Ben Becker: "Die Rolle ist furchtbar"
Der Tod tritt ab: Vier Jahre hat Ben Becker beim „Jedermann“ in Salzburg den Boandlkramer gespielt. In der AZ spricht er über die morbide Rolle und was die Stadt so anstrengend macht.
Salzburg - Seit 2009 mimt der Schauspieler Ben Becker (47) im „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen den Tod. Heuer ist damit Schluss: „Ich will den Tod nicht mehr spielen, bin einmal dran vorbei geraschelt und ich hab’ ganz viele Freunde verloren.“ In der AZ spricht er über die Rolle, die er am 30. August an den Nagel hängt.
AZ: Sie geben den Tod jetzt schon im vierten Jahr...
BEN BECKER: ...weil wir uns im Ensemble versprochen hatten, dass wir zusammen bleiben. Motto: Einer für alle, alle für einen!
Was ist so schön an Salzburg?
Nichts und doch alles! Es ist die Hass-Liebe zu einer Stadt, die mich nicht loslässt. Seit vier Jahren versuche ich vergebens, dieses Salzburg zu ergründen. Es ist eine sehr verstörende Stadt, um es mit den Worten des Schriftstellers Thomas Bernhard zu sagen, von der ich nicht die Finger lassen kann, ohne zu wissen warum.
Was ist so schön an dieser Rolle?
Gar nichts! Die Rolle ist furchtbar, aber das Stück hat seine Berechtigung. Jedermann ist ein Theaterstück mit Hand und Fuß.
Können Sie nach über 50 Aufführungen noch zwischen Leben und Tod unterscheiden?
Es ist schwierig, vor allem weil man nicht weiß, was man da macht. Der Tod ist schwierig zu spielen, weil man ihn ja nicht kennt. Es erfordert viel mehr Phantasie als andere Rollen.
Macht die Rolle morbide?
Das wird man in Salzburg von ganz alleine. Aber es stimmt, man denkt öfter über die eigene Endlichkeit nach. Wie anstrengend ist die tägliche Maske? Drei Stunden Anmalen vor jeder Vorstellung und danach stehe ich eineinhalb Stunden unter der Dusche und werde mit dem Schwamm abgeschrubbt.
Hart verdiente Brötchen?
Geschenkt bekommst du hier nichts. Dieses ganze Salzburg erfordert eine sehr gute Kondition, da du hier von früh bis spät auf dem Silbertablett durch den Ort gereicht wirst.
Können Sie das genießen?
Manchmal ist es ganz schön, man fühlt sich hier gut aufgehoben. Es gefällt mir, wie dieses Land seine Künstler liebt. Wenn es mir zu viel wird, flüchte ich in umliegende Wälder an versteckte Badeseen, wo ich mit meiner Familie nackig im Wasser plantsche.
Wie empfinden Sie das hiesige Festival-Flair?
Salzburg ist wie Disneyworld. Die nehmen sich alle furchtbar wichtig, zeigen trotzdem gute Kunst und haben viel Spaß dabei.
- Themen:
- Salzburger Festspiele