Bastian Bielendorfer: "Falls Jauch einen Nachfolger braucht, ich bin bereit"

Vom "Wer wird Millionär"-Kandidaten zum Bestsellerautor und Sidekick in der "Harald Schmidt Show" - Bastian Bielendorfer (30, "Lehrerkind: Lebenslänglich Pausenhof") erzählt in seinem neuen Buch "Mutter ruft an" (Piper Taschenbuch, 320 Seiten, 9,99 Euro) auf amüsante Weise, wie es ist, wenn die Nabelschnur eins zu eins durch das Telefonkabel ersetzt wird. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verriet er unter anderem, welche Zukunftspläne er hat.
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In Ihrem Buch "Mutter ruft an" beschreiben Sie zahlreiche Telefon-Gespräche zwischen Ihnen und Ihrer Mutter. Wie haben Ihre Eltern auf Ihr neues Werk reagiert?
Bielendorfer: Meine Eltern sind beide Vollblutpädagogen, ihre Wertung war: "Ist ok, Sohn", was in etwa einer 3+ entspricht. Bei meinem ersten Buch war das noch etwas anders, als das in die Bestsellerliste kam, rief mich ein Freund aus meiner alten Heimatstadt Gelsenkirchen an und sagte: "Basti, dein Vater steht in der Buchhandlung bei den Bestsellern und räumt dein Buch aus den Regalen." Mittlerweile haben sie sich, glaube ich, aber damit abgefunden, dass sie Teil meiner Komik sind. Irgendwie ist es ja auch schön, den Studentensohn nicht mehr subventionieren zu müssen.
Ihr bester Tipp, wie man sich als erwachsener Mann vor seiner Mutter "schützen" kann?
Bielendorfer: Ich habe absolut kein Mutterhasserbuch geschrieben, ich denke, man sollte auch niemanden vor seiner Mama schützen müssen. Meine Mutter ist eine sehr liebevolle, aufopfernde Mama gewesen, nur wenn sie zum Telefonhörer greift, produziert sie irgendwie Katastrophen am laufenden Band. Ob sie jetzt überzeugt ist, ganz allein das Internet kaputt gemacht zu haben oder mir vorschreibt, was ich im Fernsehen anziehen und sagen soll. Bei meinem letzten Lanz-Auftritt hatte ich ein ganz klares Drehbuch, was ich sagen darf und was nicht, an das ich mich natürlich nicht gehalten habe. Mama macht sich halt Sorgen, dass ihr Sohn schlecht da steht. Wenn man erwachsen wird, wird irgendwann die Nabelschnur durch das Telefonkabel ersetzt. Das gilt wahrscheinlich für die meisten Kinder, für mich nur noch etwas mehr.
Ihre Mutter kämpft in dem Buch auch mit den Fallen des Internets. Welche Geschichte hat Sie dabei persönlich am meisten amüsiert?
Bielendorfer: Da gibt es viele. Meine Mama ist Mitte 60 und gehört einer Generation an, die ernsthaft solche Fragen stellt wie: "Kann man E-Mails auch sonntags verschicken?" Meine Eltern sind - anders als ich - eben nicht mit dem Internet aufgewachsen. Obwohl, mittlerweile hat meine Mutter sogar einen Facebook-Account, das ist mir aber erst aufgefallen, als sie angefangen hat, meine Postings auf Rechtschreibung zu korrigieren. Letztens rief sie mich an und fragte mich ernsthaft, warum ich die Freundschaftseinladung von "Adi" nicht annehmen würde, der wäre ganz traurig! Dass "Adi" unser Hund "Adenauer" ist und sicher kein Facebook benutzt, ließ sie als Argument nicht durchgehen.
Sie haben jetzt Ihr drittes Buch veröffentlicht und studieren Psychologie. Wo sehen Sie Ihre berufliche Zukunft?
Bielendorfer: Früher war die Psychologie ganz klar Plan A. Seit meine Bücher aber so viele Leser gefunden haben und ich den Luxus habe, mit meinen Comedy-Lesungen durchs ganze Land reisen zu dürfen, haben sich die Prioritäten schon verschoben. Es ist einfach ein Wahnsinnsluxus, in seinem Job Applaus zu bekommen, wer hat schon dieses Glück? Als Psychologe würde sicherlich nach der Therapie kein Patient applaudieren. Ich genieße meinen Job als Komiker in vollen Zügen.
Ein Kapitel Ihres Buches dreht sich darum, dass sich Ihre Mutter gerne eine große Karriere für Sie ausdenkt, um vor dem Rest der Familie gut dazustehen. Wissen Sie schon, was Sie dieses Jahr an Weihnachten erwartet?
Bielendorfer: Das gleiche Bildungsabschlussnotenvergleichsfest wie immer (das Wort muss ich mir fürs nächste Scrabbeln mit Papa merken). Meine gesamte Familie besteht nur aus Pädagogen und Hochschullehrern und ich war als einziger Nichtakademiker meistens das schwarze Schaf des Stammbaums. Meine Eltern hätten sich, glaube ich, auch sehr eine eigene Praxis für ihren Jungen gewünscht, aber jetzt nehmen sie halt stolz meine Fernsehauftritte auf, das reicht auch, um beim Weihnachtsfest mit meinen Verwandten nicht komplett vor Scham im Boden zu versinken.
Gibt es für Sie auch weitere Pläne, was Auftritte im Fernsehen betrifft?
Bielendorfer: Ich war bis März fast zwei Jahre Sidekick in der "Harald Schmidt Show" auf Sky und trete öfters mal in Improcomedyformaten wie z.B. "Jetzt wird's schräg" in Sat.1 auf. Und ich würde mich freuen, immer mehr im Fernsehen zu arbeiten, weil natürlich kaum etwas ein größeres Publikum eröffnet als die Mattscheibe. Falls Herr Jauch mal einen Nachfolger bei "Wer wird Millionär" braucht, ich bin bereit. Dafür ziehe ich dann auch mal einen Anzug an, damit Mutter stolz sein kann.
"Wer wird Millionär" hat gerade 15-jähriges Jubiläum gefeiert. Werden Sie noch oft auf Ihren Auftritt angesprochen?
Bielendorfer: Dafür, dass es bereits drei Jahre her ist, immer noch erstaunlich oft. Diese paar Minuten Quizshow haben wirklich mein komplettes Leben verändert, vorher war ich kellnernder Student und dann plötzlich Buchautor. Und das alles nur, weil mein Vater als Telefonjoker bei der 8.000 Euro-Frage dermaßen den Pädagogen raushängen ließ, dass die Zuschauer wohl sehr amüsiert waren. "Wie kannst du nur die 8.000 Euro-Frage nicht wissen, das weiß doch jeder!" war das erste, was er mich vor Millionen Leuten live gefragt hat. Für alle anderen wohl sehr lustig, für mich die Hölle.
Wenn Sie selbst mal Vater werden - was werden Sie anders machen als Ihre Eltern?
Bielendorfer: Schwierige Frage. Meine Eltern haben mir Respekt vor anderen beigebracht und mich Anstand und Bescheidenheit gelehrt, jedenfalls hoffe ich das. Außerdem haben sie mir die Faszination von Büchern vermittelt und mich zum Schreiben gebracht. Wahrscheinlich würde ich nicht so viel anders machen. Na ja, außer die privaten Briefe meiner Kinder zu korrigieren und mit Noten zu versehen - das geht gar nicht!