Bambi 2009: Ein Kitz für Kate

Die Schauspielerin findet den Preis „ganz schön schwer“, Verteidigungsminister Guttenberg lässt sich von seiner Frau vertreten und Helmut Kohl meldet sich mit Theo Waigel aus Oggersheim
von  Abendzeitung

Die Schauspielerin findet den Preis „ganz schön schwer“, Verteidigungsminister Guttenberg lässt sich von seiner Frau vertreten und Helmut Kohl meldet sich mit Theo Waigel aus Oggersheim

Wenn das so weitergeht, hat er bald mehr Rehe als der Tierpark Hellabrunn!

Jopie Heesters (nahezu 106) ist auch dieses Jahr mit einem Bambi ausgezeichnet worden. Hintergrund: „Bunte“-Chefin Patricia Riekel hatte der singenden Legende einmal leichtsinnigerweise versprochen, er würde bei jeder Verleihung, die er erlebt, eine weitere Trophäe bekommen. Gestern war’s dann mal wieder soweit: Bambi Nr. 9 für den Künstler, der im vergangenen Jahr selbst nach einem doppelten Rippenbruch auf der Intensivstation Tonleitern summte.

Zur Verleihung nach Potsdam mochte Jopie sich allerdings nicht aufmachen, verfolgte das Spektakel lieber bequem von daheim aus. Leider verzichtete die Regie kurzfristig aus Zeitgründen auf den Einspieler, in dem er den Preis entgegennimmt. Auch der fast 30 Jahre jüngere Helmut Kohl (79), der für seinen Beitrag zur deutschen Einheit mit dem „Millenium-Bambi“ geehrt wurde, klinkte sich gesundheitsbedingt nur aus seinem Lesezimmer in Oggersheim ein.

„Kate, you are so beautiful!“, fand nicht nur Bruno Ganz

Zwischen Büchern über die Hanse und China saß dort mit ihm sein Ex-Finanzminister Theo Waigel, hielt eine Laudatio und überreichte dem Kanzler das Kitz („Helmut, von deiner Statur her wäre eigentlich ein Mammut angemessen“). Kohl, der sich in rührenden Worten bedankte („Wir haben Frieden“), wirkte in der Tat schwer angeschlagen.

Trotz dieser Abstinenzen herrschte bei der 61. Verleihung des wichtigsten deutschen Medienpreises eine höhere VIP-Dichte als an jedem Gratis-Buffet. Am beeindruckendsten: Kate Winslet, die für ihre oscarprämierte Rolle in „Der Vorleser“ ausgezeichnet wurde. Nicht nur Laudator Bruno Ganz war der Meinung: „Kate, you are so beautiful!“ „Ganz schön schwer“ fand Winslet den 3600-Gramm-Bambie, den sie mit ihrem jungen Filmpartner David Kross teilen möchte („Er hat sich unheimlich reingehängt“).

„Schauspieler International? Ich bin aus Österreich“

Eigentlich hatte auch Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sein Kommen angekündigt. Dann trat aber plötzlich Ehefrau Stephanie auf die Bühne. Ihr Mann habe ihr mit Hinweis auf die „politische Gemengelage“ (siehe AZ S. 2) das Redemanuskript zugesteckt. „Denken Sie sich Ihren Verteidigungsminister einfach in dieses Abendkleid“, forderte sie ironisch von den 800 Gästen – und las die charmante Rede ihres Gatten vor, mit gekonnten Pausen und Betonungen. Es war die Laudatio für Noch-Bayern-Manager Uli Hoeneß (siehe AZ S. 3), der in der Kategorie Wirtschaft gewann und von Stephanie zu Guttenberg aus Versehen sogar einmal zu „Uli von Hoeneß“ geadelt wurde.

Für seine bös- und vor allem großartige Rolle in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ wurde Christoph Waltz belohnt: „Schauspieler International? Das ist wirklich meine Kategorie, ich bin aus Österreich“, gab er im kürzesten Wortbeitrag des Abends bekannt. „Danke“.

Eiskönigin Katarina Witt rutscht verbal aus

Gleich fünf „Ehren-Bambis“ gingen an „Deutsche in Hollywood“: die Regisseure Roland Emmerich (brachte seinen hübschen Freund mit und verwechselte auf der Bühne Uschi Glas mit Uschi Obermaier), Florian Henckel von Donnersmarck, Oliver Hirschbiegel, Caroline Link sowie Kameramann Michael Ballhaus.

Schauspieler und Schal-Träger Maximilian Schell bekam das goldene Reh für sein Lebenswerk um 23 Uhr („Es ist spät, ich fasse mich kurz, alle haben Hunger“) – erstaunlicherweise nach 2002 schon zum zweiten Mal. „Knapp vor der Verurteilung“ fand er das.

Verurteilenswert waren allerdings eher die Moderatoren: Eiskönigin Katarina Witt schien sich ihre übertriebenen Gesten von Volksmusikkasperl Florian Silbereisen abgeschaut zu haben und glitt auch verbal häufiger aus. Nicht viel besser: Sportmoderator Tom Bartels, der sich bei Boxer Wladimir Klitschko ungelenk für die „beeindruckenden Worte auf Deutsch“ bedankte – als ob Dr. Faust sonst immer nur auf Ukrainisch parlieren würde.

Timo Lokoschat

Das Video zur Bambi-Verleihung

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