Stimmungen entstanden. Dennoch gibt es ein paar, die besondere Aufmerksamkeit brauchten und für mich besonders sind, wie "Remedy" oder "Take Me". Sie zeigen eine etwas dunklere Seite und schlagen andere Töne an. Das sind nicht die typischen Single-Kandidaten, die man von einem klassischen Pop-Album erwarten würde. Aber sie geben dem Album auch einen hohen künstlerischen Anspruch.

Wie sind Sie bei der Songauswahl vorgegangen?

Ivory: Ich habe für die Platte über 70 Songs geschrieben und wollte bei der Endauswahl sicher stellen, dass "Neon Cathedral" ein vielseitiges Album wird, aber auch einen roten Faden besitzt. Im Zweifelsfall entscheidet man sich gegen den einen oder anderen Song, den man dennoch stark fand, um das Gesamtbild funktional zu gestalten.

Ist "Neon Cathedral" die Zusammenfassung dieses roten Fadens?

Ivory: Die Kernaussage der Platte ist das Zelebrieren der Individualität, die Hoffnung auf mehr kreative Köpfe. Wir müssen für unsere Freiheit kämpfen, vor allem darum, dass die geistige Vielfalt auf der Welt erhalten bleibt. "Neon Cathedral" sagt das in Metaphern, es ist für mich der Raum in unseren Köpfen, in dem das möglich ist. Ich bin ein Kind der ehemaligen DDR. Ich habe das alles damals nicht explizit mitbekommen. Aber ich weiß, wie kostbar die Freiheit ist und dass sie ständig gefährdet ist.

Ihr Album widmen Sie Frida...

Ivory: Das ist meine Nichte, eine ganz besondere kleine Person in meinem Leben. Sie hat mein Leben sehr verändert und ist jeden Tag eine große Inspiration. Wenn am Ende des Tages niemand anderes mein Album hören will, für Frida habe ich es gemacht.

Woher holen Sie sich sonst Ihre Ideen?

Ivory: Inspirierend kann für mich alles sein, jede Situation. Ich glaube, dass kreative Menschen vielleicht schöpferischer sind, wenn es ihnen mal nicht so gut geht. Die meisten Künstler sind keine Millionäre heutzutage und es gibt Tage, in denen der Kühlschrank leer ist. Das sind wiederum auch sehr produktive Phasen. Das ist das Leben.

Also war Ihr Kühlschrank auch öfter leer?

Ivory: Ich mach das ja nicht erst seit gestern. Ich war schon in anderen Genres unterwegs: Rockmusik, Glamrock, Psychadelic, Elektro. Das war alles eine Vorbereitung auf das erste Album als Solokünstler. In einem Zeitraum von 10 bis 15 Jahren habe ich es mir erarbeitet, jetzt hier zu stehen. Da gab es auch immer mal wieder den Punkt der Verzweiflung und des "ich weiß nicht weiter". Man muss jetzt nicht unter der Brücke schlafen. Aber wenn man weiß, was einen im Leben erfüllt, gibt es keinen Grund aufzugeben. Und auch keine Alternative. Dann muss man weiter kämpfen und noch härter arbeiten.

Hatten Sie für Ihre Karriere dann von Beginn an einen Plan im Kopf oder kam das Schritt für Schritt?

Ivory: Ich habe meinen Eltern mit sechs Jahren eröffnet, dass ich Entertainer werden möchte. Das in der Praxis umzusetzen, war ein Prozess, denn es gibt keine Anleitung für den Weg eines Rockstars, keine Ausbildung, die man machen kann. Es ist ein langer Weg, sich Produktionsdinge anzueignen oder das Schreiben zu definieren oder zu spezialisieren.

Welche Künstler haben Sie auf diesem Weg beeinflusst?

Ivory: Es ist ein natürlicher Prozess für jeden Kreativen, dass er sich damit befasst, was vor ihm da war, und das in gewisser Weise aufnimmt und auch weiterführt. Im Modebereich hat mich ganz klar Kilian Kerner stark geprägt, mit dem ich schon seit zehn Jahren zusammen arbeite. Im filmischen Bereich ist David Lynch eine große Inspiration für mich. Und musikalisch natürlich die 80er, angefangen mit Depeche Mode, Kraftwerk, natürlich auch David Bowie und Michael Jackson. Ich hoffe, es kommen auch noch ein paar neue hinterher.

Welche aktuellen Künstler gefallen Ihnen?

Ivory: In Deutschland finde ich die Musiklandschaft derzeit etwas trist. International gefallen mir James Blake, Woodkid, Antony and the Johnsons, Tori Amos oder Björk. Da hätte ich schon den ein oder anderen Favoriten für eine Zusammenarbeit.

Befassen Sie sich 24 Stunden am Tag mit Musik?

Ivory: Ich verlasse das Haus nicht ohne mp3-Player. Ich bespiele mich selbst 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche. Musik ist für mich wichtiger als essen, das ist für mich wie atmen. Das war schon immer so und wird sich auch nie ändern.

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