azzkantine: Aus alt mach neu
Berlin - Nach Cover-Ausflügen in die Welt des Hardrock und des deutschen Liedguts besinnen sich die Musiker von Jazzkantine wieder auf ihre "alten" Tugenden: Am 20. September veröffentlichte die Gruppe die funklastige Platte "Ultrahocherhitzt". Die Nachrichtenagentur spot on news sprach mit dem Bandleader, Mitbegründer und Bassisten Christian Eitner über das zehnte Studioalbum.
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Was hat sich seit dem ersten Projekt 1994 verändert?
Christian Eitner: Wir waren von Beginn an keine Band, sondern eher eine Gruppe von Leuten, die sich getroffen haben, um an Konzeptalben zu arbeiten. Dabei haben wir niemals Scheuklappen aufgehabt, mussten uns nie stilistisch streiten und waren seit dem Anfang schon sehr crossover. So haben wir über die Jahre hinweg einiges ausprobiert: Theater, Big Band, Coveralben, sind uns jedoch immer treu geblieben und haben uns nie selbst kopiert. Von daher waren die jetzt 20 Jahre eine große Reise. Mit dem neuen Album sind wir nun wieder dort angekommen, wo wir angefangen haben.
Und persönlich?
Eitner: Wir sind natürlich alle ein bisschen älter geworden und auch weiser. Haben uns natürlich auch musikalisch weiterentwickelt. Es ist jetzt ein guter Zeitpunkt, nochmal ein bodenständiges und selbstkomponiertes Album zu veröffentlichen.
Back to the roots sozusagen.
Eitner: Ja, soundmäßig auf jeden Fall. Nach zwei Cover-Alben war es an der Zeit, die Sachen, die in der Schublade lagen rauszubringen. Sachen, von denen wir wissen, dass sie auch live gut funktionieren.
Überwiegt nach fast 20 Jahren in der Branche noch immer der Spaß oder kostet so ein Album vor allem viel Energie?
Eitner: Vor 20 Jahren ließ sich einiges kräftemäßig natürlich einfacher gestalten. Zudem verstreuen sich unsere Künstler bundesweit in alle Ecken und es ist für mich, den Chefkoch, schwierig alle zusammenzutrommeln. Aber die Spielfreude überwiegt nach wie vor!
Was macht die Jazzkantine aus?
Eitner: Wir besetzen einen Bereich in der Musik, der nicht so totgespielt ist. Nach all den Jahren stehen wir doch immer noch relativ allein mit einer Mischung aus deutschen Texten, Funk, Soul, HipHop, aber auch Jazz und Blues. Dadurch schwindeln wir auch ein wenig mit unserem Namen. Wir spielen keinen Jazz der wehtut.
Sie haben auf Ihren letzten Alben mit anderen Künstlern gearbeitet. Unter anderem Stücke mit Xavier Naidoo und dem Wu Tang Clan produziert: Wieso haben Sie sich davon distanziert?
Eitner: Unsere beiden Frontmänner Cappuccino und Tachiles waren jetzt einfach mal dran! Wir hatten unsere Ideen und die mussten jetzt verwirklicht werden. Dadurch hatten wir nicht das Gefühl: Da muss jetzt noch jemand mit drauf.
Trotzdem überrascht das Album auch mit ein paar neuen Einflüssen...
Eitner: Wir haben die Entwicklung von Cappuccino mitgenommen, der sich mehr und mehr mit Reggae und R&B beschäftigt hat. Das verleiht einigen unserer Songs einen neuen Style.
Ihre letzten beiden Projekte waren Cover-Alben. Heino ist mit seinem neuen Album ein wenig auf den selben Zug gesprungen. Was halten Sie davon?
Eitner: Bei unserem Volksliedalbum haben wir tatsächlich zwischenzeitlich darüber nachgedacht, Heino mit einzubeziehen. Er ist quasi der Volksliedpapst, aber letztendlich haben wir lieber die Finger davon gelassen, da wir nicht gedacht haben, es glaubwürdig hinzubekommen und es unseren Fans zu vermitteln. Sein Album war diesmal so schräg, dass sich sowohl die Presse als auch die Leute darauf gestürzt haben. Warum, kann ich nicht verstehen. Aber die Musiklandschaft lebt von solchen Typen. Es ist nichts schlimmer als diese Eintagsfliegen die uns Jahr für Jahr begleiten.
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