Auszeichnung für einen Amigo

Einst löste Flugzeugbauer Grob in Bayern die „Amigo-Affäre“ aus. Ministerpräsident Streibl musste gehen. Nun wird er vom Landtag für seine Verdienste um die bayerische Verfassung geehrt
Angela Böhm |
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Enger Draht zu Bayerns Ministerpräsidenten: Von Franz Josef Strauß bekam Grob den Bayerischen Verdienstorden.
dpa Enger Draht zu Bayerns Ministerpräsidenten: Von Franz Josef Strauß bekam Grob den Bayerischen Verdienstorden.

 Einst löste Flugzeugbauer Grob in Bayern die „Amigo-Affäre“ aus. Ministerpräsident Streibl musste gehen. Nun wird er vom Landtag für seine Verdienste um die bayerische Verfassung geehrt

MÜNCHEN Freundschaften zahlen sich am Ende doch aus. Seine Hazienda in Brasilien sorgte in Bayern für eine Regierungskrise und prägte den Begriff „Amigo-Affäre“. Der damalige Ministerpräsident Max Streibl musste gehen, weil er sich von dem Mindelheimer Flugzeugbauer Burkhart Grob (87) zwei Mal in dessen Feriendomizil hat einladen lassen.

20 Jahre ist das her. Jetzt bekommt der Allgäuer Unternehmer eine besondere Ehrung: Am Montag zeichnet ihn Landtagspräsidentin Barbara Stamm mit der Bayerischen Verfassungsmedaille aus. Den Orden gibt es für besondere Verdienste um die Verfassung. Verdient gemacht hat sich Grob vor allem als Amigo. Er sponserte die CSU und übernahm die Reisekosten für Max Streibl. Schließlich war der Flugzeugbauer an einem Staatsauftrag interessiert. Den sollte er nach dem Willen seines Freundes auch bekommen.

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Der Landesvater propagierte beim Bundesverteidigungsministerium das Milliarden-Projekt um den Höhenaufklärer „Lapas“. Für das erhielt Grob von der Landesanstalt für Aufbaufinanzierung, der Streibl vorstand, ein billiges Millionendarlehen. „Saludos Amigos“ begrüßte Streibl die CSU-Gemeinde dann am politischen Aschermittwoch in Passau – und fragte: „Freunde zu haben, ist das eine Schande bei uns in der CSU?“ Drei Monate später war er weg.

Jetzt wird sein Gönner zum hochdekorierten Unternehmer. Schon 1986 hatte ihm der damalige Ministerpräsident Franz Josef Strauß den Verdienstorden verliehen. Strauß-Tochter Monika Hohlmeier sollte 2006 die Verfassungsmedaille bekommen – was ihr dann doch verwehrt blieb. Sie sei „kein Aushängeschild für einen verdienstvollen Einsatz um die bayerische Verfassung“, hatte die Opposition kritisiert. Wegen der „Wahlfälscher-Affäre“ hatte die einstige Schulministerin zurücktreten müssen.

Ob nun ausgerechnet der Vater der Amigos ein Aushängeschild für die bayerische Verfassung ist? Vorgeschlagen habe ihn die Regierung von Schwaben, teilte der Landtag auf Anfrage der AZ mit. Zur Feierstunde ins Maximilianeum, bei der der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, die Festrede hält, kommt Grob nicht. Er sei verhindert, heißt es. 38 Persönlichkeiten erhalten die Verfassungsmedaille. Darunter der Musiker „Haindling“ Hans Jürgen Buchner, der Filmemacher Marcus H.Rosenmüller und Münchens ehemalige zweite Bürgermeisterin Gertraud Burkert.

 

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