Bei Promi-Premiere in München: Roncalli-Chef schimpft in der Manege über "unverschämte" Summe
Am Samstagabend hieß es im Münchner Werksviertel Manege frei für die große, fulminante und magische Premiere von Bernhard Pauls berühmtem Circus Roncalli – verbale Watschn gegen die Stadt München inklusive.
Hoeneß, Breitner, von Thun: Alle sind sie bei der Premiere zu Gast
Bevor die vielen Promis wie Uli Hoeneß, Paul Breitner, Sepp Maier, Carolin Reiber, Simone Rethel-Heesters, Friedrich von Thun, Bibi Johns, Hansi Kraus, Jutta Speidel und Günther Maria Halmer in den Genuss kamen, die Artisten und Clowns zu bestaunen und zu bejubeln, richtete sich der österreichische Roncalli-Gründer (1975 stampfte er den Zirkus aus dem Boden) an sein Premieren-Publikum. Erst mit warmen, dann aber auch mit kritischen Worten.

Zirkusdirektor Bernhard Paul beschwert sich über Standgebühr in München
Der 76-Jährige, der selbst oft als Clown "Zippo" aufgetreten ist, erzählte von der Standgebühr, die in München aufgerufen wird, damit er sein Roncalli-Zelt am Ostbahnhof aufschlagen darf. Bernhard Paul sagte erst ironisch: "Als sie mir die Zahl gesagt haben, dachte ich, sie wollen uns das Grundstück verkaufen."

70.000 Euro muss Circus Roncalli zahlen: Wer kassiert ab?
Dann wurde er ernst. Paul enthüllte die genaue Summe: 70.000 Euro Standgebühr muss er zahlen für die vier Wochen. "So viel haben wir noch nirgends zahlen müssen. Und wir spielen überall, waren schon in Moskau – und in Sevilla bei der Weltausstellung."

Er klagte auch, Zirkus "gilt seit dem Dritten Reich nicht mehr als Kultur – und bekommt auch keine Zuschüsse". Roncalli (wird in zwei Jahren 50) sei immer schon völlig unsubventioniert. Doch wer kassiert die 70.000 Euro Standgebühr?
Gelände gehört der OTEC GmbH & Co. KG
Das Gelände direkt hinter dem Riesenrad – wo in Zukunft das Konzerthaus entstehen soll – gehört zum Werksviertel, Eigentümer ist die OTEC GmbH & Co. KG, ein traditionsreiches Familienunternehmen, das Immobilien im Werksviertel baut, entwickelt, verwaltet und vermietet.
Was Bernhard Paul auch ein Dorn im Auge ist – der Platz im Abseits. Andernorts, etwa in Wien, stehe man an prominenten Plätzen wie dem Rathausplatz – und dort eröffne auch regelmäßig der Bürgermeister das Programm. Zur Premiere hier war OB Dieter Reiter nicht zu Gast.
In München habe Roncalli außerdem offenbar eine "innere Kraft: Da, wo wir spielen, wird hinterher gebaut." Darum konnte Bernhard Paul mit seinem Personal ja auch nicht mehr zum Leonrodplatz.
Das Gastspiel in München sei überhaupt nur durch die Hilfe "von meinem lieben Freund Michael Käfer" zustande gekommen. Der Feinkost-König habe zum Standplatz im Werksviertel vermittelt, weil "er da zum Glück Leute kannte". Später fragte die AZ nochmal bei Bernhard Paul nach. Was ist das für ein Zirkus um die Standgebühr?
Unverschämte Summe: "Wir kaufen den Platz nicht"
Der Roncalli-Boss dazu: "Es gibt Städte, da zahlen wir gar nichts, weil man sich freut, dass wir da sind – oder 300 Euro pro Tag. In München ist diese horrende Summe für vier Wochen wirklich unverschämt. Zumal niemand Mühen oder Kosten hat. Der Platz steht ja einfach da. Wir kaufen den Platz nicht, wir benutzen ihn nur kurz, um den Menschen Kultur und Unterhaltung zu bringen."
Warum er die 70.000 Euro trotzdem zahlt? "Wegen des Münchner Publikums. München ist ein Fixpunkt, wir haben viele Stammgäste hier, die Zeit ist immer etwas Besonderes. Und ich liebe München, bin gerne hier – auch wenn es so teuer ist."
Pauls Vorschlag zur Güte: "Montag und Dienstag haben wir spielfrei. Von den vier Wochen in München sind also acht Tage Ruhetag. Da könnten uns die Verantwortlichen doch finanziell etwas entgegenkommen – mit einer Good-Will-Reduzierung, oder?"